Hagen.. Mit der Begründung, seine Mitarbeiter enger an das Unternehmen binden zu wollen, hat der Hagener Entsorgungsbetrieb fünf Managern der zweiten Ebene Dienstwagen zur Verfügung gestellt. Auch die Spritkosten trägt der kommunale Entsorger.

Der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) unterhält einen stattlichen Fuhrpark mit 100 Fahrzeugen aller Art - vom Radlader über die Kehrmaschine bis zum Müllwagen. Unlängst sind fünf weitere Autos hinzugekommen: Jeder der fünf Bereichsleiter wurde mit einem nagelneuen Mittelklassegefährt ausgestattet. Kosten für das Unternehmen: ca. 150.000 Euro.

Dass die beiden Geschäftsführer der kommunalen Müllabfuhr, Herbert Bleicher (Audi A6) und Manfred Reiche (5er BMW), einen Dienstwagen fahren dürfen, ist nicht neu. Die Anschaffung von Firmenfahrzeugen für die zweite Managementebene wurde jedoch erst im Vorjahr zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat vereinbart. Grund: „Wir sind bestrebt, unsere Führungskräfte langfristig an das Unternehmen zu binden“, so Bleicher. Dazu seien Dienstwagen ein geeignetes Instrumentarium. „Wenn wir unseren Mitarbeitern keine attraktiven Angebote machen, wandern sie zur Konkurrenz ab.“ Dem Aufsichtsrat wurde die Vereinbarung lediglich zur Kenntnis vorgelegt und offenbar diskussionslos abgenickt.

Dienstauto darf nicht mehr als 30.000 Euro kosten

Welches Auto sie haben wollten, durften sich Personalchefin Susanne Rüdell (VW Tiguan), Straßenreinigungsleiter Detlef Liedtke (BMW 3 Touring), Entsorgungschef Winfried Sasse (VW Passat), Lutz Möller (VW Tiguan), Leiter der Müllverbrennungsanlage, und Hans-Joachim Ludwig (Audi A3), Leiter des Gewerbemüllentsorgers HUI, selbst aussuchen. Um die 30.000 Euro dürfe das Auto maximal kosten, lautete die einzige Vorgabe. Im Gegenzug gelten damit alle von den fünf Bereichsleitern geleisteten Überstunden als abgegolten, sie erhalten keinen Freizeitausgleich oder gar Gehaltszuschläge.

Der HEB stellt den Entscheidungsträgern nicht nur den Wagen zur Verfügung, sondern übernimmt obendrein die Kosten für Benzin, Versicherung, Reparaturen etc. – auch bei privater Nutzung. Wie gesetzlich vorgeschrieben, müssen die Mitarbeiter den Bruttobetrag als geldwerten Vorteil versteuern. Es sei im Konzern Stadt ja durchaus nicht unüblich, Führungskräfte mit Dienstfahrzeugen zu versehen, verweist Bleicher, der erst vor einigen Monaten als Kulturdezernent im Rathaus auf einen der beiden HEB-Geschäftsführersessel wechselte, auf weitere städtische Tochterbetriebe: „Auch wir wollen unser Unternehmen zukunftssicher aufstellen.“

Sonderprämie für alle Mitarbeiter

Seinen Mitarbeitern gegenüber zeigt sich der Entsorgungsbetrieb auch sonst generös. Fünf Prozent des jährlichen Gewinns, das entsprach zuletzt 120.000 Euro, werden als Sonderprämie unter den 300 Mitarbeitern verteilt. Zudem übernimmt das Unternehmen seit einiger Zeit die Ausbildung von Berufskraftfahrern, nicht zuletzt, um genügend Fahrer für die großen Müllwagen zur Verfügung zu haben. Tatsächlich fällt es dem HEB zunehmend schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. So kann seit Monaten die ausgeschriebene Stelle eines Elektronikers für Betriebstechnik nicht besetzt werden.