Hagen/Arnsberg. . Die Ausblidungssituation in NRW bleibt schwierig. Arbeitsagenturen und Jobcenter haben zwar für mehr Ausbildungsstellen gesorgt. Trotzdem gibt es 30 000 mehr Bewerber mehr als angebotene Ausbildungsstellen. Das Problem: Bewerber passen oft nicht zur Lehrstelle.

Die Unternehmen, Verwaltungen und Träger in NRW haben ihr Versprechen eingelöst und bieten in diesem Jahr den Arbeitsagenturen und Jobcentern 3770 oder 4,3 Prozent mehr Ausbildungsstellen an - 91 842 insgesamt seit Oktober 2013.

Dem stehen aber 121 130 Bewerber gegenüber - nach Ansicht von Christiane Schönefeld, Chefin der Bundesagentur für Arbeit in NRW, „die zweite Welle des doppelten Abiturjahrgangs 2013“, mit zusätzlichen Bewerbern, die zunächst einen Auslandsaufenthalt oder ein freiwilliges soziales Jahr absolviert haben. Aber es bleibt eine Lücke von rund 30 000. Zu groß, meinen Experten. In den Arbeitsamtsbezirken Iserlohn (minus 8,4 Prozent) und Meschede-Soest (-6,9) macht sich der angekündigte Rückgang der Bewerberzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits bemerkbar. In Hagen (-3,2) weniger und in Siegen kaum (-1,3).

Weniger unversorgt

Erfreulicherweise sank in allen südwestfälischen Bezirken die Zahl der unversorgten Bewerber, am meisten in Iserlohn (-21,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum), gefolgt von Hagen (-6,6), Siegen (-4,5) und Meschede-Soest (-2,6). Ebenso erfreulich ist, dass in Südwestfalen die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen seit Oktober 2013 in den Arbeitsamtsbezirken Iserlohn (11 Prozent) und Hagen (3,8) wuchs und in Siegen (-1,4 Prozent) und Meschede-Soest (-1,1) nur leicht zurückging. Unbesetzt davon waren in Iserlohn immerhin 21,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, in Hagen waren es 3,2 Prozent, in Siegen 2,6 Prozent. In Meschede-Soest waren 0,4 Prozent weniger unbesetzt.

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Die formale Qualität der Bewerber sei hoch - knapp ein Drittel habe die Fachhochschulreife oder einen höherwertigen Schulabschluss, bestätigt Schönefeld. Aber das reicht nicht. „Wir stellen fest, dass häufiger als früher zum Beispiel angebotene Stellen und Bewerber qualifikatorisch oder regional nicht zusammenpassen“, meint die Chefin der Arbeitsverwaltung. Darin sieht auch die Handwerkskammer Südwestfalen das Hauptproblem. „In Südwestfalen werden dringend Bewerber für Lehrstellen gesucht, aber nicht jeder Bewerber ist geeignet“, sagt Pressesprecher Markus Kluft. Dabei seien die Berufsaussichten im Handwerk vielfach hervorragend.

Seinen Angaben zufolge liegt das Stellenangebot in der Region in diesem Jahr um ein Drittel höher als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres, die Betriebe hätten gesteigerten Einstellungsdruck, weil die Generation der Babyboomer (Geburtsjahrgänge 1955 bis 1964) sich allmählich auf die Rente zubewege: „Viele gerade im Handwerk, die mit 15 Jahren in den Beruf gekommen sind, haben die Chance, die Rente mit 63 in Anspruch zu nehmen. Das wissen die Firmen.“

Die Hitliste der beliebtesten Berufe hat sich auch in diesem Jahr nicht geändert: Kfz-Mechatroniker, Einzelhandelskaufmann und Industriemechaniker bei den Jungen, medizinische Angestellte, Kauffrau, Verkäuferin und Friseurin bei den Mädchen. Einige Branchen in Südwestfalen hätten große Probleme, ihren Bedarf an Auszubildenden und damit späteren Fachkräften zu decken, so der Handwerks-Experte: Bäcker und Metzger, und in der Gebäudesystemtechnik seien durch die Integration von Elektronik die technischen Anforderungen enorm gestiegen. Und: „Niemand wird mehr mitgeschleppt. Hoffegen gibt es nicht mehr.“

Hilfe im Internet

Kluft rät deshalb allen Bewerbern zu Praktika im künftigen Betrieb, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Und zur Information im Internet. Eine gute Übersicht biete http://lehrstellen-radar.de/