Herdecke. Was ist noch Kunst? Wie wird sie erfasst? Wo ist Schluss bei der Sanierung? In Herdecke soll der Kulturausschuss nach Antworten suchen.

Bei einigen Kommentatoren auf Facebook war die Frage schnell geklärt: Der desolate Zustand einiger Straßen im Stadtgebiet sei doch entschieden wichtiger als die Beschäftigung mit der Kunst im Öffentlichen Raum. Die Mitglieder im Hauptausschuss schätzten die Bedeutung der Kulturgüter am Wegrand doch etwas höher ein. Der Frage, „welche Kunstwerke wir auf Dauer erhalten wollen“, will sich nicht nur Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster stellen: Im Kulturausschuss soll beraten werden, was Willi Creutzenberg als Bürger im Umgang mit der Kunst angeregt hat.

Zunächst einmal wünscht Creutzenberg die Schaffung eines Registers. Namen und Lebensdaten der Kunstschaffenden soll es enthalten, das Jahr der Aufstellung, aber auch Hinweise an den Kunstwerken stellt er sich vor und eine jährliche Inspizierung. 40.000 € im Jahr hat die Verwaltung dafür veranschlagt.

Personalnot „Totschlagargument“

Selbst wenn es sich bei den 40.000 € um eine „gegriffene Größe“ handele, hatte CDU-Fraktionschef Heinz Rohleder „Probleme mit dieser stolzen Summe“. Für ihn müsste „mehr Fleisch“ ans Thema und die möglichen Kosten. SPD-Fraktionssprecher Jan Schaberick sah in dem Verwaltungshinweis auf mehr Personal zur Übernahme zusätzlicher Aufgaben ein „Totschlagargument“. Er wünsche sich durchaus, die vielen Kunstwerke in der Stadt sichtbarer zu machen. Ein „gesunder Mittelweg“ schwebe ihm vor, vielleicht mit dem Auftrag an Studierende, ein solches Verzeichnis anzulegen.

FDP-Ratsherr bietet Mithilfe an

Härter ging Andreas Disselnkötter von den Grünen mit der Verwaltungsvorlage ins Gericht. Für ihn war diese Ausdruck „einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Desinteresse“. Könne man nicht wenigstens anfangen, fragte er, schließlich gehe es um die Kulturgüter der Stadt. Und auch Karin Striepen (SPD) sah in dem Bürgerantrag nicht eine Maximalforderung: „Die Verwaltung hängt das Anliegen von Willi Creutzenberg zu hoch“, so ihre Einschätzung.

Wichtiger Teil der Stadtkultur

Für Willi Creutzenberg ist Kunst im öffentlichen Raum ein fester und herausragender Bestandteil von Stadtkultur.

Durch unwissenden Umgang seien bereits einige Kunstwerke verschwunden, andere seien in einem beklagenswerten Zustand.

Creutzenberg findet im Stadtgebiet aber auch Beispiele für den verantwortlichen Umgang mit der Kunst am Wegrand.

Natürlich gebe es schon eine Liste mit öffentlich zugänglichen Kunstwerken in der Stadt, so Dieter Joachimi, Beigeordneter auch für Kultur bei der Stadt Herdecke. Aber was solle alles auf einer vervollständigten Liste enthalten sein – auch die Lechner-Figuren oder das Bild in der Rathaus-Tiefgarage, wollte er beispielhaft wissen. Die Stadtverwaltung habe zur Zeit jedenfalls niemanden mit ausreichender Sachkunde im Hauses. Daher die Kostenschätzung. Und halbherzig wolle er die Sache nicht machen – „um am Ende Prügel zu beziehen“.

Den kunsthistorischen Wert der Plastiken und Reliefs und Gemälde im Stadtbild könne die Stadt nicht einschätzen, bekräftigte die Bürgermeisterin. Und Studierende seien wohl auch nicht die Richtigen, um den Politikern die nötigen Einschätzungshilfen zu geben.

Klaus Faeskorn wollte mit der Erfassung erst mal kleiner anfangen. Das Ratsmitglied regte an, bei der Erstellung eines Registers auf Ehrenamtliche zurückzugreifen. Vielleicht könne ja bei Antragsteller Willi Creutzenberg die Leitung der Erfassung liegen. Er, Fasekorn, würde jedenfalls gerne mitwirken.

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