Hagen. . 25 Prozent der Arbeitnehmer in Hagen arbeiten im Niedriglohnsektor. Vor diesem Hintergrund begrüßt Jochen Marquardt vom DGB den möglichen Mindestlohn von 8,50 Euro, der flächenddeckend ab dem 1. Januar 2015 eingeführt werden soll. Marquardt sieht außerdem positive Effekte für die Stadt Hagen.

8,50 Euro Mindestlohn. Sollte der ausgehandelte Koalitionsvertrag in Kürze unterzeichnet werden, wäre dies der Mindestbetrag, den Arbeitgeber ihren Beschäftigten in allen Arbeitsbereichen ohne tarifliche Bindung zu zahlen hätten. In Hagen wären davon 17.000 Menschen betroffen. Für Jochen Marquardt, Geschäftsführer der DGB-Region Ruhr-Mark, würde der Mindestlohn positive Effekte in Hagen erzielen – auch, wenn er ihn für zu niedrig hält.

25 Prozent arbeiten im Niedriglohnsektor

25 Prozent der Erwerbstätigen in Hagen arbeiten im Niedriglohnsektor. Das Gehalt von rund 1500 Menschen in der Volmestadt wird gemäß SGB II durch das Jobcenter aufgestockt, weil sie schlicht zu wenig verdienen. Vor diesem Hintergrund begrüßt Jochen Marquardt eine mögliche Einführung des Mindestlohns, „weil er dann zu einer materiellen Gewalt wird. Spätestens ab 2017 würde niemand mehr für weniger als 8,50 Euro arbeiten. Das verschafft allen Arbeitnehmern eine andere Verhandlungsbasis.“

In Hagen würden von den rund 17.000 im Niedriglohnsektor beschäftigten Menschen vor allem auch Frauen profitieren. Zum Beispiel im Verkaufsbereich von Bäckereien, Kellner und Küchenhilfen in der Gastronomie, Reinigungskräfte oder Mitarbeiter im Wach- und Sicherheitsdienst sowie weitere Tausende Arbeitnehmer, bei denen kein Tarifvertrag ihren Lohn regelt.

Spürbarer Kaufkraftzuwachs erwartet

„Neben der Tatsache, dass diese Menschen besser entlohnt würden, würden sich aber auch positive Effekte für die Stadt ergeben“, sagt Marquardt, „es würde einen spürbaren Kaufkraftzuwachs geben und die Stadt könnte Zahlungen von Sozialleistungen wie zum Beispiel das Wohngeld reduzieren.“

Kritisch beäugt Marquardt noch den Bereich der 400-Euro-Jobber: „Ich habe im Koalitionsvertrag noch nicht dezidiert gelesen, was mit denen passiert. Und ich bin auch weiterhin der Meinung, dass auch 400-Euro-Jobber sozial abgesichert werden müssten.“ Flächendeckender Mindestlohn müsse laut Marquardt folgerichtig auch bedeuten, dass jeder Student, der im Sommer dabei hilft, ein Lager ein- und auszuräumen, mit 8,50 Euro pro Stunde entlohnt würde.

Hagener Gewerkschaften fordern 10 Euro Mindestlohn 

Die Stadtdelegiertenkonferenz des DGB, in der acht Hagener Gewerkschaften vertreten sind, hat sich auf ihrer jüngsten Sitzung übrigens für einen Mindestlohn von 10 Euro ausgesprochen und das in einen Antrag an den DGB-Bundesvorstand münden lassen. Marquardt: „Menschen, die hier bei uns vernünftige Löhne bekommen, bleiben auch in dieser Stadt und ziehen nicht weg.“

2017 soll eine Kommission aus Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Wissenschaftlern überprüfen, ob 8,50 Euro nach Ablauf der Übergangsfrist noch gerechtfertigt sind, oder ob die Zahl nach oben oder unten korrigiert werden muss. Marquardt: „8,50 Euro sind ja dann sowieso nur noch 8 Euro wert, weil die Inflation schon 50 Cent aufgefressen hat. Und wenn es stimmt, dass man nach 40 Jahren im Beruf, bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro, in der Altersarmut landet, muss man den Betrag sicher noch mal korrigieren.“

Keine Angst vor Kündigungen

Marquardt ist sich sicher, dass Unternehmer in der Region wegen der Erhöhung der Löhne nicht gleich die Personalbestände reduzieren werden. „Wer das tut, tut das meiner Meinung nach nicht wegen des Mindestlohns. Außerdem: Jeder Euro Lohn mehr ist besser für das soziale Gefüge in unserem Land.“