Wetter. . Viele Künstler traten bei der Premiere der Extraschicht in Wetter auf. Sowohl bei der Demag als auch in der Freiheit sorgten sie für Unterhaltung

Die erste Extraschicht in Wetter, da waren sich alle Beteiligten einig, war vor allem dank der guten Zusammenarbeit der Beteiligten ein Erfolg. Genauso wichtig war der Beitrag der Aktiven, die sich einiges für das Programm einfallen ließen.

Da wäre etwa Peter Birkholz. Der Lichtkünstler, der von Witten aus mit seiner Firma PB Showtechnik Veranstaltungen aufwerten kann, sorgte sowohl für die Illumination rund um die Burgruine in der Freiheit als auch für die Show im Demag-Hochregallager. Dort brachte er mit seinem Team zwölf Scheinwerfer, 54 so genannte „moving lights“, neun Blinder und eine spezielle Nebelmaschine in Stellung, damit zur Musik die fahrenden Kisten in einem besonderen Licht erscheinen. „Das war gar nicht so einfach, weil wir hier auf Lasertechnik der Demag Rücksicht nehmen und wegen des laufenden Betriebs eine Woche lang Nachtschichten mit acht Leuten auf engstem Raum einlegen mussten“, so Birkholz. „So etwas wie hier haben wir vorher noch nie gemacht.“

Dampf, Bässe und viele Scheinwerfer

Das Ergebnis beeindruckte. Zwölf Minuten und drei Sekunden dauerte im Hochregallager (56 Meter lang, 28 Meter hoch) die Show, die bewusst mit gemäßigten Tönen begann, um sich erst einmal an den sonst für Besucher verschlossen Ort zu gewöhnen. Dort stieg Dampf auf, Kisten fuhren hin und her, aus den Boxen drangen neben Bassgewummer zur Unterstützung der echten Geräusche verstärkende Laute mit mechanischem Klang. Dann setzte Gesang ein, ehe ein Mann über Lautsprecher den Besuchern Informationen zur Demag und zur 200-jährigen Geschichte mit Friedrich Harkort am Anfang vortrug. Nur wenige wussten sofort, dass es sich dabei um Christian Schults Synchronstimme von Robert Redford handelte, den Profi-Sprecher konnte die Demag in Berlin für das Projekt gewinnen.

„Ich bin begeistert“, sagte Demag-Geschäftsführerin Carolin Paulus, ihr Amtskollege Christian Mack war ebenso fasziniert von den „Phantasialand-Effekten“, wie Birkholz ein Teil seines Konzeptes nannte. Vor drei Monaten hatte sein Team mit der Umsetzung begonnen und auch rund ein Viertel der Musik selbst komponiert, um beispielsweise passende Übergänge zwischen den Show-Elementen oder den Spannungsbogen herzustellen.

An der Ruhrstraße traten außerdem die Herdecker Ronny Tomiska und Martin Goebel als Duo Artistico, ein Einradfahrer („One 4 you“), ein Jazz-Duo und die vierköpfige Swing-Combo Michael Töpel auf.

Kultur-Vielfalt auf dem Burg-Gelände

Auch in der Freiheit bekamen die Besucher allerhand geboten. Etwa in drei Durchgängen unkonventionelle Musik von der Band „Okay Men“. Das Trio brachte mit ihrem – wie sie es selbst nennen – „Moped-Surf-Rock“ richtig Stimmung vor die Burgruine und am Ende auf den Platz vor dem Bergfried. Ernie, Bob und Ben aus Köln praktizieren diese instrumentelle Variante des Rock’n’Roll in ihrer ganz eigenen Version. Und weil die drei Jungs nicht nur Surf-Rock lieben, sondern auch Mopeds, wurde daraus einfach mal der Moped-Surf-Rock. In rasender Geschwindigkeit hauten die sympathisch durchgeknallten Musiker dem Publikum Hits der 50er und 60er Jahre um die Ohren.

