Herdecke. . Zuschlag für letzte Etappe am Bahnhof: Die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGWG) baut bis 2019 zehn Kettenhäuser mit 20 Wohnungen.
- Zuschlag nach Investorenwettbewerb mit nur zwei Teilnehmern
- Nach zwei Mehrgenerationengebäuden folgen zehn verbundene Häuser
- 14 Wohnungen öffentlich gefördert, sechs frei finanziert
Die platte Weisheit trifft hier komplett zu: Aller guten Dinge sollen am Bahnhof drei sein. Die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGWG) setzt auch den dritten und letzten Bauabschnitt für das Wohnprojekt „Alter Steinbruch“ um. Nach den erfreulichen Erfahrungen mit den beiden Mehrgenerationenhäusern in der Walter-Freitag-Straße gab es den Zuschlag für zehn Kettenhäuser, die bis 2019 entstehen sollen.
Vorausgegangen war ein Investorenwettbewerb. Die Stadt Herdecke als Eigentümerin der Fläche wollte neue Wege beschreiten und eine Jury mit Vertretern der Politik über den besten Entwurf abstimmen lassen. „Schade, dass es nur zwei Bewerber gab“, sagt Bauamtsleiter Daniel Matißik angesichts des größeren Aufwands im Vergleich zu anderen Ausschreibungen. Da das eingereichte Konzept der Herdecker Familie Huck nicht passte, kann die HGWG den „neuen interessanten Stadteingang“ (Matißik) am Bahnhof vollenden.
„Wir freuen uns, dass ein bewährter Partner die freie Fläche bebaut. Die Entwicklung am Bahnhof tut der Stadt gut, konnten doch bereits manche von den Bergen hinunter in die Nähe des Zentrums ziehen“, so Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster, die das Miteinander neben der neuen Parkanlage hervorhebt und mit Blick auf das kürzlich gefeierte Richtfest auch auf weitere positive Rückmeldungen hofft.
Wie berichtet, soll das zweite HGWG-Haus mit elf freifinanzierten und 14 öffentlich geförderten Wohnungen im Frühjahr 2018 bezugsfertig sein. Im Anschluss daran, so berichten es nun Geschäftsführer Klaus-Dieter Gördes und Prokurist Thomas Ressel, will die Gesellschaft den dritten Bauabschnitt in Angriff nehmen. „Wie bei den zwei Häusern rechnen wir mit einer Bauzeit von einem Jahr bis zu 15 Monaten“, so Gördes.
Architektonisch einheitlich
Umsetzen soll das Projekt erneut das Dortmunder Architekturbüro Post und Welters. Natürlich unter Einhaltung der Vorgaben. Für die 3845 Quadratmeter hat die Stadt in definierten Baufenstern so genannte Kettenhäuser mit maximal drei Wohneinheiten pro Gebäude vorgesehen. „Diese verbundenen Reihenhäuser haben wir noch nicht in unserem Bestand, da betreten wir Neuland, was aber kein Problem darstellt“, meint Ressel.
Ein wichtiges Kriterium betraf zudem soziale Aspekte: 60 bis 65 Prozent der Gesamtgeschossfläche der zehn Gebäude müssen als geförderter Wohnraum ausgewiesen werden. Die HGWG plant pro Kettenhaus mit zwei Einheiten (die obere ist über eine Außentreppe erreichbar). Von den 20 Wohnungen werden laut Gördes 14 öffentlich gefördert und sechs frei finanziert, wodurch die Quote übererfüllt sei.
Stand heute gelte somit bei 70 Prozent der Wohnungen ein festgelegter Kaltmietpreis von 5,25 Euro pro Quadratmeter. 52 davon stehen in der unteren Etage zur Verfügung. Für Familien interessanter dürften die Stockwerke darüber sein: Im Maisonette-Stil ist hier Platz auf 105 Quadratmetern. Für jedes Kettenhaus sind kleine Gärten vorgesehen, die sich die Mietparteien teilen sollen. „Nach hinten raus zum Steinbruch wird die Grünfläche in Richtung Mozartweg schmaler“, so Ressel. Auf 300 Quadratmetern der Gesamtfläche sollen ca. 22 Stellplätze entstehen, Parkmöglichkeiten gebe es vor jedem Kettenhaus. Die HGWG begrüßt auch die Vorgabe für begrünte Flachdächer. „Das ist in unserem Interesse“, so Ressel. Waren vor einiger Zeit auch mal Unterkünfte für Flüchtlinge in den Kettenhäusern im Gespräch, hat die HGWG nach eigenen Angaben nun keine Vorschriften zur Unterbringung von Asylsuchenden erhalten.
Etwas problematischer als im zweiten Abschnitt sei der felsige Boden. „Es wird noch Probebohrungen geben, um über Pfahlgründungen zu entscheiden. Die Kosten für ein entsprechendes Gutachten haben wir schon eingerechnet“, berichtet Gördes. Insgesamt rechnet die HGWG neuerdings mit 4,3 Millionen Euro, so dass inklusive der ersten beiden Gebäude eine Gesamtsumme von rund 16 Millionen am Bahnhof verbaut wird. Während die Wohnungsgesellschaft schon Fördermittel bei der NRW-Bank beantragt hat, will die HGWG den Bauantrag nach den Sommerferien angehen. Auch die Vorbereitungen für den Kaufvertrag laufen noch, während Zuwendungen von der KfW-Bank fest eingerechnet sind.
Beachtenswert sei ein weiterer Aspekt in der Ausschreibung zur Flexibilität der Gebäude: In jedem Kettenhaus soll es die Option geben, eines Tages die zwei Wohneinheiten zu einer zusammenzulegen, sei es über einen internen Durchbruch oder andere Lösungen.
„Für die öffentlichen Zuwendungen gilt in der Regel eine Bindung von 25 Jahren. Danach muss man sehen, inwieweit eine flexible Regelung greifen kann oder sogar die Option für einen Verkauf besteht“, sagt Ressel.
Fehlender Wohnraum
Die HGWG blickt zuversichtlich vorerst in die nahe Zukunft und geht von einer guten Nachfrage auch beim Finale am alten Steinbruch aus. „Im Zuge der ersten beiden Bauabschnitte ist uns wieder bewusst geworden, dass in Herdecke Wohnungen fehlen“, sagt Gördes. „Wir denken, dass hier am Bahnhof eine schöne Wohngegend entsteht.“