Herdecke. Fast 90 Meter hoch soll der Strommast werden, den Amprion in Herdecke aufstellen will. Die Bohrungen haben begonnen.
Die Bürgerinitiative (BI) Semberg ist besorgt. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Rodungsarbeiten für die neue Stromtrasse von Amprion in Herdecke durchgeführt worden waren, werden nun an der Nierfeldstraße Bohrungen bis zu 26 Meter Tiefe durchgeführt.
Dort, im Landschaftsschutzgebiet Peddenhohl soll der Fuß für den Mast 18 mit einer Höhe von 87,5 Metern entstehen. An der Erdbrügge wurden zudem Spundwände aufgebaut. Das Wasser, das dort fließt, wird nun in den dortigen Bach abgepumpt. „Es ist sehr trübes Wasser, das nun in Richtung Herdecker Bach und anschließend auch in die Ruhr fließt. Wir wissen nicht, was da drin ist“, meint Detlef Plett von der Bürgerinitiative besorgt.
Die BI hat unterdessen ein neues Banner aufgehängt. „Datteln 4 geht ans Netz, Amprion baut Monstertrasse für Kohlestrom aus weltweit gelieferter Steinkohle mit politischer Unterstützung. So geht deutsche Klimarettung...“ ist dort zu lesen. Der Hintergrund ist klar: „Diese Leitung soll zu 90 Prozent Kohlestrom befördern. Diese Kohle muss ja auch erstmal angefahren werden. Die CO2-Bilanz stimmt da überhaupt nicht mehr“, so Plett.
Keine sorgfältige Bürgerbeteiligung
https://www.wp.de/staedte/herdecke-wetter/buerger-aus-herdecke-klagen-gegen-stromtrasse-von-amprion-id215598089.htmlEr wirft sowohl dem Netzbetreiber Amprion als auch der Politik vor, dass seit Beginn des Planfeststellungsverfahrens vor fünf Jahren, kein „ernsthaftes Interesse an einer fairen und sorgfältig durchgeführten Bürgerbeteiligung“ bestand. So würden nie alle Karten auf den Tisch gelegt. „Es macht sich keiner klar, wie die Situation vor Ort ist – weder in Berlin noch das Land NRW. Über 2500 Menschen sind von dieser Überspannung auf der kurzen Strecke betroffen“, erläutert Plett.
Zudem ist er der Meinung, dass vielen die Vorstellungskraft fehle, wie hoch ein fast 90-Meter-Mast wirklich ist. „Das ist ein 30-stöckiges Gebäude, höher als das Verwaltungshochhaus in Hagen“, zieht er den Vergleich. Letzteres misst nur 48 Meter. Hinzukommt, dass niemand etwas zur Strahlenbelastung sagen könne, die zwei- bis dreimal so hoch werden wird, wie bisher. „Es gibt dazu einfach keine Langzeituntersuchungen“, kritisiert er.
Die Hoffnungen der BI Semberg ruhen nun auf dem Prozess am 23. April vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Zwei Privatpersonen aus Herdecke klagen dort, unterstützt von der Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom, die wiederum von der Bürgerinitiative unterstützt wird. Jedoch: „Wir sind nicht sehr optimistisch“, gibt Plett zu. „Es gibt seit Jahren mehrere Verfahren gegen die Stromtrasse und trotzdem wird immer weiter gebaut“, sagt er. Um die prozessvorbereitenden Maßnahmen und den Prozess zu finanzieren haben Bürger erhebliche Spenden im mittleren fünfstelligen Bereich gesammelt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so Plett.