Herdecke. Willi Creutzenberg regt für Herdecke ein Register für Kunstwerke im Öffentlichen Raum an und wünscht regelmäßige Inspektionen.
Auch wenn es vielen gar nicht so bewusst ist: Ein Gang durch Herdecke ist wie ein Bummel durch eine Galerie. Augen auf, und die Kunst im Öffentlichen Raum ist nicht zu übersehen. Auf den Ruhrwiesen stehen Sandsteinsäulen, auf dem Deichweg darüber ragt eine Stele in den Himmel, an der Außenwand des Kinos Onikon watet der Heilige Christopherus durchs Wasser. Und auch die Schülerinnen und Schüler der Realschule dürfen manchmal auf Kunst am Bau Platz nehmen. Für all diese Kunstwerke wünscht sich Willi Creutzenberg ein Verzeichnis. Am Donnerstag im Hauptausschuss werden sich die Politikerinnen und Politiker mit seinem Bürgerantrag für ein Register der Kunst im Öffentlichen Raum beschäftigen.
Ein Wert für die Stadt
Der Städtetag NRW sieht bei Professionalität und Fachkompetenz in vielen Städten große Defizite beim Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum.
„Jede wichtige Aufgabe wird in der öffentlichen Verwaltung durch fachkundiges Personal erledigt. Dies muss auch für den Umgang mit öffentlicher Kunst gelten“, heißt es in einer Handreichung des Städtetags.
Die Kunst im öffentlichen Raum stelle auch finanziell einen Wert dar; deren Verfall schmälere auch die Vermögenswerte der Stadt.
Creutzenberg hat eine ziemlich genaue Vorstellung, was in dem Register alles erfasst sein soll: Name und Angaben zur Person des Künstlers oder der Künstlerin wünscht er sich, ein Foto des Kunstwerks und dazu das Jahr der Aufstellung, Angaben über den Preis des Kunstwerks und der Aufstellung. Noch mehr soll festgehalten werden: Handelt es sich um einen Ankauf durch die Stadt, ein Geschenk eines Sponsors oder das Geschenk eines Künstlers? Was ist an Literatur zum Künstler und seinen Werken erschienen? Gesammelt werden sollen alle diese Angaben beim Kulturamt, in Verbindung mit Bauamt und Denkmalamt.
Viele Kunstwerke sind in Herdecke auf öffentlichem Grund oder öffentlichen Gebäude aufgestellt oder auch aufgehängt worden. „Manche davon sind durch unwissenden Umgang verschwunden“, beklagt Willi Creutzenberg und erinnert an die Wandbemalung in der Aula der Friedrich-Harkort-Schule. Andere seien „in einem beklagenswerten Zustand.“ Dabei fällt Creutzenberg die Stele auf dem Ruhrdeich ein. Er hat aber auch positive Beispiele für den respektvollen Umfang mit Kunst im Öffentlichen Raum. So wurde das von Rudolf Vombek geschaffene Amphitheater im Atrium der Realschule im Jahr 2016 saniert.
Stadt: 40.000 Euro Kosten pro Jahr
Die Kunstwerke sollen nicht nur erfasst werden. Willi Creutzenberg regt darüber hinaus an, an allen erfassten Objekten auch ein Hinweisschild anzubringen. Außerdem sollen die Kunstwerke jährlich inspiziert werden, und „falls notwendig, eine Reinigung, Reparatur oder Restaurierung veranlasst werden.“ Letzter Punkt: Auf der Webseite der Stadt wollen die Bürgerinnen und Bürger das Register finden können.
Für umsonst ist das nicht zu haben: „Erforderlich wäre aus Sicht der Verwaltung voraussichtlich ein Stellenanteil von 0,5 in Entgeltgruppe 11. Diese würde jährliche Kosten in Höhe von ca. 40.000 Euro verursachen“, schreibt sie. Die Stadt verfüge „derzeit weder über entsprechende zeitliche Ressourcen noch über derart qualifiziertes Personal in den in Frage kommenden Ämtern Kulturamt, Bauamt und Denkmalamt.“
Ob der personelle und finanzielle Aufwand wirklich so groß ist? Willi Creutzenberg will im März eine Führung anbieten entlang der Kunstwerke im öffentlichen Raum in Herdecke. Rund zwei Dutzend werden es sein. Die Zeit, die er für den Gang mit entsprechenden Pausen eingeplant hat, liegt bei anderthalb bis zwei Stunden.