Wetter. . Bleistahl in Wetter will investieren. In eine neue Logistikhalle, aber auch in ein Projekt, das den Mitarbeitern im Alltag hilft.
- NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) war zu Gast bei Bleistahl in Wengern
- Mit ihm schauten sich Landtagsabgeordnete und Kandidaten das Unternehmen an
- Vor allem der Umgang mit den Mitarbeitern beeindruckte die Gäste
Am Ende gab es Applaus. Nicht für den Minister, sondern für Ekkehard Köhler, in der dritten Generation Chef bei Bleistahl. Köhler hatte Garrelt Duin, dem NRW-Wirtschaftsminister, der im Gefolge der heimischen SPD-Landtagsabgeordneten und der Kandidatin aus Herdecke in den Ennepe-Ruhr-Kreis gekommen war, seine Philosphie für ein erfolgreiches Unternehmen in Kurzversion erklärt: Unverzichtbare Grundlage sind persönliche Beziehungen der Menschen untereinander. Wie die gepflegt werden, machte der Firmenchef dann beim Betriebsrundgang auch gleich vor. Jedem seiner Mitarbeiter, an dem der Tross aus Minister und Politik vorbeizog, schüttelte Köhler die Hand und sprach ein paar Worte mit ihm.
Regelmmäßig in der Kritik
Das Vertrauen, das so geschaffen wird, stärke das Unternehmen. „Dann traut man sich, offen zu reden“, weiß Köhler auch aus eigener Erfahrung. Regelmäßig stelle auch er sich der Kritik seiner Führungskräfte. In einer Runde komme Positives wie Negatives auf den Tisch. Der Wengeraner, dessen Großvater das Unternehmen gründete, sieht in seinen Mitarbeitern das größte Kaptial. „Die Menschen haben Bleistahl zu dem gemacht, was es ist.“
Töchter steigen ins Unternehmen ein
Und das kann sich sehen lassen. Die vierte Generation – zwei von drei Töchtern von Ekkehard und Carola Köhler bereiten sich auf einen Unternehmenseinstieg vor – übernimmt einmal einen weltweit operierenden Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie. Und dabei ist Ekkehard Köhler sicher, dass auch die E-Mobilität sein Unternehmen nicht ausbremst. „Es wird weiter Verbrennungsmotoren geben, und wir sind dabei, die Vision vom Ein-Liter-Auto mit zu gestalten“, sieht er noch reichlich Innovationspotential. Allerdings, und hier kommt der Minister wieder ins Spiel, brauche der Mittelstand und gerade auch ein Familienunternehmen Rahmenbedingungen, die Investitionen möglich machen.
Appell an die Politik
„Man macht uns das Leben schwer“, sagt Köhler und wünscht sich von der Politik zum Beispiel eine Lösung beim Thema Energiewende. Bleistahl zählt nicht zu den energieintensiven Branchen, die von der Umlage, die den Ausbau des Ökostroms finanzieren soll, teilweise befreit werden. „Wir liegen ein Prozent unter dem Grenzwert“, so Köhler. Eine Belastung ebenso wie die Regelungen zur Vermögens- und Erbschaftssteuer. Gerade, wenn ein Betrieb verantwortlich an die nächste Generation übergeben werden solle, sei dies schwierig. „Wir sind keine Menschen, die sich die Taschen voll machen und mit dem Ferrari durchs Dorf fahren“, so Köhler. 90 Prozent des Gewinns fließen ins Unternehmen zurück, als Investition in die Zukunft.
Hohe Investition in neues Labor
Zum Beispiel in ein neues Labor, das für 800 000 Euro gebaut und ausgestattet wurde. Ein Vorzeigeobjekt, das für das Ziel, eine hohe Produktqualität zu garantieren, unverzichtbar ist. Dazu soll demnächst eine neue Logistikhalle gebaut werden, für die es doch bitte „schnell eine Baugehmigung geben solle“, sagte Werksleiter Dietmar Ruhnow mit Blick auf Bürgermeister Frank Hasenberg, der sich den Politikern angeschlossen hatte.
Engagement für den Nachwuchs und die Mitarbeiter
Die Firma Bleistahl ist Zulieferer für die Automobil- und Motorenindustrie und produziert Ventilsitzringe und Ventilführungen.
Zu den Kunden gehören unter anderem Volkswagen, Audi, Skoda, Peugeot, Citroen, Renault, Dacia, Ford, General Motors, Daimler, BMW, MAN oder auch Harley Davidson.
Das Unternehmen aus Wengern hat Sitze in Brasilien, China, Südafrika und den USA.
Am Firmensitz in Wengern ist auch ein Schülerlabor in Kooperation mit dem ZDI Netzwerk – Zukunft durch Innovation angesiedelt. Hier werden bereits Kindergartenkinder an Technik herangeführt.
Für besonderes Engagement in der Personalentwicklung angesichts des demografischen Wandels wurde Bleistahl mit dem Siegel „Demografie aktiv“ – u.a. getragen vom Arbeitsministerium NRW – ausgezeichnet.
Und noch ein Projekt gibt es, das der Philospohie des Bleistahl-Chefs entspricht: Auf dem Werksgelände soll eine Tagespflege entstehen. Auf einen Großteil der Belegschaft – viele sind seit Jahrzehnten dabei – kämen in den kommenden Jahren Pflegeaufgaben zu, so Ekkehard Köhler. Ein Thema, das ebenso wie die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf, neben dem Herstellen von Ventilsitzringen für die Automobilindustrie zum unternehmerischen Alltag gehört.
Einladung nach Düsseldorf
Was bleibt einem Minister da noch zu sagen? Ein Dankeschön gab es dafür, dass ihm langwierige Beschreibungen von Fertigungsprozessen erspart gebliebem sind, wie Garrelt Duin sie bei seinen über 200 Unternehmensbesuchen im Jahr oft hören muss. Stattdessen habe er viel über das Erfolgsrezept des Mittelständlers gehört. „Enkelfähig wirtschaften nennen wir das“, so Duin. „Ihr Weg ist richtig. Respekt!“ Und eine Einladung hat der Minister noch ausgesprochen. Zum Gespräch mit anderen Familienunternehmern. „Ganz unter uns, ohne Presseerklärung und Öffentlichkeit.“ Und mit mehr Zeit als im Vorbeiflug während des Wahlkampfs.