Hagen-Mitte. Norbert Bathen, Doktor der Philosophie, wird neuer Dechant im Dekanat Hagen-Witten. Vor dem Oberhirten der Hagener Katholiken liegen schwierige Zeiten. In großen pastoralen Räumen muss die komplette Seelsorge neu aufgestellt werden.

Das Bild vom Heiligen Norbert steht in einem Rahmen auf einem Regal in der Ecke seines Büros. Es zeigt, dass der Mann, der darauf gemalt ist, durchaus einen Sinn für Humor hat. „Finden Sie, dass ich dem ähnlich sehe?“ fragt Norbert Bathen. Er, der Doktor der Philosophie (nicht der Theologie), der in Meschede aufgewachsen ist und seit 1996 als Pfarrer in St. Marien tätig ist, ist sozusagen Hagens neuer oberster Katholik. Er wird am Sonntag, 6. April, zum Dechant für das Dekanat Hagen-Witten ernannt.

Dechant wird man nicht einfach, weil man dieses Ziel vor Augen hat. Im Falle Bathen scheint es so, als stecke eine gewisse Zwangsläufigkeit dahinter. „Mir blieb ja nichts anderes übrig“, sagt Bathen und lächelt. Und weiter: „Das Dechanten­amt mag in der Öffentlichkeit wie eine Auszeichnung erscheinen. Aber wirklich geehrt fühle ich mich nicht.“

Reichlich Arbeit im Amt

Das Amt ist eines, dass reichlich Arbeit mit sich bringt. Und das gilt für diese Periode von fünf Jahren vermutlich mehr, als für viele andere zuvor. Aus den Pastoralverbünden, deren Einführung in den Gemeinden nicht für ungeteilte Freude sorgte, sollen dekanatsweit vier pastorale Räume werden, die zum Teil über die Stadtgrenzen hinausgehen. „Es ist ein Prozess“, sagt Norbert Bathen über die Mammutaufgabe, „einer, der im Jahr 2015 beginnen wird und mehrere Jahre andauert. Die komplette Seelsorge muss neu aufgestellt werden.“

Es ist eine Reaktion der katholischen Kirche auf rückläufige Kirchensteuern, auf immer weniger Katholiken (26.000 in Hagen) und auf weniger Geistliche. Vier Räume sollen im Dekanat entstehen. Den mit Namen Mitte/West, der neun Pfarreien umfasst, leitet Bathen ebenfalls. „Für jeden Raum wird es künftig nur noch einen Pfarrer geben, der dieses Amt mit seinen Rechten, Pflichten und Aufgaben wahrnimmt. Daneben gibt es Priester als Seelsorger, Pastoren oder Vikare, die über den Raum verteilt wohnen.“

Den ehrenamtlichen, die sich für die Kirche engagieren, kommt eine immer größere Bedeutung zu – das weiß auch Bathen. „Es ist schon so, dass man Arbeit und Aufgaben künftig gut verteilen muss. Einer allein kann unmöglich alles schaffen. Für mich persönlich wird es mit Sicherheit immer schwieriger, sich um einzelne Menschen und ihre Sorgen zu kümmern. Da muss ich wohl vieles delegieren.“

Schwieriger Prozess

Der Prozess, der offiziell 2015 startet, wird ein schwieriger. „Die Gemeinden und ihre Mitglieder werden auch von Dingen lassen müssen, die sie lieb gewonnen haben“, sagt Bathen, „das ist nicht einfach. Aber das große Ziel ist es doch, den Übergang im Konsens zu organisieren. Wie gut das gelingt, wird man sehen.“

Daneben bleiben die Aufgaben des Dechanten, die Kirche nach innen und nach außen zu vertreten. „Gegenüber der Stadt, den anderen Religionsgemeinschaften und der Gesellschaft“, wie Bathen sagt. Auch das Pflegen der interreligiösen Kontakte und der Ökumene gehören für ihn dazu. „Ich werde mich in nächster Zeit mit der neuen Superintendentin zusammensetzen und die Möglichkeiten ausloten.“

Keine Politik

Das sozial-politische Engagement, das Bathen-Vorgänger Dieter Osthus mit Kirchenkreis und Gewerkschaft im „Bündnis sozial gerechte Stadt Hagen“ gelebt hat, bewertet Bathen anders. „Politik zu machen gehört nicht zu den Aufgaben der Geistlichen. Das hat das zweite vatikanische Konzil so festgelegt“, sagt der neue Dechant. „Denn auch unter katholischen Christen gibt es ja durchaus unterschiedliche Auffassungen.“

Bei sozialem Engagement solle es mehr um konkrete Projekte gehen denn um theoretische Absichtserklärungen. „Da gibt es viele, die das in kompetenter Weise leisten“, so Bathen. „Sei es bei der Caritas oder aber auch beim Diakonischen Werk.“