Wehringhausen/Haspe. .
Das „Kleine Forsthaus“ und der umliegende Wald im Deerth wirken ruhig, doch schon in einigen Monaten wird er erfüllt sein von umherstreifenden Kindern und kreativen Bauten. Am 4. April 2015 soll der erste Waldkindergarten Hagens eröffnet werden.
Als Grundlage dieser Einrichtung gilt die Waldpädagogik. Diese hat sich als Ziel gesetzt, der frühen Naturentfremdung der Kinder durch stetig wachsende Städte entgegenzuwirken. Das Entdecken der Natur mit Hilfe von allen Sinnen und das nachhaltige Handeln stehen hierbei im Vordergrund.
Wald als pädagogischer Raum
„Der größte Unterschied zu anderen Erziehungseinrichtungen ist der Wald als pädagogischer Raum“, erklärte Christina Seeberger, Leiterin des Waldkindergartens und der Kita Römers Hof. „Unser gesamter Tagesablauf spielt sich im Wald ab. Nachdem die Eltern ihre Kinder gebracht haben und unser täglicher Morgenkreis stattgefunden hat, verbringen wir den restlichen Tag im Wald. Dabei ist uns jedoch wichtig, dass die Kinder den Ablauf selbst bestimmen. Sie sollen lernen, ihre Ideen einzubringen und auch die Meinungen anderer zu akzeptieren.“ Die Partizipation ist ein wichtiger Aspekt dieser Erziehungsform, ebenso wie die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehern. Der Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag diente zur Vorstellung des Konzepts.
Erik Henning (35) antwortete auf die Frage nach dem Grund der Wahl dieses Kindergartens: „Mir ist es wichtig, dass mein Kind so naturnah wie möglich erzogen wird. Diese Einrichtung ist daher genau das Richtige und ich bin froh, dass es sie nun bald in Hagen gibt.“ Das Abenteuer „Wald“ bietet statt einer Reizüberflutung durch zahlreiche Spielzeuge einen kreativen Spielplatz für Kinder. Beispielsweise dienen gesammelte Kastanien zum Rechnen und ein Waldsofa zum gemütlichen Lesen.
Drogenklinik bei Eltern kein Thema
Holzhütte nur als Schlechtwetter-Schutzraum
Als Unterkunft dient dem Waldkindergarten eine kleine Holzhütte direkt im Deerth-Wald. Sie dient als Treffpunkt und Schutzraum bei schlechtem Wetter.
Die Gruppe besteht aus 20 Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren. Die Einrichtung der Johanniter ist montags bis freitags von 7.30 bis 14.30 Uhr geöffnet.
Leiterin der Einrichtung ist Christina Seeberger. Sie beantwortet alle Fragen zum „Kleinen Forsthaus“ unter 0152/53049854 oder per E-Mail an christina.seeberger@johanniter.de.
„Es ist gut, wenn mein Sohn nicht nur in der Bude sitzt, sondern stattdessen lieber im Matsch spielt. Welches Kind wünscht sich das nicht?“ schmunzelte Papa Isken, Vater von zwei Kindern. Natürlich warf das besondere Konzept einige Fragen auf, wie zum Beispiel die Frage nach dem Verhalten bei Witterung. Hierfür stünden die Begegnungsstätte „Oller Dreisch“ und die Turnhalle des Römers Hofs zur Verfügung, schilderte die Leiterin. Auch die Frage nach schulvorbereitenden Aktivitäten konnte geklärt werden. „Mittlerweile gibt es knapp 800 Waldkindergärten in Deutschland. In diesen wurde festgestellt, dass die Kinder konzentrierter und kreativer an Aufgaben herangehen, als Kinder aus Regeleinrichtungen. Hinzu kommt ein ausgeprägtes Sozialverhalten.“
Zu guter Letzt steht jedoch das Thema der „ungewöhnlichen Nachbarschaft“ durch die Drogenklinik im Deerth. Andrea Giesela ist die zukünftige Nachbarin des Kindergartens und arbeitet in der Drogenklinik. Sie erzählte: „Ich habe meine vier Kinder hier groß gezogen und hatte kein einziges Mal Angst, dass ihnen etwas passieren könnte. Der Wald ist außerdem groß genug für beide Einrichtungen.“ Eine Vertreterin der Johanniter konnte bestätigen, dass keinerlei Rückfragen seitens der Eltern gestellt worden waren. Nun sollte dem ersten Waldkindergarten Hagens nichts mehr im Weg stehen.