Herdecke. . Ungewöhnlicher Fund für Heimatforscher: Ein Zimmermann findet bei Arbeiten im Kötterhof alte Ziegelsteine mit der Inschrift W. Escher Herdecke.

Wer ein altes Gebäude saniert, muss mit Überraschungen rechnen. Meist sind diese nicht so erfreulich. Doch am Herdecker Kötterhof, den die Dörken-Tochter Delta Wohnungsbau derzeit zu einem Gästehaus umbauen lässt, freuten sich die Handwerker über einen Beitrag zur Stadtgeschichte.

Julian Hartlein von der Zimmerei Waning Bauen war mit Ausbuchtungsarbeiten an einer Wand im Kötterhof beschäftigt, als ihm zwei Ziegelsteine auffielen. „Im Gegensatz zu den anderen hatten die eine Signatur“, berichtet der Zimmermann, der aus Bayern stammt und kurz zuvor eine Dokumentation im Fernsehen zu dem Thema angeschaut hatte. „Vermutlich hat man hier früher mal ein Kamin-Tor bauen wollen, jedenfalls habe ich die beiden Steine mit der Aufschrift W. Escher Herdecke aus der tragenden Querwand erst einmal aufbewahrt.“

Viertes Exemplar laut Peter Arnold

Nach kurzer Recherche nahm Hartlein Kontakt zum Herdecker Heimatforscher Peter Arnold auf, der sich schon mehrfach mit Ziegeleien im hiesigen Raum beschäftigt hat, beispielsweise im Hagen-Buch aus dem Jahr 2016. Dort sind – und damit stehen sie im Zusammenhang mit dem Kötterhof – drei rote Steine von Wilhelm Escher abgebildet, der ab 1870 eine Ziegelei in Vorhalle betrieb. Diese übernahmen Herdecker Nachfahren, etwa Paul Frielinghaus (durch Einheirat) von 1897 bis 1913. Heute gibt es an der Stelle in Hagens Weststraße Fliesen von De Myn. „Die Geschichte dieser Ziegelei plus Dachpfannen lässt sich bis 1968 rückverfolgen“, erklärt Arnold und vergleicht den gefundenen Stein aus dem Kötterhof mit seinen drei Escher-Exemplaren. Ergebnis: Die Inschrift W. Escher Herdecke in einem Rechteck taucht in seiner Sammlung nicht auf, ist also ein viertes und bisher unentdecktes Exemplar für den Herdecker Heimatforscher.

Aus Dreyers Gut 1878 hervorgegangen

2017 veröffentlichten Wolfram Mellinghaus und Tanja Münch das Buch „Historische Herdecker Höfe“, in dem es auch um den Kötterhof geht.

Der ging aus dem so genannten „Brandergut“ hervor, das bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand. Dann bildete sich an zwei Stellen Splitterbesitz, einer davon lag an der Bilsteinstraße 8: Aus Dreyers Gut wurde dann schließlich ab 1878 der Kötterhof.

Die Handwerker wollen die alten Escher-Ziegelsteine an Ort und Stelle wieder einbauen, allerdings sollen sie nach dem Verputzen etwas hervorstechen. Das ist auch mit Architekt Andreas Schüren abgestimmt, der sich mit der Geschichte des Kötterhofs bzw. den Fragmenten davon beschäftigt hat. „Der soll mal mit Bruchstein eingedeckt worden sein, um es vorsichtig zu formulieren“, sagt der Herdecker, der die Sanierung mit der Denkmalbehörde abgestimmt habe.

„Bei der historischen Rekonstruktion dieses alten Gebäudes gibt es viele Mutmaßungen“, so Schüren. Er vermutet angesichts der Qualität der hier verwendeten Hölzer, dass der Kötterhof nicht zu den wichtigsten Gebäuden gehörte.