Esborn. Gleichmäßig mit dem Trecker den Großglockner hoch: Erstmals nahmen Mitglieder der Schlepperfreunde Esborn an der Traktoren-WM in Österreich teil.

Die Einschätzung klingt ehrlich: „Ein bisschen verrückt sind wir schon“, sagt Ernst Graumann, als er über seine Leidenschaft für Trecker spricht. Vereinskollege Sascha Jung nickt. Das Duo von den Schlepperfreunden Esborn nahm nun erstmals an der Traktor-Weltmeisterschaft in Österreich teil. 750 Bewerbungen gab es für die 18. Auflage der Wettbewerbsfahrten, 500 Oldtimer vor allem aus Deutschland oder auch aus Skandinavien ließen die WM-Organisatoren am Großglockner zu.

Sieger mit einer Sekunde Differenz

Dort ging es aber nicht um Schnelligkeit. Am letzten Samstag ermittelten die Trecker-Liebhaber nun den Weltmeister im Gleichmäßigkeits-Fahren. Wie bitte? Die Oldtimer mussten eine rund 13 Kilometer lange Strecke auf der dafür abgesperrten Hauptverkehrsstraße in Angriff nehmen. Bergauf. Das Ziel auf 2571 Metern Höhe. Der Clou: Genau zur Hälfte befand sich ein Messpunkt. Den zweiten und steileren Abschnitt mit vielen Serpentinen sollten die Traktoristen möglichst in der selben Zeit bewältigen wie das erste (und flachere) Teilstück. „Ich hatte dafür einige Male hier im Blumenthal trainiert, um ein Gefühl für das gleichmäßige Fahren zu bekommen“, berichtet Graumann, den seine Frau Jutta begleitete. Seine Taktik am Großglockner: „Den dritten Gang rein, und dann immer volle Pulle!“

Welch eine Kulisse für die Trecker-Liebhaber.
Welch eine Kulisse für die Trecker-Liebhaber. © Uwe Post

GPS-Geräte konnten die Fahrer nutzen. Den Streckenverlauf und das Ziel verrieten die Organisatoren den Teilnehmern nicht. „Das wurde mir zum Verhängnis. Ich kam rund dreieinhalb Minuten zu früh an, weil ich fälschlicherweise ein oben liegendes Restaurant als Ziel ausgemacht hatte“, so Jung, der im Vorfeld gerne mehr trainiert hätte. Er belegte bei zehn Grad Außentemperatur am frühen Morgen nach einer Gesamtfahrzeit von rund einer Stunde Platz 384, Graumann kam auf Rang 197. Der Sieger aus Deutschland schaffte es, die Fahrzeit-Differenz auf beiden Hälften bei einer Sekunde zu halten. „Es war anstrengend, da oft überholt wurde. Den Berg hinauf sind auch einige Trecker verreckt“, erzählt das Esborner Duo.

Teilnahme im nächsten Jahr fest im Visier

Seit Juli 2016 gibt es die Schlepperfreunde Esborn mit derzeit 22 Vereinsmitgliedern.

Bei der WM waren Trecker im Wert mehrerer Millionen Euro zu bestaunen, die am Ziel auch einzeln vorgestellt wurden. Entsprechend begeistert berichtete das Trio von dem Erlebnis. Die Drei wollen auch im nächsten Jahr zur Weltmeisterschaft und hoffen auf weitere Mitstreiter aus Esborn. „Das Ziel ist, mit mindestens vier Traktoren an der Mannschaft-Wertung teilnehmen zu können.“

Der Spaß stand für die beiden Schlepperfreunde im Vordergrund. „Es war eine spannende Herausforderung“, sagt Jung, der schon länger mit einer WM-Teilnehme geliebäugelt hatte und im Februar die Anmeldung abschickte. Auch aus persönlichen Gründen. „Mein Opa, von dem ich meinen Trecker geerbt habe, war nur einmal im Urlaub, und zwar am Großglockner“, sagt der zweite Vorsitzende der Schlepperfreunde. Umso schöner, dass auch seine Mutter Lisa Jung jetzt mit in Österreich war. Nicht zu vergessen Uwe Post. Das Vereinsmitglied unterstützte die beiden Teilnehmer nach Kräften und schoss viele Fotos. „Die Kulisse war traumhaft schön und sah aus wie auf Postkarten. Sonne, blauer Himmel, schneebedeckte Berge – und dazu das Knattern der Traktoren“, so Post.

Volksfest-Stimmung

Dafür war aber eine längere Vorbereitung und auch ein Griff ins eigene Portemonnaie nötig. Jung chauffierte seinen Traktor, ein Deutz D40.2 mit 38 PS (Baujahr 1964), selbst per Laster nach Österreich. Die Graumanns beauftragten für den Transport ihres 1963 gebauten MAN 4P1 („einer der letzten Trecker dieser Marke mit Allrad“) ein Unternehmen, mit dem es bei der Abreise am Montag Irritationen gab.

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Ansonsten blicken die Esborner auf tolle Tage mit einem abwechslungsreichen Programm zurück. Nach der Ankunft am Donnerstag folgten einige Zusammenkünfte in einem Festzelt und ein reger Austausch der Traktoristen. Etwa beim Gottesdienst am Freitag, als ein Pfarrer unter freiem Himmel die zehn ältesten Trecker der WM weihte. Dann ging es zum Zeitfahren zwischen den Orten Bruck und Fusch, wo die Schlepperfreunde Jung und Graumann wegen eines Staus ausgebremst wurden. Egal, die Laune blieb gut. „Es herrschte dort immer so eine Art Volksfest-Stimmung.“