Herdecke. 50 Jahre Bleichsteinhalle Herdecke: Wenn der Sport pausierte, lockten Kultur-Veranstaltungen Zuschauer an. Es gab viele Konzerte, u.a. von Heino.

Wer die jüngere Vergangenheit der Bleichsteinhalle aufarbeitet, kommt schnell zu dem Schluss: Hier hat der Herdecker Sport seine zentrale Heimatstätte. Besonders vor der Jahrtausendwende aber lockten immer wieder auch kulturelle Angebote Zuschauer in die Hengsteyseestraße. Konzerte und manches mehr sollten angesichts des 50-jährigen Bestehens des Gebäudes jedoch nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn das im Laufe der Zeit immer weniger wurde.

Traditionsreiche Weihnachtskonzerte

Stellvertretend für diese Entwicklung steht der Herdecker Männerchor 1867. Der organisierte mit dem ausrichtenden Kulturring früher das alljährliche Musik-Treffen „Herdecke singt“. Nach der Premiere 1971 traten fortan etliche Gruppen in der Bleichsteinhalle auf. „Die Halle war dabei eigentlich immer voll. Bei freiem Eintritt kamen stets an einem Sonntag im September schon mal rund 300 Teilnehmer, und die brachten weitere Zuschauer mit“, erzählt Sänger Heinz Kühnholz, der seit Jahrzehnten dem heimischen Männerchor angehört.

Dieser lockte bis 2002 die Beteiligten aus Herdecke und der Umgebung in die Bleichsteinhalle. „Dort war die Akustik dank der dicken Betonwände ziemlich gut“, berichtet Kühnholz, der auch Bezirks-Chor-Feste für die Region Ennepe-Ruhr/Hagen an gleicher Stelle und die vielen Freiluft-Sommerfeste über 60 Jahre am Bleichstein erwähnt. 2003 wanderte die Traditionsveranstaltung „Herdecke singt“ in die Aula des benachbarten Friedrich-Harkort-Gymnasiums ab – bis 2015. „Am Ende gab es dann nur noch drei Chöre, die auftraten. Das war zu wenig, um diese Reihe fortzusetzen.“

Von der gleichen Entwicklung könnten Mitglieder des Männergesangsvereins Edelweiß erzählen. Dieser MGV aus Ende lud über viele Jahre zu Weihnachtskonzerten ein und lockte damit schon mal rund 900 Zuschauer in die Bleichsteinhalle, ehe es dann vor allem in der Friedrich-Harkort-Schule weiter gehen sollte.

„Herdecke singt“ mit dem Männerchor: Dag Neuhaus (links) dirigiert die Sänger um Heinz Kühnholz (Zweiter von rechts).
„Herdecke singt“ mit dem Männerchor: Dag Neuhaus (links) dirigiert die Sänger um Heinz Kühnholz (Zweiter von rechts). © Archiv | Jürgen Theobald

In der Anfangszeit des 1972 gegründeten Kulturvereins organisierte dieser weitere Großveranstaltungen in der Bleichsteinhalle. Das Westfälische Sinfonieorchester unter der Leitung von Kantor Reinhart Weiß gastierte unter anderem mit dem Doppelkonzert für Violine und Violoncello von Brahms. Auch Smetanas „Moldau“ erklang in dem Gebäude, Orffs Carmina Burana ebenfalls. So steht es auf einer Internetseite der Stadt zur Geschichte des Kulturvereins.

„Auch die Sparkasse hat früher Veranstaltungen in der Bleichsteinhalle ermöglicht, beispielsweise trat das Wiener Walzer-Orchester mal mit einem fernseh-bekannten Tenor auf“, sagt Heinz Kühnholz, der sich auch an ein Gastspiel der Kölner Gruppe Bläck Föös in den 1970-er Jahren, an die Schlagerband Medium-Terzett (Kühnholz: „Der Werbering wollte auch mal Veranstaltungen organisieren“) oder Anfang der 1980-er Jahre an Orchester wie die Bochumer Symphoniker erinnert. Während diese den Herdecker Männerchor begleiteten, sorgte Jahre später der bekannte Liedermacher Rolf Zukowski alleine mit seiner Gitarre „Tweety“ dafür, dass damalige Schulkinder auch heute noch als Erwachsene über den Auftritt reden können.

Welche Erinnerungen haben Leser an die Halle?

Die Halle wurde am 12. September 1969 eröffnet. Gebaut wurde nach den Plänen der Architekten Franz und Rolf Allerkamp.

Die entwarfen auch einen Brunnen, nach dessen Trockenlegung befinden sich dort Papageientaucher-Figuren (Puffins). Der ehemalige Hauptschulrektor Walter Höntsch gab dem Brunnen den Namen „All-Li“, um an die Architekten und Herdeckes damaligen Oberbaurat Liebert zu erinnern.

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Und dann war da noch der 2. April 1977. An jenem Tag hatte der damals 25-jährige Wolfgang Kaminski, der mit seiner Agentur Konzerte in Herdecke sowie in der Umgebung organisieren wollteund später durch seine Tätigkeit für Roy Black bekannt werden sollte, einen Schlagerstar in die Bleichsteinhalle gelockt. Kaminski gelang es, Heino als seinen ersten Künstler zu engagieren.

Der Sänger mit der Sonnenbrille verlangte – so erzählte es Kaminski kürzlich in einem Interview – 10.000 Mark. Trotz vieler Bemühungen in Sachen PR und Werbung blieben in der Halle mit rund 1000 Zuschauern viele Plätze frei, 600 Karten fanden keine Abnehmer. Für Heino, so erzählte er es damals einem Redakteur dieser Zeitung, war das ein Novum, bis dato hatte er demnach stets vor ausverkauften Tribünen gesungen. Der Herdecker Konzertmanager machte bei seiner Premieren-Veranstaltung nach eigenen Angaben 9000 Mark Minus in der Bleichsteinhalle.