Hagen. . Im Rahmen eines Umweltprogramms sind Mitarbeiter des Hagener Umweltamtes auf EU-Kosten durch halb Europa geflogen, um an Konferenzen und Diskussionen teilzunehmen. Aus dem Gesamtbudget blieben am Ende 3000 Euro übrig. Dafür wurden jetzt sechs Laubbäume in Hagen gepflanzt.

Die städtischen Mittel für die Anpflanzung neuer Stadtbäume sind weitgehend erschöpft. Wie gut, dass Umweltamtsleiter Ralf Rainer Braun und seine Mitarbeiter im Dienste der Energiewende und des Klimaschutzes so manchen Flugkilometer zurückgelegt haben.

Was das eine mit dem anderen tun hat? Nun, die Vielflieger aus dem Rathaus haben dafür gesorgt, dass sechs neue Laubbäume Kohlendioxid aus der Luft filtern und das Mikroklima in Hagen verbessern.

Reisen aus EU-Budgets finanziert

Wir müssen vorn anfangen, bei der Europäischen Union und ihrem wohlklingenden Projekt „leader­ship for energy action and planning“ (leap), in dem sich Vertreter europäischer Städte über Nachhaltigkeit und Energieeffizienz austauschen dürfen.

Da die EU, die für ihren freigebigen Umgang mit Steuermitteln ja hinreichend bekannt ist, alle Kosten trägt, schickte die notorisch klamme Stadt Hagen, die ihre Teilnahme an solch internationalen Veranstaltungen wohl sonst nicht bezahlen geschweige denn rechtfertigen könnte, Braun nebst einigen Experten auf die Reise. Im Flieger ging es zu Konferenzen nach Dublin, South­ampton, Kaunas, Zagreb, Cornwall und London, mit dem Zug nach Hannover, neben Hagen einzige deutsche an dem Projekt beteiligte Stadt.

Vortrag über Hagener Besonderheit in Cornwall

„Schließlich spielen die Kommunen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung durchdachter Standards in der Umweltpolitik“, erläutert Braun, dessen Mitarbeiter Hans Joachim Wittkowski auf einem Kongress mit 1000 Teilnehmern im südenglischen Cornwall einen Vortrag über Hagener Besonderheiten und Errungenschaften in Sachen Klimaschutz halten durfte.

Einer der sechs neuen Laubbäume in der Lützowstraße
Einer der sechs neuen Laubbäume in der Lützowstraße © WP Michael Kleinrensing

Doch die sparsame Hagener Delegation schöpfte ihre Reisekosten nicht voll aus. 3000 Euro des von der EU bereitgestellten Budgets blieben übrig – was tun mit dem vielen Geld? Natürlich in die Umwelt investieren: „Durch die Flugreisen und die Bahnfahrt unserer am Projekt beteiligten Personen wurden Klimagase verursacht“, sagt Braun: „Um diese anteilig auszugleichen, haben wir mit dem überschüssigen Geld sechs Bäume pflanzen lassen.“

97 Bäume stadtweit gepflanzt

Seitdem verbessern drei Säuleneichen (Lützowstraße), eine Stieleiche (Lennepark), ein Speierling (Thorn-Prikker-Straße) und eine Felsenbirne (Blücherstraße) Stadtbild und Stadtklima. Sie gehören zu den 97 Bäumen, die in diesem Jahr neu gepflanzt wurden. Auf der anderen Seite mussten 129 Bäume weichen.

Wo immer es möglich und sinnvoll sei, werde ein gefällter Baum ersetzt, begegnet Nils Böcker vom Wirtschaftsbetrieb Hagen dem vermeintlich gedankenlosen Abholzen der Stadtbäume. Dennoch hätte er wahrscheinlich nichts dagegen, wenn die EU bald ein neues Projekt mit vielen Dienstflügen für Kommunalbeamte auflegt. . .