Herdecke. . Erste Jahresbilanz: Überwiegend positiv verlaufe die Fusion der Sparkasse HagenHerdecke. Im Gebäude an der Stiftsstraße wird umgebaut.

  • An der Stiftsstraße finden künftig alle Schulungen statt
  • Trotz schwieriger Rahmenbedingungen fällt Jahresbilanz ganz gut aus
  • Stadt Herdecke erhält 880 000 Euro

Die Umbauarbeiten in den beiden oberen Etagen symbolisieren den gegenwärtigen Zustand der Sparkasse HagenHerdecke: Die Fusion ist recht weit fortgeschritten, es bleibt aber noch einiges zu tun. Während die Handwerker im Herdecker Haupthaus an der Stiftsstraße den früheren Vorstandstrakt derzeit umgestalten, ist im Dachgeschoss alles fertig.

Entsprechend viel können Sparkassen-Chef Frank Walter und Frank Mohrherr als Herdecker Vertreter im Vorstand über anstrengende Zeiten erzählen. Zumal auch die erste gemeinsame Bilanz für ein Geschäftsjahr (die Fusion wurde rückwirkend auf den 1. Januar 2016 terminiert) vorliegt. Tenor: viele Emotionen, wichtige Weichenstellungen, trotz schwieriger Marktbedingungen positive Entwicklungen. Zufrieden stellend sei die Bilanzsumme von rund 2,9 Milliarden Euro und nach Abzügen ein Ergebnis bzw. Gewinn von ca. sieben Millionen Euro am Jahresende. Das hiesige Kreditinstitut mit aktuell 583 Mitarbeitern ist somit die zwölftgrößte Sparkasse im Verbandsgebiet Westfalen-Lippe.

Geringere Ausschüttung

Für die jeweilige Stadtkasse wird absehbar viel weniger Geld von der Sparkasse kommen. Durch die Niedrigzinsphase fällt der Überschuss geringer aus.

In diesem Jahr bekommt die Stadt Herdecke 880 000 Euro (Hagen sechs Millionen Euro).

Mehr Betrieb als zuvor

Doch die Herdecker dürfte viel mehr interessieren, wie „ihr“ Haus als kleinerer Partner in der Fusion wegkommt und ob der Standort im Zentrum der Ruhrstadt zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Genau diesem Eindruck will der Vorstand entgegen treten und präsentiert konkrete Pläne. So finden ab diesem Sommer alle Schulungen nur noch hier in der obersten Etage und keine einzige mehr in Hagen statt. Frisch gestrichene Wände, neue Computer, Videokameras aufgestellt und alles eingerichtet: Die Räume sind startklar. Ein Stockwerk tiefer legt in Kürze das so genannte Back Office los. Auch Mitarbeiter aus der Volmestadt haben dann hier ihren Schreibtisch, um für alle Filialen das Privatkundengeschäft zu organisieren. Dazu gehören Sachbearbeitung, Geldbestellung, Kontoführung, Verträge und weitere logistische Themen. Im Erdgeschoss bleibt sowohl baulich als auch inhaltlich alles unverändert, hier finden weiter Beratungen für Privatkunden und gewerbliche Kreditgeschäfte oder zur Wohnungsbau-Finanzierung statt.

„Wir wollen Aufgaben bündeln“, sagt Frank Walter, während Frank Mohrherr auf die Wanderbewegung der Mitarbeiter eingeht. Von den zuvor knapp 90 Herdecker Sparkassen-Bänkern sind nun 43 in Hagen aktiv, von dort pendeln bald viele für das 36-köpfige Back-Office-Team in die Ruhrstadt. „Umgerechnet sind pro Tag zudem etwa 15 Mitarbeiter hier bei Schulungen, also sind im Haus an der Stiftsstraße täglich mehr als 50 Leute beschäftigt und damit sogar mehr als vor der Fusion“, sagt Mohrherr und sieht das als eine Botschaft für die Bedeutung des Standorts.

Die Zukunft des leer stehenden Gründungshauses der Sparkasse Herdecke an der Stiftsstraße ist nach der Fusion offen.
Die Zukunft des leer stehenden Gründungshauses der Sparkasse Herdecke an der Stiftsstraße ist nach der Fusion offen. © Steffen Gerber

Auch der Vorstand sei regelmäßig hier vor Ort. „Wir investieren 500 000 Euro in den Umbau und hoffen, dass das Herdecker Haus Ende Mai oder Anfang Juni komplett arbeitsfähig eingerichtet ist“, so Walter. „Wir haben ja auch den Vorplatz etwas umgestaltet und wollen mit all den Maßnahmen signalisieren, dass wir weiter als Dienstleister für Herdecker Kunden da sind.“ Unklar ist hingegen noch, was daneben mit dem leer stehenden Altbau bzw. dem Gründungshaus der hiesigen Sparkasse passiert. Vom Verkauf über Vermietung bis hin zu neuen Nutzungsideen sei ab 2018 vieles denkbar.

Mehr Unterschiede als gedacht

Auch der Fusionsprozess gehe weiter. „Wir sind zum Teil auf überraschend viele Unterschiede in beiden Häusern gestoßen“, sagt Walter und nennt beispielsweise unterschiedliche Bezeichnungen für gleiche Produkte oder andere Prozessabläufe. „In Herdecke lief vieles zentral, in Hagen übernahmen oft die Fachabteilungen.“ Im Fokus steht zudem das Wochenende 19./20. August, wenn alle Daten auf ein Rechenzentrum umgeschaltet und so die technische Vereinheitlichung hergestellt werde.

Weiter fortgeschritten sei das Zusammenwachsen der Mitarbeiter. Mohrherr, der vor seiner Vorstandszeit in Herdecke von 1995 bis 2012 in Hagens Sparkasse arbeitete und beide Häuser gut kennt, lobt die Fusion als einen „Prozess auf Augenhöhe. Wir wurden mit offenen Armen empfangen. In Herdecke können wir dank der neuen Größe mehr anbieten.“

Somit sollen die Kernaufgaben bald wieder verstärkt ins Blickfeld rücken. Und Walter hält Kritikern der Fusion entgegen: „Wir haben in der Zeit nur eine einzige Kontoauflösung mit entsprechender Begründung registriert.“