Wetter/Herdecke. Kneipen in Wetter und Herdecke haben unter dem Rauchverbot anfangs gelitten. Schließlich haben die Gäste es aber weitgehend akzeptiert.
Wenn man nach Gründen für das Kneipensterben fragt, fällt ein Begriff immer wieder: das Rauchverbot. Seit dem 1. September 2007 sind Bundesbehörden und der öffentliche Personenverkehr rauchfrei. Die Regelungen in Schulen, Hochschulen, Krankenhäusern und auch Gaststätten ist aber Ländersache, weshalb es innerhalb Deutschlands Unterschiede beim Nichtraucherschutzgesetz gibt (siehe Grafik).
Waren in Nordrhein-Westfalen zunächst noch Raucherräume erlaubt, ist das Rauchen in Kneipen seit dem 1. Mai 2013 ohne Ausnahme verboten. So streng sind nur noch Bayern und das Saarland. In allen anderen Bundesländern darf in sogenannten Einraumkneipen (mit einer Gastfläche von weniger als 75 Quadratmetern) weiterhin geraucht werden, wenn sie im Eingangsbereich deutlich als Rauchergaststätte gekennzeichnet sind und Personen unter 18 Jahren keinen Zutritt haben.
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„Das Rauchverbot war Tagesthema wie der Brexit heute“, sagt Nathaniel Stott, Wirt im Shakespeare Pub in Herdecke. 2012 hat er noch die Bleichsteinterrassen geführt. Da durfte noch geraucht werden, was er hinter der Theke als „unangenehm“ empfand. Das strikte Rauchverbot bewertet er für sich persönlich als „positiv“. Doch auch die Gäste würden sich über die „saubere Luft“ freuen. Er habe seither sogar einen Zuwachs an Gästen und Musikern erfahren.
Kneipe und Rauchen gehören zusammen
„Kneipe und rauchen, das gehörte einfach zusammen“, sagt Monika Wendland. Sie und ihr Mann Rolf haben 26 Jahre lang im Olle Bé in Herdecke hinter der Theke gestanden und kennen noch die Zeiten, als die Rauchschwaden unter der Zimmerdecke hingen. „Wenn nicht geraucht wurde, war auch nichts los“, so Rolf Wendland.
Als das Rauchverbot dann kam, seien sie als Wirte teilweise verbal angegriffen worden, erinnert sich seine Frau. Ebenso drohten einzelne Gäste damit, nicht mehr zu kommen. Wahr gemacht habe das aber niemand.
Bei Andja Duchene, Wirtin im Dornröschen in Herdecke, sah das zuerst anders aus: „Am Anfang sind weniger Gäste gekommen, aber dann haben sich alle daran gewöhnt.“
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Das Verbot bringt Unruhe
Was sie allerdings beobachtet ist, dass es innerhalb einer Gruppe immer wieder Unterbrechungen gibt, weil die Raucher nun rausgehen müssen. Das empfindet auch Kneipengänger und Nichtraucher Gerd Köhler (70) als störend: „Du bist voll im Gespräch und dann geht der eine rauchen. Kommt der wieder, geht der nächste.“
Günter Schäfer von der „Quelle“ in Alt-Wetter vergleicht das mit einem „Taubenschlag“. Bei ihm können sich die Raucher in den kleinen, teilweise überdachten Biergarten setzen.
Auch Bärbel Blankenburg hat vor dem Ruhrschlösschen in Herdecke Sitzmöglichkeiten. Das sei im Sommer gut, doch im Winter wolle niemand rausgehen. Sie habe das Rauchverbot „extrem gemerkt“, der Umsatz sei danach zurückgegangen.
Biergarten als Treffpunkt für Raucher
„Ich hatte befürchtet, dass das Rauchverbot zu einem Problem werden könnte, aber das hat sich schnell gegeben“, sagt Eberhard Miebach. Er ist Eigentümer der „Eiche“ in Alt-Wetter. Er bewertet den Biergarten als „ideale Ausweichmöglichkeit“.
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Ilona Hill (67) hatte in der Gaststätte Panorama in Herdecke ebenfalls keine Schwierigkeiten durch das Verbot. „Ich lebe von meinen Stammgästen“, sagt sie. Und die kommen seit 19 Jahren – unabhängig davon, wo sie rauchen dürfen und wo nicht.