Ennepe-Ruhr/Wetter. Die NRW-Landesregierung verspricht Personal für die Polizei. Die Behörde im Ennepe-Ruhr-Kreis verliert aber Stellen und beklagt Personalprobleme.
Die Polizei soll neues Personal bekommen, kündigt die Landesregierung an. Doch während Oliver Flüshöh, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, in einer Pressemitteilung voll des Lobes ist, erklärt Tanja Wallenfels, Vorsitzende der Polizeigewerkschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis, warum sich die personellen Sorgen der hiesigen Polizei sogar noch verschärfen.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat die Personalverteilung für die 50 Polizeibehörden festgelegt. „Die NRW-Koalition hält weiter Kurs und erhöht auch in diesem Jahr die Stellen bei den Kreispolizeibehörden“, sagt Flüshöh und nennt „insgesamt vier Stellen“, die die Kreispolizeibehörde zusätzlich bekommen soll. Woher er diese Information hat, weiß Tanja Wallenfels nicht. Denn seit Anfang August steht fest: Die Kreispolizei EN verliert sogar Personal. „Wir stehen bei minus drei“, sagt die Gewerkschafterin. Zudem erklärt die Polizeigewerkschaft NRW: „Effektiv geht die Zahl der Polizeibeamten in NRW in diesem Jahr um 151 zurück.“
23 Stellen zu besetzen
Die Lage im Ennepe-Ruhr-Kreis: „Zwölf junge Kollegen gehen zum September im Zuge des Versetzungsverfahrens“, so Wallenfels. Weitere Kollegen werden zum Beispiel pensioniert. Insgesamt müssten 23 Stellen aufgefüllt werden. „Wir bekommen 17 fertige Auszubildende, wenn alle ihre Prüfung schaffen, und drei Kollegen wechseln in den EN-Kreis“, rechnet Tanja Wallenfels vor. Somit bleibe ein Minus.
Die Polizistin mahnt an, dass die Belastung aber immer größer werde. Die Anzeigen von Bürgern, immer häufiger auch wegen Lappalien, stapeln sich demnach auf den Tischen der Kriminalpolizei. Dazu kommt ein neues Anzeigenprogramm, durch das vier Polizisten aus dem aktiven Dienst abgezogen werden mussten, um andere zu schulen.
Auch viele schwangere Kolleginnen fehlten im Einsatz, da sie nur in geschützten Bereichen arbeiten dürften. Die Folge: „Eine so hohe Krankenquote wie jetzt hatten wir lange nicht mehr.“ Entlastungen, die die Landesregierung schon in der Vergangenheit versprochen hatte, seien im EN-Kreis nicht angekommen. Personal sei vor allem in Bereiche wie den Staatsschutz und die Beweissicherung gezogen worden.
Viele Polizisten vor dem Ruhestand
Bei der Kreispolizei Ennepe-Ruhr arbeiten etwas mehr als 300 Polizisten. Viele von ihnen werden aber in absehbarer Zeit aus Altersgründen ausscheiden.
Schon vor zwei Jahren kündigte Polizeioberrat Helmut Seelig an, dass 70 Kollegen bis zum Jahr 2023 in den Ruhestand gehen.
Gewerkschafterin Tanja Wallenfels erklärt, dass Lücken auch entstünden, weil die älteren Kollegen nicht nur zum 1. September ausscheiden, dem Termin, an dem neue Polizisten ihren Dienst auf den Wachen antreten.
Arge Probleme habe es bei der Kreispolizei zuletzt in der Verkehrsabteilung (in der Wache in Wetter angesiedelt) gegeben, aus der Mitarbeiter abgezogen werden mussten, um Personallücken in anderen Bereichen zu stopfen. Zum Beispiel seien Verkehrskontrollen dadurch selten möglich. Daher stehen erneut Beratungen zur Personalverteilung an.
Flüshöh lobt: „2019 stellt das NRW-Innenministerium 2500 Polizeianwärter ein, die in drei Jahren ihren Dienst antreten werden. Das ist Rekord. Damit setzt die Koalition in Düsseldorf den Wunsch der Kommunen und Kreise nach mehr Sicherheit für ihre Bürgerinnen und Bürger um.“
Abbrecherquote gestiegen
Wallenfels gibt dazu die gestiegene Quote an Durchfallern und Abbrechern zu bedenken. Inzwischen geht sie von etwa 16 Prozent der Anwärter aus. Weil so viel Personal eingestellt werde, leide die Strenge bei der Auswahl, entsprechend steige die Ausfallquote.
Kritik an den Personalperspektiven übt Matthias Renkel. „Wir brauchen eine Polizei, die in der Lage ist, kriminelle Strukturen zu bekämpfen. Dazu muss die Behörde im Kreis entsprechend personell ausgestattet werden“, so der AfD-Kreissprecher, der die heimischen Landtagsabgeordneten gefordert sieht.