Wengern. . Bei einem Spaziergang erfuhren Leser, dass die Bezirksregierung Arnsberg und Straßen NRW bald mit den Baustellen an der Ruhr fertig sind.

Baustellen in einer schönen Landschaft – das passt nicht zusammen. Am Ruhrufer im Abschnitt Wengern/Oberwengern haben sich Passanten seit Sommer 2018 an den Anblick von Baggern gewöhnt. Dort ist aber nun ein Ende in Sicht, wie Leser bei einem Spaziergang am Dienstag erfuhren. Die Bezirksregierung Arnsberg ist mit der Renaturierung des Flusses zwischen Witten-Bommern und dem Stollenbach bis auf Restarbeiten fertig. Der Landesbetrieb Straßen NRW wiederum braucht für seine Ausgleichsmaßnahme unter der neuen B226-Ruhrbrücke noch ca. zwei Monate.

Zwei Baustellen, zwei Behörden, ein Fluss. 30 Interessierte lauschten den Ausführungen der verantwortlichen Planer und stellten auch kritische Fragen. Zunächst erfuhren die Leser in Oberwengern an der Ruhrbrücke, dass es sich dort um eine Ausgleichsmaßnahme. Während etwa am Wilshause/Zamelberg aus den gleichen Gründen neuer Laubwald entsteht, können die Verantwortlichen den Eingriff in die Natur am Ruhrufer für das 2011 fertig gestellte Bauwerk direkt vor Ort wieder gut machen.

Pflanzungen zugunsten der Tierwelt

Ingenieur Christoph Geck und zwei Sprecher von Straßen NRW erklärten, was der Landesbetrieb im Sinne einer ökologischen Aufwertung neben dem weiter zugänglichen Ruhrtalradweg beabsichtigt und schon gepflanzt hat. „Wir sind hier seit einigen Monaten aktiv und haben festgestellt, dass viele Schwalben, Graureiher, Schlangen wie Ringelnattern und Insekten bereits hier sind, über uns flogen auch schon mal Störche oder ein Rotmilan“, sagte Geck und zog erfreut eine erste Zwischenbilanz. „Hier stecken acht Jahr Planung und einige Änderungen drin.“

Ungewissheit bezügliche Fortsetzung in Gedern

Eigentlich wollte die Bezirksregierung ihre Arbeiten bereits zum Jahresende 2018 abschließen. Da es aber Verzug durch die ausführende Firma und dann durch Munitionsfunde gab, verzögerte sich die Fertigstellung.

Unklar ist, ob jetzt in der zweiten Jahreshälfte wie geplant der zweite Bauabschnitt zur Ruhr-Renaturierung auf der anderen Uferseite in Gedern erfolgen kann. Laut Behörde sind dafür die Gelder noch nicht freigegeben.

Auf dem aufgeschütteten Hügel, der zum Schutz vor Hochwasserzeiten als Warft entsteht, zeichnet sich bereits die Mauer für den Stall ab. Der Landesbetrieb will – wie berichtet – die Fläche unter der Ruhrbrücke bewirtschaften und hat dafür einen Pachtvertrag mit einem heimischen Landwirt abgeschlossen, der dort bald seine Rinder das ganze Jahr über weiden lassen kann. So lasse sich auch ein natürlicher Kampf gegen die giftige Herkulesstaude führen, da die Tiere bereits im Februar die aufkommenden Triebe dieser auch Riesenbärenklau genannten Pflanze fressen. „Auf dieser fast zehn Hektar großen Fläche müsste man sehr viel Arbeit investieren, um das Problem anders zu lösen“, so Geck. Das zeigten die Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit an dieser Stelle, als sich über das Abmähen das Problem nicht lösen ließ. In der nahe Zukunft muss die ausführende Firma die Warft versiegeln und auch noch einen 1,5 Kilometer langen Zaun anlegen, damit beispielsweise Hunde die Tierwelt am Ufer nicht stören.

Zwei Aussichtspunkte zu begehen

Der Spaziergang flussabwärts führte die Lesergruppe dann zum ersten neu angelegten Aussichtspunkt nahe des Stollenbachs. Dessen Verlauf hat die Bezirksregierung Arnsberg ebenso verändert wie den Heringhäuser und Varneybach. Diese schlängeln sich nun unter neuen Brücken zur Ruhr, damit von dort auch Fische zum Laichen in die Nebengewässer gelangen können. Der Mensch wiederum kann das auf einer neuen Anhöhe erkennen. An der Rampe in Oberwengern fehlt zwar noch die Befestigung am Rand und auf dem Weg, doch von oben lässt sich schon das „entfesselte“ Ufer der Ruhr erkennen. Dort hat eine beauftragte Firma über Monate Steine entfernt, um dem Fluss und damit auch der Tierwelt mehr Platz zu verschaffen. Beim Blick in die Landschaft sagte ein Leser trotz der Baustellen-Hinterlassenschaften kurz und bündig: „Schön hier.“

Dezernent Ulrich Detering, zwei Kollegen der Bezirksregierung und der ökologische Baubegleiter Michael Sell berichteten zudem, dass sich bereits erste Arten wieder heimisch fühlen. Gab es dort früher keine oder allenfalls zwei Eisvogel-Paare, seien es derzeit sechs. Und die Uferschwalben-Kolonie stieg demnach auf rund 15 bis 20 an.

Weiter ging es Richtung Elbsche-Zufluss mit einer kurzen Zwischenstation an einer natürlichen Raststätte direkt am Ufer: Unterhalb der Edelstahlzieherei Mark (EZM) laden fünf alte Baumstämme zum Sitzen direkt am Wasser ein. Hier und da nutzen Kleintiere auch Totholz als Lebensraum.

Zum Abschluss stiegen die Teilnehmer noch auf den zweiten Aussichtshügel an der Elbsche-Mündung zur Ruhr. Den Lesern bot sich, obwohl noch Schilder und Kleinigkeiten fehlen, ein schöner Blick auf das Naturschutzgebiet Gedern und auf die andere Uferseite (jeweils Wittener Stadtgebiet). Dezernent Detering äußerte sich zufrieden zum Ergebnis: „Wir wollten hier ja keine Parklandschaft gestalten, sondern die Vielfalt der Natur in den Vordergrund rücken.“