Ennepe-Ruhr. Egal, ob mit Auto, Fahrrad oder Bus und Bahn: Aus dem EN-Kreis zu einer der umliegendenen Universitäten zu pendeln, wird schnell zur Nervenprobe.

Pünktlich und regelmäßig in Seminaren zu sitzen, ist eine gute und wichtige Voraussetzung, sein Studium erfolgreich zu gestalten. Äußerst ärgerlich ist es da, wenn bereits die Anfahrtssituation zum unüberwindbaren Hindernis wird.

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Ein Problem, mit dem sich viele Studierende aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis plagen. Steht Maximilian Clarholz morgens am Herdecker Bahnhof, benötigt er eine gewisse Portion Glück, um eine gute Stunde später pünktlich zur Veranstaltung zu kommen.

Mit einem Umstieg am Dortmunder Hauptbahnhof wäre die Technische Universität theoretisch in 36 Minuten reiner Fahrzeit erreichbar.

Es geht flugs aus der RB52 in die S-Bahn-Linie 1, die eine Direktanbindung zur Uni bietet. Die nur sechs Minuten Umstiegszeit werden aber automatisch zum Problem, wenn sich die nur einmal pro Stunde fahrende Regionalbahn verspätet.

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„Da ist man morgens schon immer aufgeregt, ob man es denn wirklich pünktlich schafft. Dauerhaft eine Stunde früher aufstehen kann ja auch nicht die Lösung sein“, sagt der 25-jährigeWirtschaftsinformatikstudent.

Taktanpassung erst Dezember 2019

Schafft es Clarholz, die S1 zu erreichen, wird es im Regelfall kuschelig, wie Pendlerin Lisa Burgardt, als Kommunikationsvolontärin bei der TU Dortmund tätig, bestätigt: „Die S1 ist besonders zu den Stoßzeiten sehr voll.

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Da sie die Hauptanbindung der Universität an die Dortmunder Innenstadt und umliegende Städte darstellt, wäre es sehr wünschenswert, wenn die Deutsche Bahn den Takt (aktuell dreimal pro Stunde) erhöhen würde.“

Klar ist: Vor Dezember 2019 wird sich diesbezüglich nichts ändern, erst dann wird im Zuge der RRX-Umstrukturierungen zwischen Essen und Dortmund der 15-Minuten-Takt eingeführt.

Auf der für Studierende aus dem Südkreis wichtigen Linie S8 soll es derweil keine Änderungen geben. Die Anfahrt zur Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni wird sich Jan Frederik Demmer aus Gevelsberg demnach weiterhin so kompliziert gestalten wie bisher.

„Ich wohne fußläufig acht Minuten vom S-Bahnhof entfernt. Nehme ich dann die S8, habe ich in Schwelm nur eine Minute Umstiegszeit, um in den RE nach Düsseldorf zu kommen. Das kann man im Regelfall vergessen“, schildert der Philosophie-Masterstudent.

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Also geht es meist mit der S8 von Gevelsberg aus zum nahe am Campus gelegenen Bahnhof Düsseldorf-Bilk. Reine Fahrzeit: 61 Minuten.

Die Angst vor dem Abschleppwagen

Eine Anfahrt per Pkw erleichtert im Regelfall nichts, wie Demmer aus mehrjähriger Pendlererfahrung berichten kann: „Die Parkplatzsituation an der HHU ist sch...! Irgendwann kennt man seine Ecken, wo man weiß, dass dort ein Parkplatz frei sein könnte.“

Zustände, die auch der örtliche Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) anprangert: „Die Parkplatzsituation an der Universität ist ohnehin im Normalzustand mehr als nur angespannt. Jedes Jahr studieren immer mehr Menschen an der HHU, doch wurden in den letzten Jahren keine neuen Parkmöglichkeiten geschaffen“, konstatieren AStA-Vorstand Fabian Schröer und Mobilitätsreferent Alexander Steffen. Nicht wenige parken deshalb in Anliegerstraßen oder direkt in Verbotszonen – mit unschönen Folgen: „Aus diesem Grund gehört ein kleiner weißer Abschleppwagen zum Alltag für Studierende mit Auto an der HHU, der insbesondere am Vormittag im Minutentakt Autos abschleppt“, berichten Schröer und Steffen.

Auch diejenigen, die es mit dem Zug zum Hauptbahnhof der Landeshauptstadt verschlägt, sollten nicht zwingend mit einem Sitzplatz in der U-Bahn rechnen. Der AStA: „Insbesondere die U79 bietet manchmal überhaupt keinen Platz mehr, und Studierende können in die aus Duisburg kommende Bahn nicht mal am Hauptbahnhof einsteigen oder werden schon vorher im Stadtteil Wersten rausgelassen. Aus diesem Grund benötigen wir zu den Hauptanreise- bzw. Abreisezeiten eine verstärkte Taktung.“

Maximale Auslastung in Bochum

Die wünschen sich die Studierenden in Bochum ebenfalls. Wenngleich das Netz dort zu Stoßzeiten schon ausgelastet ist. Tagsüber fährt die U35 zwischen Hauptbahnhof und Ruhr-Uni im Fünf-Minuten-Takt – überfüllt ist sie trotzdem. Zum Leidwesen eines Großteils der knapp 43 000 Nachwuchs-Akademiker, wie Germanistik-Studentin Jasmin Eichwälder (26) aus Ennepetal berichtet: „Zu den Stoßzeiten kommt man kaum in die Bahn. Aber mehr geht nicht, irgendwann müssen die Leute ja noch ein- und aussteigen.“

Und per Auto? Anfang 2015 wurde ein altes Parkhaus auf der West-Seite des Campus wiedereröffnet. „Eichwälder: „Mit Parken haben wir eigentlich nicht so viele Probleme. Viele haben nur keine Lust, von der Westseite aus 15 Minuten über den Campus zu laufen, wenn sie im Osten eine Veranstaltung haben.“ Die oft als Vorurteil zitierte Faulheit eines manchen Studierenden hin oder her: Bequem ist anders.