Hagen. . Mit einer 99-Cent-Party feiert das Kultopia heute Geburtstag. Auf der Bühne steht unter anderem die Ceili Family.

Von der aktuellen Sparrunde bleibt das Kultopia an der Konkordiastraße verschont. Ein Streichen des städtischen Zuschusses wäre auch kein schönes Geschenk gewesen. Denn heute (ab 19 Uhr) feiert die Einrichtung ihr zehnjähriges Bestehen. Mit einer 99-Cent-Party, bei der Bands wie die Ceily Family oder Nova und andere spielen, die über Jahre hinweg immer wieder in der Einrichtung aufgetreten sind. Über den Geburtstag sprach unsere Zeitung mit Marco Zehn und Gandhi Chahine.

Welche Entwicklung hat das Kultopia genommen?

Marco Zeh: Wir sind ja aus einem Jugendzentrum hervorgegangen. Gestartet sind wir im Grunde als ein Jugendkulturhaus ohne offenen Bereich. Dass Jugendliche kommen und einfach nur abhängen, war bei uns nicht mehr vorgesehen. Ansonsten bot das Konzept viele Freiräume. Im Laufe der Jahre haben wir uns zu einem interkulturellen Zentrum entwickelt. Ich denke, dass das in einer Stadt, die einen so hohen Migrantenanteil wie Hagen hat, besonders wichtig ist.

Gandhi Chahine: Mittlerweile haben 50 Prozent derjenigen, die hier arbeiten, einen Migrationshintergrund. Das trägt zur Öffnung bei. So kommen auch viele zu uns, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind. Das war früher anders. Wir sind da für alle Jugendlichen in der Stadt. Das ist unser Anspruch.

Wo liegt der Schwerpunkt heute?

Zeh: Wir machen hier intensive Projektarbeit in den Bereichen Musik, Tanz und Theater. So suchen wir nach besonderen Wegen, um Jugendliche abzuholen. Wenn sie in unser Haus kommen, fallen Schranken.

Chahine: Wir kooperieren intensiv mit Schulen. Unser Ziel ist es, kulturelle Kompetenz zu vermitteln, so wie beim jüngsten Theaterstück „Die Erinnerung bleibt“, bei dem Jugendliche die Pogromnacht in Hagen thematisiert haben. Was wir hier machen, ist keine reine Bespaßung. Wir sehen uns als Bildungsträger, als Vermittler von Schlüsselkompetenzen.

Und trotzdem musste auch das Kultopia seinen Etat in der Vergangenheit reduzieren...

Chahine: Natürlich kostet gute Projektarbeit Geld. Aber – und das darf man durchaus sagen: Unsere Projekte sind so gut und innovativ, dass sie immer wieder gefördert werden. In den letzten Jahren haben wir mehrere hunderttausend Euro an Mitteln von Stiftungen oder von Bund und Land nach Hagen geholt. Man kann fast sagen, dass wir auf diese Art aus einem Euro zehn gemacht haben.

Zeh: Wir haben hier schon eine große innovative Vielfalt. Dass anderswo mit einer solchen Professionalität und mit einem solchen Volumen gearbeitet wird, ist mir nicht bekannt. Das hat Vorbildcharakter für andere. Das merken wir an den Anfragen, die uns immer wieder erreichen.

Worauf führen Sie das zurück?

Zeh: Vielleicht liegt es an der Mischung aus guter inhaltlicher Arbeit und der Probenarbeit. Bevor die Jugendlichen bei „Die Erinnerung bleibt“ sich mit dem Stück beschäftigt haben, haben sie sich intensiv mit der Judenverfolgung und dem Thema Pogrom befasst.

Chahine: Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Jugendliche, die früher zu uns gekommen sind, leiten heute eigene Projekte. Sie sind jung, nah dran an unserer Zielgruppe. Das ist ein Vorteil.

Das Music-Office Hagen ist an das Kultopia angedockt. Warum?

Chahine: Das Music-Office hat Pilotcharakter. Wir unterstützen junge Musiker gleich welchen Genres und bereiten sie auf einen professionellen Auftritt vor. Wir helfen ihnen beim ersten Soundcheck. Wir erklären aber auch, wie man Öffentlichkeitsarbeit betreibt.

Zeh: Auch hier zeigt sich, dass wir gut aufgestellt sind. So ist es uns gelungen, das Finale von Pop-up NRW nach Hagen zu holen, dem größten Wettbewerb für Nachwuchsmusiker.