Herdecke. Der stellvertretende Wehrführer in Herdecke, Christian Arndt, erläutert wie die Feuerwehr mit schwierigen Umständen beim Rettungseinsatz umgeht.

Am Donnerstagnachmittag ist in einem Wald in Herdecke eine Frau umgeknickt und hat sich dabei anscheinend das Fußgelenk gebrochen. Dank der neuen Technologie AML (Advanced Mobile Location),die seit Kurzem im Ennepe-Ruhr-Kreis genutzt wird, konnte die verletzte Frau schnell gefunden werden. Die Ortung war jedoch nicht die einzige Besonderheit. Die Redaktion sprach mit dem stellvertretenden Wehrführer in Herdecke, Christian Arndt, über den Einsatz.

Sie berichteten, dass es einer fahrerischen Höchstleistung bedurfte, zu dem Gelände zu kommen. Wie bereiten Sie sich auf Einsätze in so unwegsamen Gelände vor?

Christian Arndt: Die Fahrer von Einsatzfahrzeugen werden von einem Team auf die Aufgabe entsprechend eingewiesen und vorbereitet. Im letzten Jahr erfolgte unter anderem ein Sicherheitstraining für LKW auf einen Verkehrsübungsplatz. Bei der Feuerwehr gibt es eine so genannte „Fahrerliste“ die anzeigt, wer welches Fahrzeug fahren darf. Nur wenn die entsprechende Ausbildung und Erfahrung vorliegen, darf das Fahrzeug gefahren werden.

Welche Ausbildung ist das?

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Fahrer von Löschfahrzeugen sind ausgebildeter „Maschinist“ und der Fahrer der Drehleiter ausgebildeter „Maschinist“ und „Drehleiter Maschinist“. Das Löschfahrzeug verfügt über Allrad für Fahrten in das unwegsame Gelände. Dazu ist es Singlebereift. Am Donnerstag war der Matsch auf den Waldwegen sehr heftig. Das Fahrzeug drohte einzusinken. Beide Fahrer haben es geschafft, sich sicher bis zur Patientin fortzubewegen. Das war jedoch keine eine einfache Situation. Die Fahrer waren sehr konzentriert und mussten nach dem Einsatz einmal „tief durchatmen“.


An dem Einsatz vor Ort waren auch spezielle Ersthelfer, sogenannte First Responder, im Einsatz. Wie wichtig sind First Responder in diesem Zusammenhang?

First Responder ergänzen die Rettungskette: Sie sollen das Zeitintervall zwischen Eintreten des Notfalls und der ersten medizinischen Versorgung verkürzen, es wird Therapiefreies Intervall genannt. Je schneller qualifizierte Maßnahmen durchgeführt werden, desto günstiger ist der Heilungsablauf und umso kürzer ist im Durchschnitt die nachfolgend notwendige Behandlungszeit. First Responder werden in Herdecke eingesetzt, wenn keine örtlichen Rettungsmittel verfügbar sind. Sie werden dann von der Leitstelle in Schwelm alarmiert. Tagsüber werden die Tagesdienstkräfte an der Feuerwache dafür alarmiert und danach die ehrenamtlichen Kräfte über einen Funkmeldeempfänger. In manchen Fällen – wie am Donnerstag – wo die Feuerwehr ersteintreffend ist oder wo der Patientenzugang für den Rettungsdienst schwierig ist, übernehmen die First Responder die Erstversorgung von Patienten. So auch bei einem Massenanfall von Verletzten, wo mit vielen Patienten gerechnet werden muss.

Wie viele First Responder gibt es in Herdecke und wie oft werden sie eingesetzt?

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Bei der Feuerwehr Herdecke gibt es derzeit 20 ausgebildete First Responder als geprüfte Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten oder gar Notfallsanitäter. Es handelt sich hier um eine Zusatzaufgabe der Feuerwehr. Diese kann von der Leitstelle abgerufen werden. Bei einem Einsatzereignis werden sie zu der Erstversorgung eingesetzt. Die Anfahrt geschieht mit einem Löschfahrzeug, was viele Betroffene wundert, oder mit einem Kommandowagen. Wenn in Kürze das neue Kleineinsatzfahrzeug eintrifft, wird das Fahrzeug hierfür genutzt werden. Es werden ein vollumfänglicher Notfallrucksack, Sauerstoff und ein AED (automatisierter externer Defibrillator, sogenannter Laien-Defibrillator) mitgeführt. Sie führen die Erstversorgung bis zum Eintreffen des originären Rettungsdienstes durch.

Welche Voraussetzungen muss ein First Responder erfüllen?
Jeder Feuerwehrmann ist in der erweiterten Ersten Hilfe ausgebildet. First Responder haben eine Feuerwehr-Ausbildung und verfügen über die weitere Qualifikation als Rettungshelfer , Rettungssanitäter, Rettungsassistenten oder gar Notfallsanitäter. Alle Abschlüsse erfolgten vor einer Prüfungskommission in Beteiligung des Gesundheitsamtes.