Wetter. . Das Frauenheim Wengern bietet nach der Eröffnung der Wohnanlage Haus Schöntal nun Menschen mit Behinderung 60 Arbeitsplätze im Gewerbegebiet an.
Die Rechnung des Frauenheims Wengern: Zwei kleinere Werkstatt-Außenstellen schließen, eine neue Arbeitsmöglichkeit mit bis zu 60 Plätzen in einer großen Halle mitten im Gewerbegebiet Schöntal einrichten. Und das im Jahr des 100-jährigen Bestehens.
Gut gelaunt sitzt Edelgard Spiegelberg in der ebenfalls noch neuen Wohnanlage Schöntaler Straße, „einem Erfolgsprojekt“, wie die Frauenheim-Leiterin das innenstadtnahe Angebot nennt. 24 Menschen mit geistiger oder psychischer Beeinträchtigung haben in den zwei ausgebuchten Häusern eine Heimat gefunden.
Und einen Vorteil: Für einige von ihnen ist der Weg zur Werkstatt und zum Arbeitsplatz auf dem früheren Reme-Gelände sehr kurz. In einer Halle an der Wasserstraße 15a hat die Evangelische Frauenhilfe zwei Etagen von der AVU-Gewerberaum angemietet. „Die wurden dankenswerterweise nach unseren Bedürfnissen umgebaut“, so Spiegelberg, die vor allem auf den Vorteil der guten Erreichbarkeit für Berufstätige mit Handicap verweist: „Ein ortsnahes Angebot, das die Selbstständigkeit nochmals betont, wobei nicht alle Beschäftigten hier um die Ecke wohnen.“
Startschuss mit 35 Berufstätigen
Seit September arbeiten in der Außenstelle Schöntal (Ableger der zentralen Werkstatt auf dem Frauenheim-Gelände am Böllberg mit 110 Plätzen) ca. 35 Menschen mit Behinderung, an diesem Sonntag steht nun die offizielle Eröffnung an. Besucher sehen dann fast schon riesige Räume, in denen beispielsweise Angelika Letzing in der Montage aktiv ist und Tüten befüllt sowie kennzeichnet. „Ich fühle mich hier wohl. Ich kenne viele vom Frauenheim, die Aufträge hier sind aber andere“, sagt die 43-Jährige. Sie ist mal in einer Gruppe, dann individuell beschäftigt und kann sich wie die anderen auch angesichts des großen Platzangebots mal zum Ausruhen zurück ziehen.
Dank eines Lifts an der Außenfassade sind die barrierefreien Arbeitsplätze gut erreichbar. Unter einem Dach werkeln jetzt Angestellte der früheren und nun umgewidmeten Montage-Außenstellen Albringhausen und Nordstraße. Angesiedelt ist im Schöntal auch die Berufsbildung des Frauenheims, für die es eine neue und moderne Küche gibt. „Wir können hier mit Blick auf die Leistungsfähigkeiten auf das Wunsch- und Wahlrecht der Menschen mit Handicap eingehen sowie Praktika anbieten“, so Spiegelberg.
Eineinhalb Jahre Vorlauf
Wer im Gewerbegebiet Schöntal die neuen Räumlichkeiten der Werkstatt betritt, fühlt sich fast etwas verloren. Äußerst großzügig ist nach oben und zur Seite das Platzangebot. Derzeit stark nachgefragte Montage-Arbeiten, dazu Berufsbildung, Vorratskammer plus Küche für entsprechenden Unterricht, Sozial-, Schulungs- und Aufenthaltsräume gibt es in der ersten Etage, darüber liegt der Schwerpunkt auf der Montage plus Entspannungsmöglichkeiten.
„Wir haben hier mehr Lagerkapazität, können andere Montage-Aufträge annehmen als bisher und dürften daher für industrielle Unternehmen interessanter werden“, sagen Edelgard Spiegelberg als Leiterin des Frauenheims Wengern und Manuela Schunk, Sprecherin des Trägers (Evangelische Frauenhilfe Westfalen). Nach der Fertigstellung der Wohnanlage Haus Schöntal in der Nachbarschaft begannen die konkreten Planungen für die Werkstatt, die dann nach einer Vorlaufzeit von ca. eineinhalb Jahren fertig geworden ist.
Anleiten und begleiten
Die Leitung bleibt in den Händen von Thomas Schiebille, der alle Werkstätten des hiesigen Frauenheims koordiniert. Und damit auch die Begleiter von beschäftigten Menschen mit Handicap im Blick hat, geht es doch in dem zweigeteilten Auftrag neben Arbeitsaufgaben auch um das Thema Anleitung.
Tag der offenen Tür am Sonntag in der Außenstelle
Die Werkstatt im Gewerbegebiet Schöntal, Wasserstraße 15a, bietet am Sonntag, 17. Dezember, von 11 bis 13 Uhr einen Tag der offenen Tür mit Mitmach-Aktionen plus Imbiss für Schüler, Lehrer und Interessierte an.
Der offizielle Teil zur Einweihung beginnt um 14 Uhr mit einem Sektempfang.
In der Wohnanlage Schöntaler Straße 18-20 folgt um 15 Uhr ein Adventscafé mit Wintergrillen.
In der AVU-Halle an der Wasserstraße 15a sind sowohl Langzeiterkrankte als auch Menschen mit Einschränkung, die nach zwei Jahren erneut über ihre beruflichen Fähigkeiten in Abstimmung mit dem Arbeitsamt nachdenken oder erst einmal ein Praktikum anstreben, willkommen. „Es gibt bei uns wie in anderen Betrieben auch eine normale Fluktuation durch Rente und wechselwillige Beschäftigte oder durch Veränderungen im Krankheitsbild“, sagt Spiegelberg.
Nach der Auflösung der beiden Außenstellen Albringhausen und im alten Bahnhof Wengern mit rund 40 Plätzen ließ sich ein reibungsloser Übergang ins Schöntal organisieren, ohne dass Wetteraner in benachbarte Werkstätten nach Witten oder in den EN-Südkreis wechseln mussten. Für die Beschäftigten dort könnte die neue Außenstelle auf dem alten Reme-Gelände ebenso interessant sein wie für künftige Angestellte, bald besuchen Förderschüler aus Witten und Hiddinghausen die Halle.
Und nach Weihnachten wartet dann direkt ein großer Auftrag auf die Berufstätigen in der Schöntal-Werkstatt.