Wetter. . Richter Christian Potthast wechselt vom Amtsgericht Wetter zum Landgericht Hagen. Als Nachfolger leitet Dr. Johannes Kuhn nun die Strafprozesse.
- Neue Herausforderung für Potthast nach neun Jahren
- Kuhn erst im vergangenen Jahr zum Richter ernannt
- Direktor Deipenwisch bedauert „Verlust“ und ist zugleich optimistisch
Wenn im Amtsgericht künftig Erwachsenen-Strafsachen verhandelt werden, wird ein neuer Richter die Urteile verkünden. Dr. Johannes Kuhn tritt die Nachfolge von Richter Christian Potthast an, der sich neuen Aufgaben am Hagener Landgericht widmen wird. Mit unserer Zeitung sprachen die beiden und Amtsgerichtsdirektor Till Deipenwisch über die anstehenden Veränderungen.
Anfang 2016 übernahm Christian Potthast (38 Jahre alt) die Strafsachen am Amtsgericht Wetter, nachdem sein Vorgänger Heinz-Dieter Alfred Beckmann pensioniert worden war. Wie sein Vorgänger behandelte Potthast die Prozessbeteiligten mit Respekt und zeigte Empathie. Er hörte zu, schaffte Perspektiven und war gleichzeitig stets konsequent und gradlinig. Auch blitzte in den passenden Momenten das richtige Quäntchen Humor auf. Nicht umsonst betont er immer wieder: „Ich verurteile eine Tat, nicht den Menschen. Das steht mir nicht zu.“
Blick über den Tellerrand
Potthast, der seit zehn Jahren als Richter tätig ist, verhandelte auch Zivil- oder Familiensachen, war mit Grundbuch- oder Nachlasssachen und Zwangsvollstreckungen befasst. Auch kümmerte er sich um Verwaltungsangelegenheiten. Nun wechselt er zum Landgericht Hagen. Dort wird er in der Verwaltung und darüber hinaus in einer Zivil-Berufungskammer sitzen. „Darauf freue ich mich, weil ich da auch noch einen ganz anderen Überblick bekomme – der buchstäbliche Blick über den Tellerrand. Es ist eine gute Möglichkeit, zu prüfen, ob ich die Art, wie ich Dinge bislang gelöst habe, vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch verbessern kann. Ich bin sehr dankbar dafür, dass man als junger Richter diese Chance von der Justiz erhält.“
Gleichzeitig jedoch fällt es ihm nicht leicht, das Amtsgericht Wetter, an dem er nahezu neun Jahre tätig war, zu verlassen. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich auf die Chance, aber bin natürlich auch traurig, hier wegzugehen, weil ich mich in diesem Gericht sehr wohl fühle. Ich finde es großartig, dass es diese kleinen Gerichte gibt und dass ich das Privileg hatte, in einem zu arbeiten. Zumal ich hier viele Menschen erlebt habe, die mit viel Engagement und Herzblut dabei sind und sich um die Menschen vor Ort kümmern.“
Potthasts Nachfolger in Straf- und Familiensachen, Dr. Johannes Kuhn, geht die neue Herausforderung mit Elan an. Der 41-jährige Jurist, der zunächst als Anwalt tätig war und im vergangenen Jahr zum Richter ernannt wurde, bereut den Schritt noch nicht einmal ansatzweise: „Das Spannendste ist der Perspektivwechsel – von der anwaltlichen Sichtweise in die Rolle des Richters, der ein Verfahren führt, gestaltet und zum Abschluss bringt.“
Mit einem Lächeln erinnert sich Kuhn daran, wie er Interesse an Jura fand – über eine Rechtskunde-AG zu Schulzeiten. Diese AG wurde von einem Richter geleitet und hinterließ bleibenden Eindruck.“ Noch heute ist dem 41-Jährigen diese Verhandlung, an der er damals als Beobachter teilnahm, präsent. „Es ging um Meineid.“
Das Strafrecht ist Kuhn nicht fremd. In seiner Studienzeit befasste er sich viel damit und auch später, als er Arbeitsgemeinschaften für Studenten leitete. Also kehre er quasi zu seinen studentischen Interessen zurück. Außerdem fühlt er sich im Amtsgericht und generell in Wetter wohl. „Es ist ein schönes Gericht mit einem sehr guten Betriebsklima“, betont er und verweist dabei auf das Gebäude, die Stadt und die Nähe zum Harkortsee. „Es ist eine Atmosphäre, in der man sehr gut arbeiten kann.“
Gemischte Gefühle beim Direktor
Amtsgerichtsdirektor Till Deipenwisch betrachtet den Weggang von Richter Christian Potthast mit gemischten Gefühlen, zumal der ihn in seiner Anfangszeit als Direktor bei der Einarbeitung mit seinem Wissen unterstützte, wenn es um Hintergründe und Abläufe im Haus ging. „Er ist ein Kollege, den ich außerordentlich schätze – nicht nur in fachlicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht. Ich arbeite sehr gerne mit ihm zusammen und deshalb freue ich mich für ihn, dass er diese Chance hat, in andere Bereiche zu schnuppern. Aber für das Amtsgericht ist es natürlich ein Verlust“, so der 43-Jährige.
Allerdings hegt er keine Zweifel, dass die Strafsachen bei Dr. Johannes Kuhn ebenfalls in guten Händen sind. In diesem Kontext betont er: „Dr. Kuhn hat sich hier sofort und ohne Probleme sehr gut eingeführt und hat sich schnell mit den Dingen vertraut gemacht. Und er passt ebenfalls bestens in das Kollegium.“