Wetter/Hagen. Hagen liegt ein neues Gutachten für ein Einkaufszentrum in Vorhalle vor. Baudezernent Henning will versuchen, die Stadt Wetter umzustimmen.
Der Stadt Hagen liegt ein neues Einzelhandelsgutachten für die Errichtung eines Einkaufszentrum in Vorhalle vor. „Wir sind derzeit dabei, es gemeinsam mit dem Investor auszuwerten“, sagt Hagens Baudezernent Henning Keune, der noch keine Details der Expertise verraten möchte. Zugleich kündigte er an, nach der Analyse des Gutachtens noch einmal das Gespräch mit der Nachbarstadt Wetter zu suchen, um vielleicht doch noch auf außergerichtlichem Wege zu einem Einvernehmen in Sachen Einkaufszentrum zu kommen.
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hatte das vereinfachte Bebauungsplanverfahren für das Vorhaller Einkaufszentrum an der Ophauser Straße im Dezember per Eilverfahren gestoppt. Damit kann dort aufgrund einer Normenkontrollklage der Stadt Wetter bis zur Entscheidung im Hauptverfahren keine Baugenehmigung erteilt werden.
Keine interkommunale Einigung
Die Stadt Wetter hatte sich an die Justiz gewendet, da sie durch die neue Konkurrenz erhebliche Einbußen für den eigenen Einzelhandel befürchtet. Dabei richtet sich die Klage nicht grundsätzlich gegen das Nahversorgungszentrum, sondern gegen dessen geplante Größe. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es negative Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich in Alt-Wetter gebe. Die Stadt Herdecke unterstützt das Vorgehen, denn auch sie befürchtet Verluste für ihren Einzelhandel.
Die Städte Wetter und Herdecke hatten dem Projekt schon im Regionalen Einzelhandelskonzept östliches Ruhrgebiet, in dem sich Kommunen und Institutionen zwecks Abstimmung bei Großprojekten zusammengeschlossen haben, ihre Zustimmung verweigert. Die Bezirksvertretung Nord und der Hagener Stadtrat gaben dennoch grünes Licht, woraufhin Wetter den Klageweg beschritt.
Unmut und Protestaktionen
Die Klage der Stadt Wetter und die Entscheidung des Gerichts haben viele Menschen in Vorhalle erbost. Sie fühlen sich von einer zeitgemäßen Nahversorgung abgekoppelt.
Maria Pegelow, Ulla Seddig und Ursel Tuchen haben im Frühjahr 1500 Unterschriften gesammelt, um zu verdeutlichen, wie wichtig den Vorhaller Bürgern der Bau des Einkaufszentrums ist.
Die Unterschriften wurden in einer Ratssitzung im April an Hagens Oberbürgermeister Schulz übergeben.
Vorgesehen war, dass im Bereich Revel-/ Straße der bestehende, aber in die Jahre gekommene Aldi-Markt leergezogen und durch einen größeren Neubau (1220 Quadratmeter) ersetzt werden soll. In die Discounter-Immobilie sollen stattdessen eine Drogerie (720 qm) sowie ein weiterer Fachmarkt (120 qm) einziehen. Außerdem ist auf dem Areal ein Edeka-Vollsortimenter (1620 qm) mit Café und Back-Shop vorgesehen, wie er in ähnlicher Form auch schon auf dem Boeler Marktplatz zu finden ist. „Wir brauchen dieses Einkaufszentrum, um die Nahversorgung in Vorhalle sicherzustellen“, so Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt.
Im Hagener Rathaus wird derzeit aber nicht nur über die neue Verträglichkeitsanalyse diskutiert, sondern auch, ob es Sinn macht, das Einkaufszentrum mit einem neuen Bebauungsplanverfahren, das dann nicht mehr in vereinfachter Form, sondern als vollwertiges Genehmigungsverfahren laufen würde, auf den Weg zu bringen. Ein solcher Bebauungsplan könnte, in Verbindung mit der entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans, frühestens Anfang 2021 zum Tragen kommen. In jedem Fall sollen vorweg Gespräche mit den Nachbarstädten geführt werden.
Scharfe Kritik an Stadt Wetter
Ende 2018 hatte das Oberverwaltungsgericht Münster der Stadt Wetter Recht gegeben und das vereinfachte Bebauungsplanverfahren in Vorhalle vorerst verhindert. Dafür gab es damals Kritik, etwa von Nord-Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt. „Mich ärgert die Umgangsweise von Wetter maßlos. Eine Stärkung der Nahversorgung in Vorhalle macht vor allem für die älteren Bürger großen Sinn. Die Menschen kämpfen hier bereits seit Jahren für dieses Projekt.“ Von den Vorhallern fahre ohnehin niemand zum Einkaufen über die Ruhrbrücke. Zudem habe Hagen bei der Entstehung des Ruhrtal-Centers in Wetter sowie des Mühlencenters in Herdecke auch nicht den Klageweg beschritten.