Herdecke/Hagen. . Sportfischerei im Wandel: Die Zeiten des Wertungsfischens sind genauso vorbei wie die Unart, Fische zu fangen, um sie wieder freizulassen sind aber vorbei.
Es gibt Fotos von Anglern, die stolz ihren meterlangen Fang aus der Ruhr vorzeigen. Die Zeiten des Wertungsfischens frei nach dem Motto „Wer hat den größten?“ sowie von Fangen und Freilassen sind aber vorbei. Gut so, findet der Sportfischerei-Verein (SFV) Hagen, Herdecke und Umgegend mit Blick auf den Tierschutz sowie das Landesfischereigesetz. Wer ohne einen vernünftigen Grund die Schnur auswirft, Mindestmaße und Schonzeiten missachtet oder Fischen aus Spaß Stress aussetzt, macht sich in der Branche unbeliebt.
Leckereien auch für den Teller
Gleichwohl beklagen der 2. Vorsitzende Ralf Finger, Matthias Gebehenne als 2. Geschäftsführer und Pressewart Frank Schlaak, dass es nach wie vor illegales Angeln gebe. Fischereiaufseher (darunter Vereinsmitglieder) bekämpfen das durch Kontrollgänge. Fischwilderei werde zur Anzeige gebracht. Zumal manche Strecken nur für Vereinsangler zugelassen sind, etwa an der nährstoffreichen Lennemündung oder vom Naturschutzgebiet Kaisbergaue. „Jeder hat so seine Hotspots, flussabwärts wird es ab dem Viadukt schwieriger, vor allem wenn im Sommer die Wasserpest Elodea kommt.“
Die größte Veränderung habe es durch die Stilllegung des Cunokraftwerks gegeben, am warmen Auslaufgraben habe sich die zuvor hohe Population an Brassen, Karpfen, Weißfischen stark reduziert. Auf 620 Mitglieder ist der Verein an, , der auch bei internationalen Meisterschaften erfolgreich war, wieder angewachsen. „Wir wollten das Angeln attraktiver darstellen und haben auch mehr an den Gewässern gemacht.“ Unter den vier Vereinen zwischen Hohensyburg und Hohenstein gebe es gute und regelmäßige Kontakte sowie ein gemeinsames Fischen im August. Seit zwei Wochen läuft die Saison am Vorhaller Weg. Koppelangeln, Königsangeln, Nachtangeln, Abangeln heißt es bis Ende September.„Es gibt weniger Fische als noch vor 15 oder 20 Jahren, dafür ist die Qualität besser“, sagen die SFV-ler. Im deutlich saubereren Flusswasser von Ruhr, Volme und Lenne sei das Fangen schwieriger geworden, was etwa an den vielen Kormoranen liege. Bis zu 600 „Feinde des Anglers“ gebe es am Harkortsee, am Hengsteysee mit seinen Laichgebieten findet der Vogel fast schon einen gedeckten Tisch vor. Ein zweischneidiges Schwert sei daher die Wasserpest: Die Elodea-Schicht schützt die Fische im klaren Wasser einerseits, andererseits behindert es auch die Angler, wenn sie ab Mai verstärkt vom Boot aus nach Raubfischen Ausschau halten.
Die Vielfalt stellt zufrieden
Ungern erinnern sie sich an das Hengsteysee-Absenken vor zwei Jahren zur Laichzeit, da so ein Jahrgang „hopps ging. Auch die Turbinen am Stiftsmühlen-Wehr schreddern manchen Aal.“ Bei der Betreuung der Fischtreppe am Hengsteyseewehr konnten die SFV-ler mal bis zu 300 Tiere an einem Tag messen. Bot das einst trübe Wasser früher gerade Weißfischen viele Nährstoffe, kämen Karpfen, Hecht, Rotauge, Brasse, Forelle, Barsch, Waller und Zander mittlerweile auch mit den veränderten Bedingungen klar. „Die Vielfalt ist zufriedenstellend, vor allem bei den Raubfischen“, so Gebehenne. Auf Kommunikation hofft Finger bei den Plänen zur Ausweitung des Freizeitreviers. „Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Als Pächter an beiden Seen warten wir darauf, dazu Stellung zu nehmen.“
Sie seien es gewohnt, auf Wassersportler Rücksicht zu nehmen. Am Bleichstein-Ufer werde es durch laute Jugendliche am Wochenende („Angeln während der Maiwoche ist fast unmöglich. Oft sind wir es, die den hinterlassenen Dreck wegräumen“) und vor allem Baumfällungen schwieriger. Beispielsweise sei das einst kleine Wäldchen unterhalb des Quartiers Ruhraue durch Rodungen unattraktiv, sagen die Naturschützer: „Bei allem Verständnis für die Verkehrssicherheit, wollen wir nicht von betonierten Ufern angeln.“