Wetter/Herdecke/Hagen. . Die Brücke über die Volme an der Mündung zur Ruhr an der Stadtgrenze Hagen und Herdecke kann gebaut werden. Das soll das Freizeitareal aufwerten.

Argwöhnisch blicken manche Herdecker und Wetteraner zur Stadtgrenze am Fluss. Denn auch die Stadt Hagen will am Hengstey- und Harkortsee das Freizeitrevier auf ihren Flächen aufwerten, daher – so die Befürchtung in den zwei Nachbarstädten – könnten Touristen vom Ruhrtalradweg ausbleiben. Doch Vertreter der Hagener Stadtverwaltung sehen bei ihren Bemühungen kein Gegeneinander, viel mehr biete das Ufer genügend Potenzial für gemeinsame Perspektiven.

Seit Ende letzter Woche liegt (mit dreijähriger Verspätung) der Bewilligungsbescheid zum Bau der Brücke über die Volme an der Mündung zur Ruhr an der Stadtgrenze Hagen-Herdecke vor. Das Land NRW stellt 1,9 Millionen Euro Fördergeld bereit, um für Radfahrer und Fußgänger die Südufer der beiden Ruhrstauseen miteinander zu verbinden. Vom Laufwasserkraftwerk am Hengsteysee soll entlang der A1 eine direkte Verbindung zur Herdecker Straße entstehen. Von dort sollen flussabwärts auch die Kaisbergaue, die Georoute, Haus Baukey oder das Wasserschloss Werdringen von einem Besucherschub profitieren.

Ursprünglich sollte die Brücke 2017 fertig sein, die ersten Pläne dafür liegen seit rund 20 Jahren in den Schubladen. Weil aber bislang keine Fördermittel in Sicht waren, beginnt der Bau über der Volmemündung nicht vor 2019. 2020 soll der Überweg unter der Autobahn fertig sein. Gesamtkosten: rund 2,4 Millionen Euro. Das Land finanziert 80 Prozent des Projekts und drei Viertel der Planungskosten. Der Regionalverband Ruhr (RVR) beteiligt sich ebenfalls und übernimmt 488 100 Euro, den Eigenanteil der Stadt Hagen.

„Ruhrtal-Acht“ als Alternative

„Wir sehen das als eine Alternativ- oder Nebenstrecke“, sagt Thomas Bleicher, Büroleiter des Hagener Oberbürgermeisters. „Der Verlauf des Ruhrtalradwegs bleibt unangetastet und wird weiter durch Herdecke sowie Wetter führen, das hat auch der Radweg-Beauftragte des RVR bestätigt“, meint Bleicher.

Der Ruhrtalradweg bleibt auf der Uferseite von Herdecke und Wetter.
Der Ruhrtalradweg bleibt auf der Uferseite von Herdecke und Wetter. © Steffen Gerber

Die Stadt Hagen, die für die Internationale Gartenschau 2027 (IGA) u.a. den Seepark Hengstey und die Villa Hohenhof als ihre wichtigsten Standorte sieht, blickt an der Stadtgrenze zu Wetter sowie Herdecke vielmehr auf das Projekt „Ruhrtal-Acht“. Dieser Radweg von der Volme durch den Raum Kaisberg/Werdringen bis zum Wasserwerk Volmarstein sei als regionaler Lückenschluss anzusehen. „Damit sollen beide Stauseen besser umfahren werden können als bisher“, so Bleicher.

Konkret plant der Hagener Fachbereich Stadtentwicklung, direkt an der A1-Lärmschutzwand mit Schotter einen drei Meter breiten Weg mit wassergebundener Decke vom Laufwasserkraftwerk bis zum Zusammenfluss von Volme und Ruhr anzulegen, wie Stadtplaner Bernd Roß berichtet. Radfahrer und Fußgänger sollen ab 2020 nahe des Stauwehrs Stiftsmühle über die neue Brücke zur B54 bzw. Herdecker Straße gelangen, ein Abzweigen in Richtung Wasserwerk Hengstey unterhalb der Autobahn wollen die Verantwortlichen verhindern, sei es mit Absperrungen.

Weg hinter Klärwerk herrichten

Noch nicht ganz so ausgereift sind die Überlegungen zur Alternativstrecke am Harkortsee auf Hagener Seite. Zwar werde es laut Roß durch die Kaisbergaue neue Asphaltmarkierungen für Radler geben. Nach dem Klärwerk müsse aber noch geklärt werden, ob der neue Wege der Ruhrtal-Acht unten zum Wasser führt oder dem heutigen Verlauf am Waldrand folgt. Das hänge, so der städtische Mitarbeiter, von den Kosten ab. Die Tendenz gehe eher zu einer Aufwertung des Weges oberhalb des Yachtclubs und von Haus Baukey, „denn von dort führen ja schon asphaltierte Strecken in Richtung Schloss Werdringen“, sagt Bernd Roß.

Insgesamt sieht Bleicher nach vielen Gesprächen mit den Nachbarstädten auch die Stadt Hagen als Teil der Perlenkette an der Ruhr, auch wenn unter diesem Titel bisher Herdecke, Wetter, Witten und Hattingen ihre Pläne vorantreiben.

Hintergrund

Die Anrainerstädte wollen das Freizeitareal an der Ruhr und den Stauseen als gern genutzte Naherholungsziele aufwerten. Scheiterte zunächst die Bewerbung für Fördergelder aus dem Topf der Regionale, gehen die hoffnungsvollen Blicke nun in Richtung IGA 2027.

„Jeder muss dafür zunächst die Hausaufgaben auf seiner Seite machen“, sagt Thomas Bleicher, Büroleiter des Hagener Oberbürgermeisters. „Mittelfristig lassen sich die Projekte dann verbinden.“ Wie berichtet, wollen die Städte Herdecke, Wetter, Witten und Hattingen ihre Vorstellungen von einer Perlenkette entlang der Ruhr in einer gemeinsamen Ausschuss-Sitzung am 16. September vorstellen.

An dieser interkommunalen Zusammenarbeit ist Hagen zunächst nicht beteiligt, da die Volmestadt vor einiger Zeit noch andere Fördertöpfe (Grüne Infrastruktur) im Blick hatte. Die getrennt laufenden Planungen für ein und denselben Fluss irritierten Außenstehende. Dabei hieß es jüngst aus den Rathäusern in Wetter und Herdecke, dass die Zusammenarbeit mit Hagen im übernächsten Schritt noch konkreter und wichtiger werde.

Das bezogen städtische Verantwortliche vor allem auf die Pläne der Ruhrtal-Acht als dann hergerichtete Ergänzung zum Ruhrtalradweg und Verlängerung der Lenneroute. Von der aufgewerteten Strecke sollen touristische Ziele wie das Wasserschloss Werdringen und eines Tages auch das Wasserwerk Volmarstein profitieren, da diese dann (besser) an das Wegenetz angebunden sein werden