Herdecke. . Lange war Ruhe, nun stürzte WDR-Journalist Peter Fischer (61), der in Herdecke aufwuchs, mit seinem Rad in den Schienen am Hengsteysee.
- Passionierter Radfahrer kennt Tücken am Ufer
- Eingefädelt trotz Gummiverfüllung in den Gleisen
- Oberschenkelhalsbruch und Operation
Worauf es beim Radfahren ankommt, muss niemand Peter Fischer erklären. Der Journalist und WDR-Regionalkorrespondent, der in Herdecke aufwuchs und dabei von seiner Heimatstadt spricht, fuhr in seiner Jugend schon Rennen für den SSV Hagen und sitzt seit vielen Jahrzehnten permanent im Sattel.
Nur im Moment nicht. Das liegt an seiner bisher schlimmsten Verletzung, die sich der 61-Jährige bei einem Sturz am Schiffswinkel zuzog. Es lässt sich erahnen, dass das mit den Schienen im Asphalt zu tun haben könnte. So ist es auch. Was in der Vergangenheit schon oft Thema war, erhält nun ein neues Kapitel.
Samstag, 13. Mai. Während in der Herdecker Innenstadt der Blaulicht-Tag läuft, ist Peter Fischer bei schönem Wetter auf seinem Rennrad u.a. durch das Nahmer Tal unterwegs. Um die 100 Kilometer zu erreichen, will er noch eine Runde um den Hengsteysee drehen. Nach dem Passieren der Brücke, die von Hagen nach Herdecke führt, geschieht es. „Ich wollte aufsteigen, bin dann kurz aus dem Sattel und mit den dünnen Rädern in die Schienen geraten. Ich bin ordentlich auf die Hüfte geknallt.“ Er sei Stürze gewohnt, Schürfwunden machen ihm nichts aus, doch diese Schmerzen „waren höllisch“.
Auf dem Bordstein sitzend, erkundigt sich ein anderer Radfahrer nach Fischers Befinden und alarmiert sowohl die Polizei wie auch einen Rettungswagen. Dieser bringt ihn auf einer elastischen Trage ins Gemeinschaftskrankenhaus. Röntgen-Aufnahmen und ein CT ergeben: Oberschenkelhalsbruch. Noch an jenem Tag operieren Ärzte (setzen u.a. eine Schraube in die Hüfte) den passionierten Radfahrer, der eine Woche in der Klinik bleibt und mehrere Wochen krank geschrieben ist. „Das mit den Schmerzen geht mittlerweile, doch es wird wegen der Physiotherapie und zwölf Wochen wenig Belastung wohl eine langwierige Geschichte.“
Im Krankenhaus habe er erfahren, dass er nicht der erste Patient wegen eines Sturzes in den Schienen sei. Fischer: „Ich kenne die Ecke am Schiffswinkel ja beinahe in- und auswendig, nehme daher die Warn-Schilder zu der Gefahr durch die Gleise kaum noch wahr.“
Unkonzentriert und dünne Reifen
Besonders bitter: Er ist fünf Meter nach der Brücke auf Herdecker Stadtgebiet an einer Stelle gestürzt, an der RWE als Eigentümerin die Schienen zwecks erhöhter Sicherheit mit einer Gummimasse verfüllt hat. Doch mit dünnen Rennradreifen von 23 Millimetern sei das Befahren tückischer als beispielsweise mit breiten Mountainbikereifen. „Ich war wohl unkonzentriert und habe mich in Sicherheit gewogen. Natürlich muss ich besser aufpassen, aber ich sehe schon, dass dort wegen der Schienen trotz der Warnhinweise Nachholbedarf besteht, denn ein Sturz kann lebensgefährlich sein.“
Auf Nachfrage teilt die EN-Polizei mit, dass es seit August 2016 nur zu einem weiteren Zweirad-Unfall im Bereich Hengsteyseestraße/Im Schiffswinkel gekommen sei, der mit den Schienen in Verbindung steht und der Behörde gemeldet wurde. „Dieser fand am 13. Mai statt und wird bei der Polizei unter leicht verletzt geführt. Die geringe Anzahl mag noch daran liegen, dass die eigentliche Fahrradsaison erst noch startet“, sagt eine Sprecherin.
Das deckt sich mit den Kenntnissen des Gemeinschaftskrankenhauses, das in diesem Jahr bisher so gut wie keine „Schienen-Opfer“ aufnehmen musste, und von RWE. „Die Mitarbeiter in Herdecke berichten, dass sie tendenziell eher weniger brenzlige Situationen an den Schiffswinkel-Gleisen beobachtet haben. Radfahrer steigen vermehrt ab, um vorschriftsgemäß ihr Gefährt über die Brücke zu schieben“, sagt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage.
Zur Erinnerung: Der Energie-Riese hatte zuletzt 2013 die Schienen am Herdecker Ufer mit Gummi zur Sturzvermeidung befüllt und ließ nach einem schweren Unfall am 4. August 2016 auf Hagener Seite zusätzliche Warnschilder anbringen, damit Radfahrer vor der Brücke absteigen und schieben. Die Polizei berichtete mit Blick auf die Statistik seit 2011 von einigen Stürzen mit wenigen Leichtverletzten. Zwischenzeitlich als „unfallauffällig“ eingestuft, gebe es aber keine Häufung von Verletzungen.
Die Hengsteysee-Brücke gehört zum Ruhrtalradweg, entsprechend gibt es immer wieder Kritik am Schiebe-Gebot, an das sich nur wenige halten.
RWE braucht die Gleise weiterhin für Transporte zum Koepchenwerk.