Herdecke. . Ein umweltfreundlicher Bulli mit Gas-Antrieb als Diesel-Nachfolger: Der Bürgerbus-Verein in Herdecke hat sein neues Fahrzeug vorgestellt.
Bei nostalgisch denkenden Autofreunden leuchten die Augen, wenn es um einen Bulli geht. Mit einem solchen VW T6 sind nun die Herdecker Bürgerbus-Fahrer im Stadtgebiet unterwegs. Vorsitzender Eberhard Dickow stellte nun im Beisein von fünf Sponsoren das Nachfolge-Modell des alten Mercedes vor, der nach sechseinhalb Jahren mit fast 350.000 Kilometern auf dem Tacho in die Jahre gekommen ist, aber nach den erfolgten Reparaturen als Reserve weiter zur Verfügung steht. „Womöglich schaffen wir es dadurch, unsere Ausfallzeit auf Null zu reduzieren.“
Wesentlicher Unterschied: Der Verein hat für den neuen Bürgerbus den Motor auf den Betrieb mit dem flüssigen Autogas LPG umrüsten lassen und setzt nicht mehr auf einen Diesel. „Wir wollen gerne unseren Beitrag zu einer gesünderen Luft in Herdecke leisten“, sagt Dickow. Vize-Vorsitzender Karl-Friedrich Müller berichtet, dass nur es davon in Deutschland nur ganz wenige Bürgerbus-Modelle gebe. Anvisiert hatte der Vorstand eigentlich einen Elektro-Antrieb. „Doch bei unserer täglichen Fahrzeit müssten wir oft mehrere Stunden tanken, daher klappt das vielleicht erst in der nächsten Generation.“
2011 gegründet, erste Fahrt Mai 2012
Für den seit 2011 gegründeten Verein ist nun nach eigenen Angaben ein neues Zeitalter angebrochen. Da darf ein Blick zurück nicht fehlen. „Als wir zu Gesprächen bei der VER waren, hieß es damals: So etwas braucht man nicht“, erzählt Dickow. Auch Frank Zagler, Beigeordneter der Stadt Herdecke, erinnert sich: „Das war anfangs schwierig. Umso schöner zu sehen, auf welche Kompetenz und Akribie der Verein sich heute verlassen kann.“
Dieses Lob gab auch Dr. Bernd Krahl im Namen seiner Patienten weiter. Der Geschäftsführer des Ambulanticum, das ebenso als Sponsor agiert wie die heimische Sparkasse, das Gemeinschaftskrankenhaus, Hörgeräte Steneberg und DEW 21, nannte das ehrenamtliche Engagement der Fahrer und des Vereins herausragend. „Von solchen Leuchttürmen kann eine Stadt wie Herdecke nur profitieren.“
Auch interessant
Dickow wiederum hatte die Fahrgäste im Blick, als er über die Vorzüge des neuen VW T6 sprach. Im Januar habe der Verein die Schallmauer von 70.000 Beförderungen durchbrochen. Seit 2012 fährt der Bürgerbus durch Herdecke, und das gerät für die Kunden nun komfortabler. Dank der Niederflurausstattung können auch Ältere leichter ein- und aussteigen, eine Treppe im Innenraum gibt es nicht mehr. Die Fahrer müssen an Haltestellen mit erhöhten Bordsteinen keinen Abstand mehr lassen.
Die österreichische Firma Kutsenits hat den Herdecker Bürgerbus auch so umgestaltet, dass die Fahrgasttür weiter vorne liegt und der Innenraum knapp einen Meter länger ausfällt. Das größere Raumgefühl komme Kunden mit Rollatoren und Rollstühlen zugute. Die Barrierefreiheit habe sich somit verbessert, auch was die bislang etwas improvisierte Stand- und Verzurrmöglichkeit betrifft. „Niemand muss Stufen klettern, sondern es geht ganz bequem und gefahrlos hinein“, sagt der Vereins-Vorsitzende.
Modernere Ausstattung als zuvor
Weiterer Vorteil in Sachen Topographie: Mit dem Frontantrieb kommen Fahrer nun besser die Herdecker Hänge hoch. Moderner falle auch die Technik aus, das betreffe die Beleuchtung, Abstandswarner und eine Mikrofonanlage für die Stadtrundfahrten. Gäste dabei dürften wie alle anderen auch von der Vergrößerung der Glasflächen beim Blick nach draußen profitieren.
All das hätte nach dem Förderantrag bei der VER vor rund einem Jahr schon im Juli 2018 zur Verfügung stehen sollen, doch die Anlieferung verzögerte sich wegen der neuen Verbrauchstests bis Dezember. Nach der erfolgten Ausstattung vor Ort ist der neue Bürgerbus nun seit Montag unterwegs.
„Froh und stolz“
Somit kann Dickow, der trotz mancher interner Diskussion den Zusammenhalt im Verein lobt, frohlocken: „Wir sind unheimlich froh und stolz, unseren Fahrgästen und der Stadt Herdecke ein wirklich tolles Fahrzeug anbieten zu können.“
All das gebe erfreulichen Rückenwind, um den eigenwirtschaftlichen Betrieb weiterhin fortzusetzen.