Wetter. . Der Verkauf des Seniorenheims an der Goethestraße ist geplatzt. Ein Schutzschirmverfahren soll die Zahlungsunfähigkeit des GVS abwenden.

  • Der Verkauf des Hauses Goethestraße 20 ist überraschend geplatzt.
  • Ein Schutzschirmverfahren soll die weitere Sanierung möglich machen.
  • Die Gehälter für die 400 Beschäftigten sind so zunächst gesichert.

Über Monate liefen die Verkaufsverhandlungen. Sogar einen Vorvertrag soll es gegeben haben. Doch der Verkauf des Seniorenheims Goethestraße an einen Investor ist geplatzt. In der Folge steht der GVS vor Zahlungsschwierigkeiten, da er dieser Tage zu dem Gehalt für 400 Beschäftigte auch deren Weihnachtsgeld überweisen muss. Die Bank war zu einem Überbrückungskredit nicht bereit. Nun hat der GVS beim Amtsgericht Hagen ein Schutzschirmverfahren beantragt.

Dem Antrag wurde stattgegeben. Ein Sachwalter ist benannt. So hat der GVS bei den Gehältern etwas Luft. Im Schutzschirmverfahren sind die Zahlungen an die Mitarbeiter für drei Monate gesichert. Die Bundesagentur für Arbeit hat schon ihre Zustimmung zu der Vorfinanzierung signalisiert, heißt es in einer Presseerklärung des GVS.

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Vor einem Jahr war bekannt geworden, dass der GVS in zwei Jahren weit über eine Millionen Euro Verlust gemacht hat. Der kleinere Teil davon war in den Kindergärten des Vereins aufgelaufen. Hier hat die Stadt Herdecke dem GVS mittlerweile unter die Arme gegriffen. Seit Monaten gibt es eine externe Beratung. Das stark renovierungsbedürftige Seniorenheim an der ­Goethestraße ist frei gezogen, der Wechsel eines Großteil der Bewohner in die aufgewertete Einrichtung am Nacken ist ohne betriebsbedingte Kündigungen für die Mitarbeiter gelaufen. Nur der Verkauf der Goethe­straße hat nicht geklappt. Der Investor habe plötzlich nur noch einen Teil der Immobilie übernehmen, der GVS aber nur komplett verkaufen wollen. „Die Hängepartie hat nach einem Jahr ein so nicht erwartbares Ende gefunden“, kommentiert das Susanne Kipper, Mitglied des GVS-Vorstandes.

„Der Weg über das Schutzschirmverfahren ist richtig und in dieser Situation letztlich alternativlos“, sagt Norman Lengler, nun Generalbevollmächtigter beim GVS. Nur durch eine nachhaltige Restrukturierung könne der GVS neu aufgestellt und in eine gute Zukunft geführt werden.

Wichtige Dienste am Menschen

Die bisherigen Sanierungsmaßnahmen haben gegriffen, ist aus dem Haus zu hören. Einnahmen und Ausgaben seien wieder in der Waage. Dazu beigetragen haben der städtische Defizitausgleich bei den Kindertagesstätten und neu verhandelte Pflegesätze, vor allem aber der Abschied vom Altenheimbetrieb in der Goethestraße. Allerdings gibt es ja auch noch die Millionenverluste aus den beiden Vorjahren. Und die Verkaufsverhandlungen sind ausgerechnet in dem Monat geplatzt, in dem der GVS besonders viel Geld an seine Mitarbeiter auszahlen muss.

„Wir bedauern sehr, dass kurz vor der Ziellinie der Grundstücksverkauf gescheitert ist“, so Martin Kelter, seit wenigen Wochen Geschäftsführer beim GVS, „aber wir richten den Blick nach vorne.“ Die Mitarbeiter erbrächten in sechs Kindertagesstätten und drei Pflegeheimen „wichtige und unverzichtbare Dienstleistungen am Menschen.“ Das müsse erhalten und fortgesetzt werden.

Kein Platz für Kindergartengruppen

Weiteres Problem: In Herdecke fehlen zu Beginn des nächsten Kindergartenjahres zwei Gruppen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Die Lösung für dieses Problem hatte der Jugendhilfeausschuss kürzlich beim GVS und dem möglichen Käufer für das vormalige Altenheim an der Goethestraße gesehen. Zwei Gruppenräume sollte der Investor anbauen, später vielleicht sogar einen dritten. Betreiber des Kindergartens sollte der GVS sein.

Nach dem geplatzten Verkauf steht nun auch die Stadt unter einem verstärkten Druck. Ein Neubau – möglicherweise mit einem anderen Investor – käme für das nächste Kindergartenjahr zu spät. Nun rückt die frühere Vinkenbergschule wieder mehr in den Blick. Hier ist allerdings schon die die städtische Musikschule untergekommen.