Warstein/Kreis Soest. .
Fortsetzung des Interviews mit Eva Irrgang von Seite 1.
Landschaftsverband
Frage: Sie sind in Münster Fraktionsvorsitzende beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Geht kein Weg daran vorbei, dass sich der Kreis Soest an den Kosten beteiligen muss?
Eva Irrgang: Wir zahlen jedes Jahr 63 Mio. Euro an Umlage nach Münster. Vor allem die Eingliederungshilfe für Behinderte schlägt zu Buche. Das ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die zu Lasten der Kommunen gehen darf. Wir kämpfen dafür beim Bund, dass er genau diese Kosten übernimmt, wie es im Koalitionsvertrag steht. Wenn das käme, würden der Kreishaushalt und damit auch die kommunalen Haushalte um einen zweistelligen Millionenbetrag entlastet.
Tourismus
Was passiert in Warstein touristisch?
Lörmecke-Turm, Sauerland-Waldroute, Bilsteinhöhle mit einem super-ehrenamtlichen Engagement, all das finde ich total klasse. Warstein hat richtig etwas zu bieten. Warstein hat eine schwere Zeit hinter sich und braucht spezielle Hilfe. Es gibt viele positive Dinge in und um Warstein herum, und die müssen wir herausstellen. In Gesprächen mit der IHK und unserer Wirtschaftsförderung wurde deutlich: Wir müssen mit kreativen Ideen oder Werbung helfen. Es gibt viele Möglichkeiten, Warstein zu unterstützen. Unser Wirtschaftsförderer Volker Ruff steht allen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Stadtmarketing
Wie muss das neue Stadtmarketing aussehen?
Die Stadt weiß am besten, was nötig ist und wo der Schuh drückt. Wir sind da und unterstützen mit so viel Wirtschaftsförderung, wie man haben will. Besonders in der jetzigen Phase, wo mehr Schub gefragt ist, sind wir da. Das ist überhaupt keine Frage. Man kann auch mal gucken, wie machen es andere, man muss ja nicht das Rad neu erfinden.“
Wirtschaft
Wie kann die wfg der lokalen Wirtschaft helfen?
Wir bieten den Unternehmen Hilfestellung, sagen wo es Fördertöpfe gibt. Große Betriebe haben oft Probleme mit der Energie. Wir haben eine Energieeffizienzagentur im Kreis, wir haben Förderlotsen in der Kreis-Wirtschaftsförderung, wissen Bescheid über Programme, die für das jeweilige Unternehmen passen. Deshalb mein Rat: Nehmt uns in Anspruch, sagt uns wo der Schuh drückt, dann legen wir los. Wir haben zu Alfred Bathe von der Stadt Warstein einen richtig guten Draht.“
Arbeitsplätze
Wie steht der Kreis zu diem Thema?
Wenn wir wollen, dass wir nicht noch weniger Kinder haben, müssen wir die jungen Leute ansprechen und dafür sorgen, dass sie nach Studium oder Ausbildung außerhalb des Kreises wieder zurückkommen. Dafür müssen wir das Umfeld schaffen. Wir haben hier einerseits die Weltmarktführer wie Infineon, aber auch einen richtig guten unternehmergeführten Mittelstand. Und der schafft viele Arbeits- und Ausbildungsplätze. Wir müssen uns dafür Fachkräfte sichern. Bei uns ist es nicht nur schön, man kann hier auch toll arbeiten. Zusammen mit meinen Landratskollegen haben wir uns deshalb auf die Fahnen geschrieben, für unseren Wirtschaftsstandort Südwestfalen zu werben, der übrigens der stärkste in Nordrhein-Westfalen und der drittstärkste in der Bundesrepublik ist.
Integration
Es gibt immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Was kann der Kreis für sie tun?
Eine meiner Herzensangelegenheiten ist die Integration, für dieses Thema werde ich auch in Zukunft viel tun. Wir haben das Kommunale Integrationszentrum, das für den ganzen Kreis arbeitet. In unserer Ausländerbehörde haben wir eine Willkommenskultur etabliert. Wer zu uns kommt, wird freundlich empfangen und dem wird geholfen. Das ist bei uns Chefinnensache, weil es elementarer Bestandteil unserer Zukunft ist.
