Wetter. . Wetters Bürger sollen auch im Alltag Rad fahren. Dafür will die Stadt die Wege sicherer und attraktiver machen. Und die Berge?

  • Die Stadt Wetter hat ein Alltagsradwegekonzept erstellt
  • Damit sollen mehr Bürger zu täglichen Radfahrern werden
  • Im Konzept sind kleine und große Ideen zusammengefasst

Es geht bergauf. Was symbolisch für Erfolgsmeldungen steht, schreckt konkret viele Fahrradfahrer ab. Davon können Wetteraner zur Genüge berichten, gibt es doch im Stadtgebiet zahlreiche Steigungen.

Die Topographie gilt gemeinhin als Hauptproblem, warum es hier kaum alltäglichen Radverkehr gibt. Das will die städtische Verwaltung ändern und hat nach einem Impuls aus der Politik Pläne entwickelt, damit mehr Kinder und Erwachsene auf dem Weg zur Schule, Arbeit, zum Arzt oder Einkaufen den Drahtesel nutzen.

Zwei Mitarbeiterinnen mit Konzept befasst

Wobei diese Bezeichnung antiquiert ist. Im Blickpunkt stehen immer mehr moderne Elektro-Fahrräder. „Dank der E-Bikes sind Steigungen nicht mehr so abschreckend“, sagt Manfred Sell, Fachbereichsleiter Planen. Also begannen die Stadt-Mitarbeiterinnen Nadine Schmutzler (Städtebau) und Felicia Becker (Umwelt, Verkehr) mit der Erstellung eines Alltagsradwegekonzepts.

Langes Wort, kurzer Sinn: Die Infrastruktur analysieren, Verbesserungen anvisieren. Vor allem die Stadtteile auf den verschiedenen Anhöhen wollen die Planer möglichst direkt verbinden, aber auch kurze Wegebeziehungen sind im Blick.

Mehr Radler am Grundschötteler Berg

Lokalpolitikern stellte Becker vor, dass es nicht um den Bau neuer Trassen gehe, sondern um Optimierung des Vorhandenen. Beispielsweise als Ergänzung zu bestehenden Wegen oder Planungen an Bundesstraßen wie der B226 nach Vorhalle, für die Straßen-NRW kürzlich ein Konzept vorstellte. „Es bleibt natürlich ein ambitioniertes Ziel, einen alltäglichen Radverkehr etwa in Volmarstein anzuregen. Wir wollen das mit überschaubaren Maßnahmen erleichtern“, sagt Bürgermeister Frank Hasenberg. Wobei Sell nach eigenen Angaben erstaunt ist, dass sich immer mehr Radler den Grundschötteler Berg vornehmen.

Der Ist-Zustand

„Nur drei Prozent der Wege legen Wetteraner mit dem Rad zurück“, so Becker, das sei selbst in ähnlich hügeligen Städten deutlich mehr. Zu berücksichtigen sei neben der Topographie auch das Verkehrsaufkommen, was die Grundschötteler Straße nicht attraktiv erscheinen lässt. Das soll sich ändern, wobei auch außerörtliche Abschnitte wie die Esborner oder Albringhauser Straße zu vorteilhaften Verbindungswegen werden können.

Die Sicherheit

Um mehr Mischverkehr zu erreichen, brauche es mindestens Schutzstreifen für Radfahrer oder konkrete Abtrennungen. Auch parkende Autos spielen eine Rolle, je nach Örtlichkeit sei eine Neuordnung von Stellflächen denkbar. Vereinzelt sollte auch über zusätzliche (Warn)schilder etwa an steilen Passagen nachgedacht werden.

Touristische Strecken

Bei der Analyse bezogen die Verwaltungsleute auch touristische Strecken ein. So dient der Ruhrtalradweg als Verbindung von Alt-Wetter nach Wengern, durch den in Kürze freigegebenen Abschnitt „Von Ruhr zu Ruhr“ sind Esborn und Albringhausen für Pedaltreter gut an Wengern angeschlossen. Gleichwohl seien außerörtlich etwa auch in Voßhöfen Sicherheitsfragen in Sachen Autoverkehr zu beachten. „Es fehlen hochwertige Verbindungen zum und im Raum Volmarstein-Grundschöttel-Silschede“, so Becker. Das wäre gewissermaßen ein Lückenschluss beim Blick auf die Wegebeziehungen im gesamten Stadtgebiet.

