Herdecke. Mit Stauden und Wilblumensamen will Gärtnermeister Thorsten König kleine Ökosysteme in Herdecke schaffen – als Nahrungsangebot für Insekten.
Mehr Nektarweiden und Pollenwiesen als Nahrungsgrundlage für Insekten in Herdecke – das hat sich Gärtnermeister Thorsten König aus Ende aktuell zum Ziel gesetzt. Schon seit Jahren hat er sich dem naturbelassenen Anbau und natürlichen Pflanzenstärkungsmitteln verschrieben. Jetzt will er in seiner Heimatstadt an verschiedenen Standorten kleine Ökosysteme für heimische Bienen, Schmetterlinge und Co. schaffen. Der Verkauf seiner Produkte „Made in Herdecke“ unterstützt das Projekt.
Erlös anteilig fürs Projekt
Ein Anteil des Verkaufserlöses von Konfitüren, (Rosen-)Gelees, Rosenwasser, Likören und allem, was Thorsten König aus seiner Destillerie gewinnt, fließt in die Anschaffung von Pflanzen und Saatgut. „Auch aus dem Verkauf jeder Herdecker Stiftsrose gehen fünf Euro in das Projekt“, sagt Thorsten König und zeigt verschiedene Wildblumen-Samenmischungen für Schmetterlinge, Fledermäuse, Bienen und Vögel. „Ich habe mich zuvor extra beim Naturschutzbund darüber informiert, welche Pflanzen und Samen sinnvoll sind als Nahrungsgrundlage“, so König weiter. Und er erklärt: Bienenhotels dort aufzustellen, wo keine Pflanzen blühen, sei sinnlos. „Denn Wildbienen können nur 500 bis 600 Meter fliegen, so dass in diesem Umfeld auch die Futterquelle sein muss, damit sie sich vernünftig ernähren und vermehren können. Man kann nur über das Nahrungsangebot die Population erhöhen. Außerdem haben Wildbienen teilweise nur eine Lebenserwartung von vier bis sechs Wochen. Also machen Insektenhotels nur dort Sinn, wo es blüht“, erklärt der Experte.
Veilchen und Nelken begehrt
Und welche Pflanzen sollten für unsere hungrigen heimischen Insekten wachsen und blühen? „Stauden wie Akelei, Bergenien, Primeln, Stiefmütterchen und Veilchen in verschiedenen Varianten. Auch diverse Nelken sind begehrt, zum Beispiel die Karthäusernelke, die für Schmetterlinge wichtig ist“, weiß König. Aber, so betont er, die Pflanzen müssten natürlich ungespritzt sein. Genau deswegen baue er all diese Pflanzen selbst an oder beziehe sie von bekannten Lieferanten, die im Sinne seiner Handlungsgrundlagen anbauen.
Bienenfutter am Rathaus
Entstehen sollen kleine Nektarweiden und Pollenwiesen demnächst an vielen verschiedenen Stellen im Stadtgebiet – zum Beispiel auch direkt am Rathaus. „Die kleinen Hochbeete rechts und links des Eingangs werden jetzt bepflanzt. Auch in den Nischen der Pflanzflächen auf Gut Kallenberg, die nicht anbaufähig sind, wird gepflanzt und gesät. Schulen und Kindergärten können sich gerne bei uns melden; sie bekommen die speziellen Saatmischungen kostenlos von mir. Man braucht nur ein paar Quadratmeter Fläche, die nicht gedüngt ist, wo man säen und pflanzen kann“, erklärt Thorsten König. Wichtig sei ihm, dass das auch im öffentlichen Raum geschehe.
So stehe er derzeit im Gespräch mit der Stadt, damit die im vergangenen Jahr gezüchtete Rose, die die Goldmedaille für Bienenfreundlichkeit bekommen hat, auf dem Kampsträter Platz gepflanzt wird. „Die Bienentanzrose Walzer ist weißblühend, hat eine superlange Blütezeit, ist sehr bienenfreundlich und hat hinterher auch eine schöne Hagebutte. Auch über den Verkauf dieser Rose werden wir die Finanzierung des Projekts mit anschieben. Kunden unterstützen damit die Nachhaltigkeit in Herdecke“, so König. Wer aktiv etwas für die Umwelt tun wolle, der müsse keine Aktionen in Übersee unterstützen: „Wir haben vor unserer Haustür genug zu tun.“
Nächste Woche pflanzen
So sollen alle Pflanzen, die er auf seiner drei Hektar großen Fläche anbaut, ins „System der Nachhaltigkeit“ passen: Auf dem Lavendelfeld werden die Rispen erst nach der Blüte geerntet, wenn die Insekten nicht mehr fliegen. „Erst dann werden die Rispen weiterverarbeitet zu ätherischen Ölen. Der höchste Gehalt an Ölen ist erst nach der Blüte“, erklärt König. Auch Grünspargel baut er an; denn „Spargel ist eine super-bienenfreundliche Pflanze“. Einen Teil des Spargels werde er ernten, den Großteil jedoch stehen lassen, damit Insekten sich an den Blüten laben können.
Übrigens: Ab nächster Woche können Pflanzen und Samen für die Insekten in die Erde gebracht werden.
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