Wetter. . Bauleiter Ronald Heine erklärt beim Ortstermin an der Obergrabenbrücke die erneute Verzögerung. Straßen NRW: Ende Oktober freie Fahrt nach Hagen
Optimismus und Erleichterung sind aus der Stimme herauszuhören. „Ein Ende ist in Sicht, wir wollen die Obergrabenbrücke bald für den Verkehr freigeben“, sagt Andreas Berg vom Landesbetrieb. Der Sprecher von Straßen NRW (Niederlassung Hagen) kennt die Sorgen der Verkehrsteilnehmer, die wegen der Sperrung zwischen Wetter und Hagen seit Jahren Umleitungen in Kauf nehmen müssen.
Dabei verweist er auf die zwei Baustellen. Da wäre einerseits die Harkortbrücke über die Ruhr, von Wetter aus gesehen die zweite Brücke Richtung Vorhalle. Die musste der Landesbetrieb kürzlich komplett in beiden Richtungen (auch für den Baustellenverkehr) sperren, um sie hydraulisch anzuheben. Dadurch können Fachleute die sanierten Lager, auf denen die Brückenplatte liegt, wechseln. „Für diese Maßnahme hat die ausführende Firma ein Zeitfenster bis Ende Oktober. Wenn die früher fertig werden, umso besser“, so Berg.
Ungefähr einen Monat eher soll die Sanierung der Obergrabenbrücke abgeschlossen sein, das sei mit der Baufirma vereinbart. Diesen Überweg könnte Straßen NRW theoretisch dann Ende September freigeben, doch wegen der Arbeiten am benachbarten Überweg über die Ruhr müssen sich Autofahrer wohl noch gedulden. „Es findet dort jetzt also die letzte große Maßnahme statt, dann folgen nur noch Restarbeiten“, sagt der Sprecher des Landesbetriebs und klingt hoffnungsfroh, dass der Verkehr bald wieder normal fließen kann.
Hitze sorgt für Beton-Probleme
Nicht ohne einen letzten Baustellen-Termin mit der Lokalzeitung will sich Ronald Heine, Bauleiter der Obergrabenbrücke, von Wetter verabschieden. Und dabei auch erklären, warum sich die für Ende Juli angepeilte Fertigstellung noch einmal um acht Wochen verzögert. „Zunächst einmal war wegen der langen Hitze vier Wochen kein Beton zu bekommen“, sagt Heine. Es gebe Vorschriften, nach denen frisch angemischter Beton maximal 30 Grad warm sein dürfe. „Bei Nachttemperaturen von über 20 Grad wäre das nicht möglich gewesen. Das Betonwerk hätte auch keine Gewährleistung übernommen.“
Die Baustelle Obergrabenbrücke - ein kurzer Überblick
Als im Sommer 2015 die Brücke gesperrt und mit den Vorarbeiten begonnen wurde, machten überraschende Kampfmittelräumarbeiten den Zeitplan zunichte. Allein das dauerte etwa 18 Monate. Und auch danach gab es weitere Verzögerungen.
Verbaut werden für die neue, 82 Meter lange Obergrabenbrücke am Ende rund 3000 Kubikmeter Beton sowie 250 Tonnen Betonstahl und 50 Tonnen Spannstahl.
Durchschnittlich waren acht bis zehn Arbeiter, in Hochzeiten bis zu 30 Mann auf der Baustelle.
Benötigt wurde der Beton für die Kappen, die seitlichen Bauteile der Brücke. Auf der (aus Richtung Wetter betrachtet) linksseitigen Kappe, die dreieinhalb Meter breit wird, befindet sich der Geh- und Radweg. Diese konnte erst am 14. August betoniert werden, am 21. August folgte die zweite Kappe, auf der nur ein schmaler Notweg vorgesehen ist. „Die Verzögerung hat natürlich auch alle anderen Abläufe komplett durcheinander gebracht; die Termine mit sämtlichen Gewerken stimmten nicht mehr.“
Und so geht es jetzt weiter: Ab dem 3. September erfolgt die Abdichtung der Fahrbahn mit Bitumen, darauf kommt der Straßenaufbau. Sämtliche Straßenanschlüsse müssen noch mit Asphalt versehen, eine Wasserleitung noch verfüllt werden.
Nächste Woche soll die Hilfsbrücke endlich abtransportiert werden; dazu muss bei der Bahn eine Nachtsperrpause beantragt werden. „Das sollte alles schon vor zwei Wochen passieren. Alle standen nachts um zwölf parat: ein Autokran, sechs Lkw und zehn Mann zum Abtransportieren der Hilfsbrücke. Aber dann kriegte die Bahn den Strom nicht abgeschaltet, weil angeblich ein Schalter klemmte“, berichtet Ronald Heine und fügt hinzu: „Mal schauen, ob es nächste Woche klappt.“
Und dann müssen noch die 35 Stahlträger, auf denen eine Holzkonstruktion als Arbeitsfläche ruhte, jeweils einzeln mit zwei Autokranen hochgehievt, auf Lkw verladen und abtransportiert werden.
Ende September jedenfalls ist Ronald Heine mit der Obergrabenbrücke in Wetter fertig. Auf ihn wartet schon die nächste Baustelle in Siegen: Dort wird er mit seinem Team die 486 Meter lange A45-Talbrücke Rinsdorf sanieren.