Warstein.. In den sozialen Netzwerken beherrscht vor allem ein Videokettenbrief gerade die Profile vieler Personen. „Social Beer Game“ fordert einen Menschen heraus, einen halben Liter Bier zu trinken. Wenn man das schafft, dürfen drei neue nominiert werden. Ein junger Warsteiner machte das anders.
Es ist witzig, das gefällt, jeder zweite Nutzer macht es nach. Das „Social Beer Game“ beherrscht seit Mittwoch die Profile zahlreicher Facebook-Nutzer. Wo bisher nur Fotos, Informationen zur Person und Posts gesehen wurden, nimmt das „Spiel“ neue visuelle Dimensionen an.
Halben Liter Bier trinken
Überwiegend Jugendliche filmen sich dabei, wie sie einen halben Liter Bier trinken. Wenn sie diese Aufgabe erfüllt haben, darf er oder sie drei neue Personen bestimmen, die Selbiges tun müssen. Wenn sie dieser Nominierung jedoch nicht nachkommen sollten, muss an den Vorgänger ein Kasten Bier gesponsert werden. Zudem geht ihnen eine Menge Respekt verloren.
Ein junger Mann aus Warstein, der namentlich nicht genannt werden will, nahm an dem Spiel teil. Auch er erhielt von seinem Freund eine Nominierung und bekam nun die Aufgabe, innerhalb von 24 Stunden ein Bier-trink-Video zu posten.
Kiste Mineralwasser für den Freund
Er sah jedoch den Facebook-Trend kritischer, wie er im Gespräch mit der Westfalenpost erzählte: „Ich bin Hochleistungssportler und trinke kein Alkohol. Für so etwas fliege ich beim Fußball raus.“ Dennoch ließ es sich der Warsteiner nicht nehmen, trotzdem ein Video auf Facebook zu posten, das nach nur 15 Stunden schon mehr als 150 mal geliked, also für gut befunden, wurde.
In dem Video gesteht er: „Ich habe mir das lange überlegt....aber....nee. Ich werde keinen nominieren, ich werde kein Bier trinken, ich habe da gar keinen Grund zu.“ Dennoch sieht er ein, dass Wettschulden auch Ehrenschulden seien und kaufte seinem Freund eine Kiste Wasser, die er bei Bedarf abholen könne.
Kritische Haltung zu Facebook
Mit einem solchen Video der Wästerstädter allerdings eine Ausnahme, denn in der Regel wird das Bier ohne Weiteres in einem Zuge leer getrunken.
Dr. Josef Leßmann ist Ärztlicher Leiter der LWL-Kliniken in Warstein und Lippstadt. Von dem Social Beer Game hörte er bereits am Rande und schien darüber wenig begeistert. „Ich finde, das ist, salopp gesagt, etwas Triviales, Banales und auch sehr Doofes.“ Generell hat der Arzt eine kritische Haltung zu Facebook.
Facebook-Trend ist Blödsinn
Medizinisch betrachtet, sieht er den Grund für die schnelle Verbreitung im Willen der Dazugehörigkeit. „Das mache ich, um zu sagen, dass ich dazu gehöre“, so Leßmann, „das sind Leute aus meiner Pear Group (Anmerkung der Redaktion: Gruppe von Jugendlichen, an der sich die Person orientiert), also mache ich da gerne mit.“ Dennoch glaubt er, dass das nur Menschen machen, die sonst keine gravierenden Sorgen haben.
Auch suchtmedizinisch ist der lockere Umgang mit Alkohol kritisch zu sehen. „Das ist aber nicht gefährlich“, sagt Dr. Rüdiger Holzbach, Chefarzt der Suchtklinik der LWL. Gehört hatte er von dem Facebook-Trend noch nichts, allerdings sieht er es ähnlich wie Leßmann als „Blödsinn“ an. „Vor Suchtmittel sollte man Respekt haben und sich das auch bewusst mache“, so Holzbach. Dennoch weiß er auch, dass so etwas aus Spaß gemacht wird, das nichts mit einer suchtähnlichen Regelmäßigkeit zu tun hat.
Lustig und überraschend
Auch das Gymnasium Warstein war bereits über das soziale Biertrinken informiert, hatte aber noch nicht den Eindruck bekommen, dass das schon ein großes Thema in der Schule eingenommen hat.
Der junge Warsteiner zumindest hat mit seiner Interpretation des „Social Beer Games“ viele Lacher ausgelöst, wie auch bei seinem Vorgänger, der ihn nominierte: „Der fand das lustig und überraschend“, so der Jugendliche.
Social Poetry Game
Das Spiel an sich findet er eigentlich gar nicht so schlecht, dennoch sagt er: „Ich glaube, manche schaden sich dadurch.“ In anderen Ländern gibt es bereits Nachahmer, die aus dem „Social Beer Game“ ein „Social Poetry Game“ gemacht haben. Dann tragen Facebook-Nutzer ein Gedicht vor, anstatt einen halben Liter Bier zu trinken - wahrlich eine Alternative.