Wetter. . Neue Radwege in Wetter: Seit 2017 sind einige Sackgassen und Gehwege für Radfahrer freigegeben. Nun folgen testweise drei Einbahnstraßen.

Die Sonne scheint, trotz der Kälte kommen schon erste Frühlingsgedanken auf. Damit auch die Lust auf Radfahren. Jahrelang stand dieses Thema in Wetter aufgrund der Topographie im Stadtgebiet eher unten auf der Prioritätenliste. Sowohl die Grünen als auch die städtische Verwaltung forcierten aber in den vergangenen Monaten Überlegungen, wie zu den touristischen Angeboten auch Alltagsstrecken hinzu kommen könnten.

Im Umwelt- und Verkehrsausschuss erfuhren die Mitglieder kürzlich, was die Verwaltung zuletzt umsetzte und welche Pläne vorliegen. Felicia Becker vom entsprechenden Fachdienst berichtete, dass 16 Sackgassen in 2017 neue Rad-Schilder erhielten und somit auch Ortsunkundige von einer möglichen Durchfahrt erfahren. Auch Gehwege wie am Schöllinger Feld oder Am Wilshause können Pedaltreter dank entsprechender Hinweise nutzen. Bis April erhält der Ruhrtalradweg im Schöntal zwischen Schwungrad und Skaterpark neuen Asphalt.

Entgegen der Autofahrtrichtung

In diesem Frühjahr stehen zudem nach einer früheren Anregung der Grünen drei Einbahnstraßen im Fokus, ob dort Radfahrer entgegen der Autofahrtrichtung Probleme verursachen: Schilder weisen dann die Bismarckstraße (unterhalb der Einmündung Poststraße), die Bruch- sowie Memelstraße mit Gehwegnutzung gewissermaßen als Teststrecken aus. Nach entsprechender Prüfung gesetzlicher Vorgaben wie Abstandsmessungen kommen diese Abschnitte infrage, um dann über weitere Straßen oder womöglich eine Rücknahme der Freigabe zu diskutieren. Wobei sich im Ausschuss aufgrund der teils zu befürchtenden Verkehrsgefährdungen etwa an der Lutherkirche beispielsweise bei Peter Pierskalla (CDU) und anderen Skepsis breit machte.

Unterstützung für regionale Projekte und Geduld beim Ausbau

Wohlwollend betrachtet die Stadt Wetter überörtliche Projekte des Regionalverbands Ruhr. So steht im April in Zusammenarbeit mit dem ADFC eine Probefahrt für eine rund 60 Kilometer lange Strecke von Wetter über Herdecke, Schwerte nach Dortmund an.

Am Ruhrtalradweg gibt es – wie berichtet – neue Infoportale. In den nächsten Monaten sollen über weitere Schilder eines Leitsystems vermehrt Touristen in das Zentrum von Alt-Wetter und Wengern oder zur Burg Volmarstein geführt sowie hiesige Rastplätze attraktiver gestaltet werden.

Geduld sei gefragt bei der Fortsetzung des Radwegs Von Ruhr zu Ruhr nach Gevelsberg, beim Lückenschluss an der Vogelsanger Straße/Kohlenbahn, bei der Neuanlegung an der Hagener und Volmarsteiner Straße nach Vorhalle sowie an der B226 nach Witten. Geprüft werde, die B234 von Grundschöttel nach Gevelsberg für Radler auszubauen.

Dem trat die Stadtverwaltung entgegen. Das sei abzuwarten. „Wir sind bei der Freigabe von Einbahnstraßen vorsichtig und sind auf Reaktionen sowie weitere Vorschläge gespannt“, so Bau-Fachbereichsleiter Manfred Sell. Und: Wetter werde nicht zu Münster, hieß es. Wobei hier weitere Aufgaben anstehen. Wie den Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer. Zu den Ladestationen am Seeplatz könnten in Zukunft am Bahnhof elektronisch verschließbare Fahrradboxen kommen. Der Verkehrsverbund VRR prüfe derzeit, was da möglich ist und wie sich dieses System unterhalten lässt, damit auf die jeweiligen Städte keine Kosten zukommen.

Felicia Becker blickte auch nach Wengern zur Unterführung am Ruhrtalradweg. Sollte die Deutsche Bahn zustimmen, könnte der dunkle Tunnel ein Solarlicht erhalten. Weiterer Aspekt zugunsten des Ortskerns von Wengern: Angesichts der steilen Straße Auf der Klippe sei zu prüfen, ob nicht bereits am Radwegekreuz an der Wittener Straße/Am Jakob Hinweise anzubringen seien. Offen ist zudem, ob es eine Art Steigungskarte für Wetter geben kann. Auf anderen Übersichts-Broschüren ließen sich zudem Strecken, E-Bike-Lademöglichkeiten und einiges mehr verzeichnen. Dazu laufe bereits eine Abfrage bei den Gastronomien. „Das Alltagsradwegekonzept ist abgeschlossen. Wir haben schon einiges umgesetzt, weitere Maßnahmen erfolgen schrittweise“, sagte Becker.

Auch Skepsis spürbar

Angesichts der vielfältigen Bemühungen sprach Norbert Klauke von den Grünen der Stadtverwaltung ein Lob aus. „Das ist in vielerlei Hinsicht ein erster guter Schritt, auch wenn ich mir hier und da noch mehr Mut gewünscht hätte.“ Kritischer äußerte sich Rainer Peitz von der CSR-Fraktion. „Man darf es nicht übertreiben und eine Gruppe bevorzugen“, sagte er und befürchtet einen Bumerang-Effekt, sollten Sonderrechte für Radfahrer zu Problemen im Verkehr sorgen.