Einbahnstraßen

Einen besonderen Blick richteten Becker und Schmutzler auf Einbahnstraßen in Alt-Wetter, Wengern oder Volmarstein. Dort ließen sich mit überschaubarem Aufwand Freigaben für Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung und linksseitig einrichten, sofern es breit genug ist (mit mindestens drei oder dreieinhalb Meter). Dabei sollen keine Parkplätze wegfallen. Ein konkretes Beispiel sei die Goethestraße, wo eine Umsetzung möglich wäre.

Gehwege

Wo sind Radfahrer zulässig, ohne Fußgänger zu gefährden? Dafür braucht es eine Mindestbreite von 2,50 Metern und allenfalls ein geringes Gefälle. Als Beispiel nannte Becker eine kleinräumige Passage im Schöllinger Feld zur Vogelsanger Straße als schon vorhandene Anbindung zum künftigen Gewerbegebiet am Stork, die für beide Gruppen nutzbar sein könnte.

Kooperationen und Anregungen

Laut Sell soll noch in diesem Jahr ein Handlungskonzept entstehen. Ideen aus Politik und von Bürgern seien willkommen (Mail: felicia.becker@stadt-wetter.de). In Herdecke soll 2018 ein Radwegkonzept vorliegen.

Bei Gehwegen oder Einbahnstraßen könne es schnell gehen, großräumige Ideen wie in Volmarstein und Grundschöttel brauchen Zeit.

Für Hasenberg sind mit Blick auf Ladestationen f ür E-Bikes Kooperationen mit Gewerbetreibenden (Motto: „Mit dem Rad zur Arbeit“) denkbar. Wobei es mit dem Zweirad-Geschäft Niestroy an der Osterfeldstraße nur ein Fahrradgeschäft in Wetter gibt.

Infrastruktur

Das Konzept benötige flankierende Maßnahmen: Lademöglichkeiten für E-Bikes, Rad-Mitnahme im Bus, Abstellplätze, Angebote zu „Bike and Ride“ oder Rampen seien teils schon vorhanden, aber ausbaufähig. Denkbar sind auch Rampen oder Schieberillen im Boden, die die Mühen bergauf etwa an Treppen am Harkortberg erleichtern. All das müsste entsprechend beworben werden, dazu könnte es eine Telefonnummer für Bürger zur Meldung von Schäden geben.

Sorgenkind mit Potenzial

Wünschenswert wäre ein Netz im Raum Grundschötteler und Schwelmer Straße bzw. Kohlenbahn in Richtung Silschede oder Volmarstein sowie Schmandbruch. Da es sich um eine Bundesstraße handelt, ist Straßen-NRW gefragt. „Es gibt am Kreisel der B234 bereits einen kurzen Radweg-Abschnitt, doch Straßen-NRW schiebt die Weiterplanung dort seit Jahren vor sich her“, sagt Sell.

Finanzierung

Um der Stadtkasse große Kosten zu ersparen, könnte sich Wetter entweder um Fördergelder bewerben oder mit anderen Baulastträgern – etwa mit Straßen-NRW – kooperieren. „Auf dieser Grundlage lassen sich vielleicht eher Ideen realisieren“, sagt Schmutzler.

Ausblick

Das Konzept ist mittel- bis langfristig angelegt. Die Topographie bleibe sicher das größte Hemmnis, so Becker. Erkenntnisse haben die Verwaltungs-Leute über eine Steigungskarte mit fünf Kategorien – von leicht bis sportlich – gewonnen, die auch als Information für Radfahrer herausgegeben werden könnte. Bei konkreter Planung ließen sich auch Zahlen aus dann anstehenden Verkehrsmessungen oder von Straßen-NRW berücksichtigen. Sell abschließend: „Wetter wird nicht zu Münster, aber Verbesserungen lassen sich auf jeden Fall erzielen.“ Es kann bergauf gehen.