Herdecke. Rolf und Monika Wendland belebten das Bachviertel in Herdecke mit ihrer Kultkneipe „Olle Bé“ und vielen Live-Konzerten.
„Was wir auf keinen Fall machen wollten, war Gastronomie“, sagt Rolf Wendland (61) und schaut dabei schmunzelnd zu seiner Frau Monika (60). „Und wenn, dann nur fünf Jahre“, fügt er nach einer kurzen Pause zu. Am Ende sind es 26 Jahre geworden. So lange haben der gelernte Krankenpfleger und die Steuerfachgehilfin die Kultkneipe Olle Bé an der Bachstraße in Herdecke bewirtschaftet. Zuvor führte hier Rolfs Mutter Josefine bis 1982 das „Haus Wendland“.
Kultkneipe deshalb, weil sich Rolf und Monika Wendland einiges haben einfallen lassen, um ihre Gäste zu unterhalten und ihnen eine unvergessliche Zeit zu bereiten. So eröffneten sie am 22. Februar 1985 mit der Jazz-Sängerin Silvia Droste, einer Kunst-Ausstellung und Altbier: „Eine Szenekneipe ohne Altbier ging gar nicht. Es war wesentlich gefragter als Pils“, erzählt Monika Wendland. Für das kulturelle Programm hatte das Publikum hingegen nur wenig übrig.
Boppin’B tritt auf in der Ollen Bé
Die Rockmusik von Halber Liter kam da schon besser an. Legendär aber waren die Auftritte der Rock‘n‘Roll-Band Boppin‘B. 1989 war ihr Gründungsjahr, und die Jungs waren auf der Suche nach Locations. „Die haben sich bei uns beworben. Wir haben uns erst gefragt, was das für welche sind mit ihren Haartollen. Aber sie haben richtig gut eingeschlagen“, sagt Monika Wendland. Mit 120 Leuten war die Kneipe voll: „Jeder hatte eine Bodenfliese“, erinnert sich ihr Mann Rolf.
Dreimal sei die Polizei wegen Ruhestörung da gewesen und habe schließlich auch den Saft abgedreht. Doch Boppin‘B haben bis 3 Uhr morgens gespielt – dann eben unplugged. „Dieser Abend ging in Herdecke herum wie ein Lauffeuer“, so Monika Wendland. Im nächsten Jahr trat die Band wieder auf (es folgten viele weitere Konzerte), und die Menschen warteten auf dem Bachplatz vor der noch geschlossenen Kneipe, bis es losging.
13 Jahre lang Programm zur Herdecker Maiwoche
Jeden Mittwoch gab es Live-Musik in der Ollen Bé. Zur Herdecker Maiwoche boten Rolf und Monika Wendland den Besuchern sogar jeden Abend unterschiedliche Musikgruppen auf der Bühne. Nach 13 Jahren war jedoch wegen Unstimmigkeiten zwischen ihnen und der Stadt Schluss. Beliebt waren auch die vielen Themenparties. Zum Beispiel luden Wendlands zu einem „Tuntenball“ ein. „Es gab keinen Mann, der nicht als Frau verkleidet kam“, amüsiert sich Monika Wendland heute noch. „Pumps in Größe 45 zu finden, war gar nicht so einfach“, verrät ihr Mann.
Rolf Wendland war hinter dem Tresen aber nicht nur Entertainer, sondern Ratgeber für seine Gäste, die ihm ihre Sorgen und Probleme anvertrauten: „Damals waren Wirte noch Ansprechpartner, und die Leute hatten einen Bezug zu ihrer Kneipe. Das ist heute nicht mehr so“, stellt seine Frau fest.
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Überfall auf die Olle Bé
Die Zeit als Kneipiers hat das Ehepaar in guter Erinnerung, auch wenn es einige nicht so schöne Erlebnisse gegeben hat. So sind die Wendlands von einer Rocker-Gang überfallen worden. Um ihre Flucht zu verhindern, hatten sie sich mit den ungebetenen Gästen in der Kneipe verbarrikadiert, während draußen immer mehr Einsatzwagen der Polizei vorfuhren. Monika Wendland war damals hochschwanger mit ihrem Sohn: „Ich habe nur gehofft, dass das Baby nicht kommt.“
Und wie war das später mit Kind und Kneipe? „Nicht besonders schwierig“, ist die Antwort. „Unser Haus ist direkt neben der Gaststätte. Für die Nächte gab es ein Babyfon, und bei Veranstaltungen hatten wir dann Kinderbetreuung durch die Großeltern oder Freunde. Das funktionierte hervorragend“, erzählt Monika Wendland.
Konzerte und Catering für die Dörken-Stiftung
26 Jahre führten die Wendlands ihre Olle Bé erfolgreich. Daran hätten auch ihre Stammgäste einen großen Anteil: „Wir hatten ein tolles Publikum, sonst hätten wir das nicht so lange geschafft“, sagt Monika Wendland. „Sie sind gekommen, weil sie zu uns wollten.“ Die Veränderung des Publikums sei später mit ein Grund gewesen, die Olle Bé 2011 zu schließen. „Es waren ewige Jahre unsere Gäste, doch zur neuen Generation hatten wir keine Beziehung mehr“, erzählt Monika Wendland. Hinzu kam die Arbeit bei der Werner-Richard-Dr.-Carl-Dörken-Stiftung, für die das Ehepaar bereits seit 2001 Konzerte und Catering organisiert. „Wir haben aufgehört, als es noch gut war“, sagt Rolf Wendland.
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Aber eine Frage bleibt: Was hatte es eigentlich mit dem Namen Olle Bé auf sich? „Das haben sich auch viele Gäste gefragt“, wissen die Wendlands um die Verwirrung. Olle Bé hatte weder etwas mit dem Herdecker Bach zu tun, noch war es ein französischer Begriff. Es war schlicht der Spitzname ihres damaligen, schon alten Hundes Berry.