Herdecke. . Wegen der konsequenten Anbindung des Bahnhofs in Herdecke fallen seit Juni zwei Haltepunkte weg. Das sorgt für erste Kritik.
- Seniorrinen würden gerne wieder an Attenbergstraße einsteigen
- Umstieg am Mozartweg zu umständlich
- Durch die Sandwichlösung gibt es seit 11. Juni Änderungen
Mit sichtbarer Verwunderung beginnen drei Seniorinnen aus Herdecke das Gespräch. „Hat sich bei Ihnen noch niemand nach dem Fahrplanwechsel über die neue Busregelung beschwert?“ Nein, manches Murren war zwar zu hören, aber konkrete Kritik trug bisher niemand der Lokalredaktion nach der Umstellung am 11. Juni vor.
Das übernehmen nun die drei Frauen, die die Veränderungen an „ihrer“ Bushaltestelle an der Attenbergstraße beklagen. Seit mehr als einem Monat hält die Linie 376 auf dem Weg nach Witten nicht mehr in der Nähe ihrer Wohnungen. Der Grund: Mit der Umsetzung der so genannten Sandwichlösung halten diese Fahrzeuge auf ihrem Weg stadtauswärts (meist dreimal in der Stunde) nur noch am Bahnhof, in Gegenrichtung wiederum bedient die Bogestra als ausführendes Nahverkehrsunternehmen den Stopp in der oberen Hauptstraße am Attenberg-Abzweig.
„Wenn wir in Richtung Gemeinschaftkrankenhaus wollen, müssen wir den Weg hoch zum Bahnhof laufen, was uns im fortgeschrittenen Alter recht schwer fällt“, sagen die Herdeckerinnen, die zwischen 79 und 88 Jahre alt sind. Ersatzweise könnten sie zwar stadtauswärts an der Attenbergstraße in eine andere Linie ein- und einiger Meter später am Mozartweg umsteigen. „Aber für uns ist das Aufstehen schon beschwerlich. Wie schwierig das Busumsteigen ist, können sich junge Leute kaum vorstellen.“
Also haben die Seniorinnen einen konkreten Vorschlag: Wie wäre es denn, wenn zu den Hauptverkehrszeiten zumindest einmal in der Stunde die Linie 376 auf ihrer Strecke nach Witten wieder an der Attenbergstraße halten könnte? Mit diesem Vorstoß stehen sie auch nicht alleine da: „Wir haben uns mit anderen Anwohnern der Attenbergstraße und der Schmalen Straße unterhalten, die sind auch für diese Lösung und würden sich bei einer Unterschriftenaktion in die Liste eintragen.“
Auch in Gesprächen mit anderen Herdeckern sei vielfach Unmut herauszuhören, zumal die Linie 376 stadtauswärts auch die Haltestelle Rathaus (mit kurzen Wegen in die Fußgängerzone, zu Aldi oder zur Sparkasse) seit dem Fahrplanwechsel im Juni nicht mehr bedient.
Horst Tepr, als CDU-Mitglied lange Jahre selbst in der Lokalpolitik aktiv, ist mit seinen Einkäufen stets am Haus Pfingsten eingestiegen. Das geht nun nicht mehr. „Entweder muss ich bis in die Stadt laufen oder noch einmal umsteigen.“Das sei für Behinderte und alte Menschen fast nicht zumutbar. „Da sollte sich die Verkehrskommission einmal einschalten“, fordert der Ender. Vorschlag: Die 376 könnte, von der Hauptstraße kommend. statt in die Wetterstraße in die Goethestraße links einbiegen und unterhalb des Aldis an einem neuen Halt stoppen.
Nahverkehrsplan 2016 beschlossen
Hintergrund: Der Kreistag beschloss im Dezember 2016 die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Ennepe-Ruhr-Kreis, erste Maßnahmen des veränderten Linienkonzepts traten nun mit dem Sommerfahrplan in Kraft. Darauf verweist auch der Sprecher des EN-Kreises, als er über den Herdecker Vorschlag zur leichten Anpassung der Route Stellung nimmt. „Die Linie 376 ist Bestandteil des Nahverkehrsplans, der in Abstimmung mit den Städten entstand“, so Ingo Niemann. „Änderungswünsche müssten dem Kreis gemeldet werden, wir müssten uns dann damit befassen.“ Niemann weiß, dass Politiker und Verwaltung lange über die Sandwichlösung debattierten, dementsprechend relativieren sich demnach Erfolgsaussichten für den Vorstoß aus der Attenbergstraße.
Auch die Stadtverwaltung verweist auf die Hoheit des Kreises in Sachen Nahverkehr. Stadtsprecher Dennis Osberg hält das Thema Sandwich-Lösung auch für ausgiebig diskutiert. „Es stand auch zur Debatte, die Bahnhofstraße so auszubauen, dass Busse in beiden Richtungen fahren können. Doch da hat man sich dagegen entschieden.“
Bogestra gibt Anregungen weiter
Auch die Bogestra sieht den Aufgabenträger bei solchen Anfragen in gefrodert. „Wir erfüllen die Aufträge vom EN-Kreis“, so Sprecher Christoph Kollmann. Das Nahverkehrsunternehmen nimmt zwar Hinweise und Feedback von Kunden auf, könne dann aber nur in Gesprächen mit den Entscheidungsträgern solche Erkenntnisse weiter geben. „Wir können und wollen da keinen Druck ausüben“, sagt Kollmann.
In Einzelfällen seien schon mal Anregungen von Fahrgästen umgesetzt worden, doch das ließe sich nicht verallgemeinern. Aus seiner Sicht biete sich erst wieder mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans die Möglichkeit, etwas an den Busstrecken zu verändern.