Herdecke. . Die Tierschutzorganisation Peta hat nach dem Schnupperangeln Anzeige gegen den Sportfischerei-Verein Hagen, Herdecke und Umgegend gestellt.
- Der Vorsitzende des Vereins reagiert gelassen auf Kritik
- Staatsanwaltschaft prüft, ob Ermittlungen nötig sind
- Organisation will generelle Debatte über das Angeln
Eine spannende Sommeraktion für Kinder wird nun zum Fall für den Staatsanwalt: Der Sportfischerei-Verein (SFV) Hagen, Herdecke und Umgegend bot in diesem Sommer zum fünften Mal in Folge ein Schnupperangeln an. Dieses gehörte zu den städtischen Programmpunkten Ferienfrosch in Herdecke bzw. Ferienmaus in Hagen. Nach der Berichterstattung in dieser Lokalausgabe hat die Tierrechtsorganisation Peta Anzeige erstattet – sowohl wegen der Veranstaltung selbst als auch wegen genereller Bedenken.
Vorab-Klärung in 14 Tagen
Dr. Gerhard Pauli von der Staatsanwaltschaft Hagen bestätigt, dass in dieser Woche die Peta-Anzeige eingegangen sei und sich nun das Dezernat Umweltstrafsachen damit beschäftigt. Dieses kümmert sich auch um Tierschutz-Angelegenheiten und muss nun prüfen, ob ein Anfangsverdacht wegen einer Straftat vorliegt, um dann ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. „Die Vorab-Klärung dauert in der Regel zwei Wochen“, so Pauli. „Der Sportfischerei-Verein ist bei uns noch nie auffällig geworden. Die Vertreter müssen sich vorerst auch nicht zu dem Sachverhalt äußern.“
Im Ennepe-Ruhr-Kreis, so ist auf Anfrage zu erfahren, hat es solch eine Anzeige gegen einen Angel-Verein noch nicht gegeben. Staatsanwalt Pauli hingegen kommt das Vorgehen der Tierschützer bekannt vor und vergleicht es mit Initiativen gegen die so genannte Drückjagd: Peta stellte schon Strafanzeigen gegen manch einen Hegering, meist werden die Verfahren eingestellt.
Dr. Edmund Haferbeck von der Tierrechtsorganisation vermutet, dass die Staatsanwaltschaft die Anzeige gegen die Sportfischer als Ordnungswidrigkeit einstuft und das Verfahren an die Stadtverwaltungen bzw. das Veterinäramt weiterleitet. Der Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei Peta begründet das Vorgehen mit zwei Hinweisen: „Aus dem Artikel in Ihrer Lokalzeitung ging hervor, dass die Veranstalter mit der Durchführung überfordert waren. Aber nicht nur dieses Defizit beklagen wir, sondern auch Verstöße gegen das Tierschutz- und Fischereigesetz.“
Der Peta-Rechtsexperte sagt im Gespräch mit der Redaktion, dass der Tierschutzorganisation Veranstaltungen wie ein Schnupperangelen generell ein Dorn im Auge sind. „Wir halten Angeln grundsätzlich für Tierquälerei. Wer Kinder an die Natur heranführen möchte, was übrigens ein hehres Ziel ist, sollte das nicht im Zusammenhang mit Tiertötungen tun“, sagt Haferbeck. Er berichtet von sechs Millionen Anglern in Deutschland, von denen die Hälfte nicht registriert seien und 99 Prozent Fischen als Zeitvertreib verstehen, der Verzehr spiele aus seiner Sicht eine völlig untergeordnete Rolle.
Mit dem Verweis auf Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes (Strafen bei Tiertötungen) habe Peta generell das Angeln und dazugehörige Veranstaltungen im Visier. Über entsprechende Sucheinstellungen im Internet will die Organisation diese ermitteln und dagegen protestieren, um auch eine große Diskussion über die Fischerei in Vereinen anzuregen. „Wir Tierschützer haben keine Rechte und können nur über Strafanzeigen und über mediale Aufmerksamkeit Druck ausüben“, so Haferbeck. „Wir wollen eine öffentliche Debatte über das Töten von Tieren anstoßen.“
Im Fall der diesjährigen Ferienveranstaltung an der Stadtgrenze Herdecke-Hagen und der Berichterstattung beklagten die Tierschützer Kinder-Aussagen wie „Ich bekomme den Fisch nicht vom Haken“. Peta kritisiert solch eine abschätzende Haltung Tieren gegenüber. „Wir wollen auch vorbeugend aktiv werden, Kinder sollten nicht auf diesem Weg an solche Themen herangeführt werden“, meint Haferbeck und verweist ausdrücklich auf das Fischereigesetz in Nordrhein-Westfalen.
Verein beklagt „Polemik“
Gelassen blickt der SFV auf diesen Peta-Vorstoß. „Wir hatten noch keinen Kontakt zur Staatsanwaltschaft und können zum konkreten Sachverhalt nichts sagen“, berichtet Vereinsvorsitzender Karl Heinrich Schirra. „Wir machen uns aber auch keinerlei Sorgen. Wenn wir mal zu der Sache öffentlich befragt würden, wäre das auch eine gute Plattform für die Darstellung von unseren Anliegen.“ Für ihn sei Angeln und Fischefangen nur ein kleiner Teil der Vereinsarbeit. Hauptsächlich bemühen sich er und seine Mitstreiter darum, die Gewässer in Ordnung zu halten und dem Umweltschutz auch für zukünftige Generationen gerecht zu werden.
Die Peta-Anzeige bezeichnet Schirra als „Polemik, um Aufmerksamkeit zu erhalten“. Viele Kommentare im Internet bestätigen ihn demnach in seiner Ansicht. Und die Vorwürfe zu den vermeintlichen Defiziten bei der Betreuung der Kinder weist der Vorsitzende zurück: „18 Erwachsene haben die 40 Teilnehmer betreut. Da wir nicht für jeden eine Angel hatten, stand immer ein Vereinsmitglied einem Kind zur Seite.“ Sollte keine Behörde die Ferienaktion verbieten, will der SFV „seine Naturschutz-Veranstaltung zum Leben am und im Wasser“ auch im nächsten Jahr wieder anbieten.