Viel Lob bekam auch das Koffertheater der Lichtburg. Drei Mal trat der heimische Schauspieler Karl Hartmann als Friedrich Harkort neben der Kirche in Erscheinung, um mit Guido Dubielzig (Initiator des 20-minütigen Stücks), Nadine Schmutzler, Denise Förster und Claudia Fines die Zuschauer in die Vergangenheit zu entführen. Dort landeten auch immer wieder jene Besucher, die sich bei den komplett ausgebuchten Führungen des Stadtmarketing angemeldet hatten.

Musik mit dem Duo Shedo in der Freiheit.
Musik mit dem Duo Shedo in der Freiheit. © Manuela Pavlovskis

Weitere Künstler: eine Breakdance-Gruppe aus Lüdenscheid und Köln und das Gitarren-Duo Shedo.

Weitere Splitter

Anwohner. Die Nachbarschaft rund um das Fünf-Giebel-Eck machte sich die warme Sommernacht zu eigen. Mit einem Weinstand und lauschigen Sitzgruppen schufen sie auch außerhalb des Extraschicht-Geländes ein schönes Ambiente. „Schon bei der Info-Veranstaltung im April zeichnete sich ab, dass es mit den Anwohnern eine gute Zusammenarbeit geben könnte“, so Lichtburg-Geschäftsführer Bothe.

Besucher. Vertreter des Lichtburg-Kulturvereins am Einlass in der Freiheit zählten deutlich mehr auswärtige Gäste (u.a. aus Belgien und Holland) als Einheimische. Neben Wetteranern und vereinzelt auch Herdeckern besuchten EN-Landrat Olaf Schade und Axel Biermann, Geschäftsführer von Ruhr Tourismus, das Burggelände.

Rotes Kreuz. Trotz der hohen Temperaturen konnte das zehnköpfige DRK-Team aus Wetter, das Unterstützung aus Bochum erhielt, einen ruhigen Abend verleben. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse“, so das Fazit.

Harkort-Figuren. Zur Extraschicht kehrten 35 Skulpturen der Lions-Benefizaktion „Mein Friedrich“ zurück nach Wetter. Einige der Harkort-Figuren standen an markanten Stelle neben der Kirche in der Freiheit, andere wurden mit Licht schön in Szene gesetzt.

Kritik. Wie es sich für eine Premiere gehört, klappte nicht alles. Die Tonprobleme beim Harkort-Stück des Koffertheaters fielen nicht allzu sehr ins Gewicht, beim dritten Durchlauf waren die fast gänzlich behoben. Manche Besucher bemängelten, dass kein zeitlicher Ablaufplan auf dem Burg-Gelände aushing. Zudem hätten sich manche mehr Auswahl an den vier Foodständen gewünscht, andere bemängelten die Preise (etwa 6,50 Euro für einen Flammkuchen).

Demag-Azubis betreuten die Gruppen, die bei der Extraschicht ins Hochregallager zur Licht-Show wollten.
Demag-Azubis betreuten die Gruppen, die bei der Extraschicht ins Hochregallager zur Licht-Show wollten. © Manuela Pavlovskis

Azubis. Ein Extra-Lob verdienten sich die rund 30 Auszubildenden der Demag, die sowohl im Vorfeld als auch während der Extraschicht im Distributionszentrum aktiv waren. „Das war die Leistung eines engagierten Teams, das mit Freude diesen Tag in unserem besonderen Jahr vorbereitet und durchgeführt hat“, sagte Christoph Kreutzenbeck vom Demag-Marketing und blickte zur Werksküche, die neben dem Getränkestand Kulinarisches anbot.

Neulinge. Laut Veranstalter Ruhr Tourismus legten auch die anderen Extraschicht-Newcomer (Hattingens Feuer-Wehrk, Nahverkehrsmuseum Dortmund, Funke-Druckzentrum Essen, Peter-Behrens-Bau Oberhausen, Stadthalle Mülheim) eine fulminante Premiere hin