Familienfreundlich
Wie müssen sich die Unternehmen künftig aufstellen?
Der neuen Generation sind auch das Umfeld und die Familie wichtig. Ich glaube, unsere Region bietet in dieser Hinsicht gute Voraussetzungen. Darüber hinaus rate ich jedem Unternehmer, sich im Hinblick auf Familienfreundlichkeit zertifizieren zu lassen. Dazu leistet die Kreis-Wirtschaftsförderung Hilfestellung. Zur Familienfreundlichkeit gehört immer mehr auch der Aspekt, Beruf und Pflege vereinbaren zu können.
Kultur
Warum ist Kultur kein Kreis-Thema?
Das ist eine schon vor langer Zeit getroffene politische Entscheidung. Kultur findet in den Städten und Gemeinden statt. Das ist auch richtig so, da sind die Menschen. Es lohnt sich trotzdem immer mal, beim Kreis einen Antrag zu stellen. Wir haben nur 10 000 Euro im Kreis-Etat. Aber manchmal helfen ja auch schon 200 Euro. Ohne Ehrenamt würde das gesellschaftliche Leben im Kreis Soest nicht das gleiche sein, wie es sich jetzt darstellt. Dafür kann man nicht oft genug Danke sagen. Zum Beispiel den ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen. Was die leisten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Zukünftige Schwerpunkte
Die Themen liegen auf der Hand. Solide Finanzen sind das A und O. Der demografischen Entwicklung wird ein Hauptaugenmerk gelten. Wir müssen unseren Wirtschaftsstandort fördern. Wenn die Wirtschaft nicht brummt, sinken die Steuereinnahmen und dann hat auch die kommunale Familie Probleme. Wir müssen auch unsere Umwelt im Auge behalten; das betrifft auch Warstein. Ich sage: Wasser vor Steine. Der Kreis hat hier eine klare Haltung. In Warstein tun wir sehr viel für den Hochwasserschutz. In die Regenrückhaltebecken bei der Brauerei werden bei 80-prozentiger Landesförderung 8 Mio. Euro investiert. Der Kreistag hat alles, was mit Warstein zusammenhängt, durchgewunken. Zum Beispiel haben wir die Ausschreibungen für die Investitionen in die Digitale Alarmierung beschleunigt. Es ist vieles auf dem Weg.
Hobbys
Natürlich wollen wir auch etwas über die private Eva Irrgang erfahren. Wie verbringen Sie ihre Freizeit?
Ich walke gern, mit Mann und Hund, in und um Wiehagen herum. Wir wohnen zwar ländlich, aber sehr schön. Ein Stück vom Haus entfernt habe ich den Blick über das Ruhrtal. Ich brauche auch Weite, bin keine, die gern im Wald läuft, brauche ein Kopffrei-Laufen. Ich war aber auch schon auf dem Lörmecke-Turm, da habe ich den Blick von oben.
Lieblingsplatz
Ich habe zwei Lieblingsplätze: Einen hinterm Haus, der einen fantastischen Blick auf eine Postkartenidylle bietet. Der andere ist mein Garten. Dort gibt es eine schöne Rückzugsecke, in der ich entspanne. Ansonsten verbringe ich die meiste Zeit an meinem Schreibtisch. Ich lese gern Krimis, Mittelalterromane, etwas zur Entspannung.
Große Freude
Die schönste Freude ist für mich, wenn unverhofft mein Sohn Christopher zu Besuch kommt, der in Potsdam lebt. Wir sehen uns nicht mehr so oft. Wir machen aber zusammen Urlaub, unsere Lieblingsinsel ist Borkum. Da habe ich den Strand, kann wieder laufen und weit gucken.
Aussicht
Die Chancen auf eine neue Amtsperiode bewerte ich sehr positiv. Ich bin da zuversichtlich.