Herdecke. Beim Bürgerbus sind alle Stadtrundfahrten 2018 in Herdecke ausgebucht. Mit einem zweitem Fahrzeug will der Verein das Angebot 2019 ausweiten.
So lange, wie Premiere zurückliegt, ist mittlerweile fast die Warteliste. Im Mai 2014 bot der Bürgerbus zum ersten Mal eine Stadtrundfahrt in Herdecke an. Viele weitere folgten in Kooperation mit dem Heimat- und Verkehrsverein, für den Wolfgang Kessler und gelegentlich auch Doris Frohne die Sehenswürdigkeiten während der Tour erklären.
Fünf Sonntagsausflüge stehen 2018 noch an. Alle ausgebucht, so Silke Schmidt, die die Fahrten koordiniert und auf eine lange Warteliste blickt. Pro Tour können sieben Teilnehmer plus Stadtführer in den Bürgerbus einsteigen. Für 2019 ist eine Ausweitung denkbar.
Teilnehmer der Parkanlage Nacken
Zunächst in die Gegenwart. Am gestrigen Sonntag fahren Senioren von der Parkanlage Nacken mit. Alle Befragten finden die Dauer der Tour (rund eineinhalb Stunden) ausreichend. Höhepunkt für viele: die Gederner Kapelle. Da die Teilnehmer Rollatoren benötigen, ist das Aussteigen vor Ort schwierig. Busfahrer Norbert Schwarzkopf steuert die Gruppe aber so dicht an die Kapelle heran, dass jeder das Innere gut sehen kann.
Ursel Heun erfährt nach eigenen Angaben insgesamt viel über Herdecke. Manches ist für sie neu, andere Örtlichkeiten habe sie schon lange nicht mehr gesehen. „Man ist ja heute nicht mehr so wie früher unterwegs.“
Anneliese Lange habe erst gar nicht mit gewollt. Entscheidet sich dann aber doch zur Teilnahme – und bereut es nicht. Sie findet die Erklärungen zu den einzelnen Stationen „wunderbar. Das muss ich jetzt aber erst mal sacken lassen, was wir alles gesehen haben.“
Bei Erlaubnis im Ein-Stunden-Takt unterwegs
Mit einem zweiten Fahrzeug will der Bürgerbusverein auch sein Linienangebot ausweiten, um Spitzen besser abzudecken. Sollten überörtliche Verantwortlichen das gestatten und genug Fahrer bereit stehen, könnte der Bus auf manchen Strecken jede Stunde statt im bisherigen Zwei-Stunden-Takt unterwegs sein.
Wer Interesse als Fahrer hat, kann sich im Internet informieren (www.buergerbus-herdecke.de).
Peter Keilhack ist Ur-Herdecker. Geboren ist er am Ahlenberg. Dort hat er zehn Jahre lang die Schule besucht, diese Gegend aber schon lange nicht mehr aufgesucht. Viele Erinnerungen kommen nun während der Stadtrundfahrt hoch. „Ich kannte alles.“ Auch er lobt Kesslers Erläuterungen.
Gudrun Mertin von der Sozialbetreuung begleitet die Gruppe. In ihrem Zuständigkeitsbereich sind die meisten Bewohner dement. Umso wichtiger, dass der Fahrer rücksichtsvoll mit seinen Gästen umgeht. Ohne Hetze räumt Schwarzkopf bei der Ankunft am Seniorenheim zuerst alle Rollatoren aus, ehe er die Klappe zur Verfügung stellt. Als Ursel Heun als Erste aussteigt, wirkt sie etwas unsicher. Der Fahrer beruhigt sie: „Die Rampe hält 350 Kilo. Da kann nichts passieren.“ Darauf Heun: „Na so schwer bin ich ja nun nicht!“ Beide lachen.
Auch Eberhard Dickow hat gute Laune. „Wir hätten damals nie gedacht, dass das Stadtrundfahrten-Angebot ein solch großer Erfolg werden würde“, sagt der Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins. Das liege zuvorderst an der Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wer mal mitgefahren und begeistert ausgestiegen ist, erzählt das weiter. Manche sind bereits drei Mal eingestiegen, so gut fanden sie es“, so Dickow. Meist wollen Herdecker mit, ein Geburtstag sei schon mal der entsprechende Anlass. Gelegentlich wollen auch Auswärtige aus der nahen Umgebung die Stadt durch diese Rundfahrt (besser) kennenlernen.
Fahrer signalisieren Bereitschaft
Damit die Warteliste kürzer wird, haben beim Vorstand Überlegungen zur Ausweitung des Angebots begonnen. Der Verein hofft, noch in diesem Jahr ein zweites Fahrzeug zu bekommen. Die Finanzierung dafür steht, die bürokratische Verwaltungsarbeit mit Verträgen (VER, Bezirksregierung Arnsberg) folgt. Erst danach sei klar, ob zwei Bürgerbus-Stadtrundfahrten – sei es parallel oder zeitversetzt – ab 2019 möglich sind.
„Wichtig ist dabei natürlich auch unser Personal“, meint Dickow. Von den insgesamt 24 weiblichen und männlichen Ehrenamtlern kann er zwei Drittel der Fahrer auch für die Sonntagsausflüge einplanen, wobei anschließend der Linienverkehr abzudecken ist. Viele von ihnen scheinen bereit für eine Ausweitung des Angebots zu sein und stehen für weitere Fahrten zur Verfügung, auch der Heimat- und Verkehrsverein will einen dritten Stadtführer stellen.