Hagen-Mitte. . Das schlimmste aller Szenarien ist eingetreten: Hagens neue “Rathaus-Galerie“ durfte am Dienstagmorgen nicht eröffnen. Für 6 Uhr war der Startschuss geplant — aber nur die Saturn-Filiale machte die Türen auf. OB Schulz rechnet mit einem neuen Termin in drei Tagen bis zwei Wochen.
Bis in den frühen Dienstagmorgen hatten Center-Verantwortliche, Bauordnung, Brandschützer und Oberbürgermeister Erik O. Schulz zusammengesessen und sämtliche Szenarien durchgespielt. Ist eine Eröffnung der Hagener "Rathaus-Galerie" möglich? Eine Teilöffnung? Gar keine Öffnung? "Wir sind stundenlang wirklich alles durchgegangen", sagt Schulz in einer ersten Stellungnahme am Dienstagmorgen, "aber den Funktionstest hat ein Großteil der Brandmeldeanlagen im Gebäude einfach nicht bestanden. Wir haben auch überlegt, Brandwachen einzusetzen. Aber selbst damit hätten wir die Vielzahl der Mängel einfach nicht ausgleichen können."
Brandschützer und die Bauordnung der Stadt befanden in der Nacht unisono, dass eine Eröffnung unter diesen Bedingungen einfach nicht machbar sei. Center-Manager Christoph Höptner steht angesichts der Lage aktuell nicht zu einem Gespräch bereit.
OB Schulz kämpfte mit sich und rang um eine mögliche Lösung. "Ich habe bis zuletzt wirklich alles daran gegeben, dass wir eine Lösung finden, die zu einer Eröffnung führt. Aber nach Duisburg und Düsseldorf kann die Verantwortung von uns unmöglich getragen werden, wenn so viele brandschutztechnische Funktionen nicht greifen", so der OB.
Saturn durfte dennoch schon eröffnen
Die Brandmeldeanlagen auf den Hauptachsen der 22.000 Quadratmeter großen Mall funktionieren. Schulz: "Aber in den einzelnen Shops funktionieren sie nicht." Weil der Brandschutz auf den Hauptwegen aber gegeben ist und noch dazu die Saturn-Filiale eine Ausnahme bildet und brandschutztechnisch bereits auf dem erforderlichen Stand ist, entschied der Krisenstab in der Nacht: Die Galerie bleibt zu, nur Saturn wird öffnen.
Eröffnung der Rathaus-Galerie geplatzt
Rund 800 bis 1000 Kunden warteten dann auch zwischen 5 und 6 Uhr auf Einlass über den Eingang an der Mittelstraße. Dichtes Gedränge und teilweise gereizte Stimmung, als sich um kurz nach sechs Uhr immer noch nichts tat. Ein Wartender kollabierte in der Menge.
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Um 6.24 Uhr dann öffneten endlich die Türen. Sicherheitskräfte sorgten dafür, dass der Kundenstrom nur über den gesicherten Hauptweg über die Rolltreppe direkt in die Filiale geleitet wurde. Tausende Artikel wurden gegriffen. Waschmaschinen, Tablets, Kopfhörer, Zahnbürsten, Flachbildfernseher. "Eine Atmosphäre, als wenn es das alles geschenkt geben würde", sagte ein Kunde.
Eröffnungstermin in drei Tagen bis zwei Wochen
Nach dem Bezahlen musste die Filiale über die Nottreppe Richtung Potthoffstraße verlassen werden. Der Rückweg durch die Mall ist nicht gestattet.
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"Wir haben ein ausführliches Protokoll erstellt", erklärt OB Erik O. Schulz, "jetzt ist es an den Betreibern, es abzuarbeiten und die Mängel zu beheben." Das Unternehmen GEDO hatte sich während des Bauprozesses von der für den Brandschutz zuständigen Firma aus leistungstechnischen Gründen getrennt. "Ein Lob muss ich trotzdem allen Beteiligten und vor allem meinen involvierten Mitarbeitern aussprechen", so Schulz. Viele Kollegen hätten Tage und Nächte durchgearbeitet, um eine Eröffnung doch noch möglich zu machen. Wie weit der Eröffnungstermin jetzt verschoben werden muss, das ist noch nicht klar. Zwischen drei Tagen und zwei Wochen sei alles möglich.
70 Geschäfte auf 22.000 Quadratmetern in der City
Die Rathaus-Galerie ist nach der Volme-Galerie die zweite Shopping-Mall in der Hagener Innenstadt. Die Idee kam schon 2008 auf — gebaut wurde das 120-Millionen-Euro-Projekt seit 2012. Auf 22.000 Quadratmetern Verkaufsfläche finden 70 Läden Platz, darunter auch Saturn als Ankermieter. Anfangs war auch der irische H&M-Konkurrent Primark im Gespräch gewesen. Auch die Mitarbeiter harren der Eröffnung: Die Rathaus-Galerie hat Hagen zwischen 200 und 300 Jobs beschert.