Hagen. Sensationsabstimmung im Hagener Rat: Mit einem Erdrutschsieg wurde Margarita Kaufmann zur künftigen Dezernentin für Umwelt, Bildung und Soziales gewählt. Mit 35 : 17 Stimmen setzte sich die 58-jährige Parteilose gegen ihren Hohenlimburger Konkurrenten Thomas Michel durch (SPD).
Damit platzte die in den vergangenen Jahrzehnten stets praktizierte und auch zuverlässig funktionierende CDU/SPD-Allianz, die bei der Wahl der politischen Beigeordneten den Proporz zwischen den größten Ratsfraktionen bewahrte. Und die peinliche Altersposse vom Vortag war im Handstreich vom Tisch gewischt.
„Ich freue mich saumäßig“, machte die gelernte Journalistin und gebürtige Schwäbin mit einem Freudentränchen im Auge aus ihrer Lust auf die neue Aufgabe keinen Hehl. Ihre artige Zusage, überparteilich die Zusammenarbeit mit allen politischen Gruppierungen suchen zu wollen, hatte sie zuvor bereits in ihrer kurzweiligen Bewerbungsrede vor dem Rat abgegeben. Eloquent berichtete sie über ihre Dezernententätigkeit mit nahezu identischem Ressortzuschnitt in Friedrichshafen am Bodensee, die ebenfalls unter strengem Spardiktat gestanden habe. Dabei sei es ihr immer um die Einbeziehung der Bürger und gesellschaftlichen Gruppen gegangen, um die notwendige Transparenz auch für unpopuläre Maßnahmen zu schaffen.
Die in die Schlagzeilen geratene Odenwaldschule
Zudem, so Kaufmann weiter, habe sie als Leiterin und Krisenmanagerin der durch brutale Missbrauchsfälle in die Schlagzeilen geratenen Odenwaldschule es auch unter schwierigsten Rahmenbedingungen gelernt, ein 130-köpfiges Mitarbeiterteam zu führen. Für ihre Tätigkeit in Hagen, die nach den Grehling-Jahren dem Verwaltungsvorstand ein Stück Fraulichkeit zurückbringt, sagte die verheiratete Mutter von zwei erwachsenen Kindern frischen Wind und Kreativität zu.
Ein von Applaus begleiteter, äußerst überzeugender Auftritt, den ihr eher dozierend und verkopft auftretender Rivale Thomas Michel nicht mehr zu kontern wusste. Stellvertretend auch für Hagen Aktiv, FDP und Linke fasste Grünen-Fraktionssprecher Jochen Riechel zusammen: „Frau Kaufmann hat unser Anforderungsprofil deutlich erfüllt und eine überzeugende Vorstellung abgegeben.“
Entsprechend warb er im Rat dafür, abseits parteipolitischer Absprachen endlich ein Signal für einen Neuanfang im Sinne von Fachlichkeit zu senden – zumal eine Frau in einer Führungsposition der Stadt gut täte. Ein Appell, der bei der anschließenden geheimen Abstimmung offenkundig auch bei CDU- und SPD-Mitgliedern auf offene Ohren stieß und zum Denkzettel-Kreuzchen ermutigte – trotz anderslautender Empfehlungen der Fraktionschefs.
Wohnung in Hagen
„Ich freue mich auf eine ehrliche Stadt“, versicherte Kaufmann, die aktuell in Bonn wohnt und für die Akademie der Deutschen Welle tätig ist, sich eine Wohnung in Hagen zu suchen. „Auf dem Weihnachtsmarkt war ich schon mit meinem Mann – mir gefällt’s!“ Und auch ihrem Vorgänger Dr. Christian Schmidt mochte das Grinsen mit Blick auf seine Nachfolgerin kaum aus dem Gesicht weichen: „Ich bin von Herzen zufrieden.“