Hagen-Helfe. Der Großteil seiner Fahrzeugflotte ist zerstört: Nach dem Brandanschlag auf seinen Krankenfahrdienst steht Frank Flagge (53) vor großen Herausforderungen. Er hofft nun, schnell Ersatz für die sechs zerstörten Krankenwagen zu bekommen. Noch gibt es keine konkreten Hinweise auf den oder die Täter.
Sechs Krankentransportwagen und ein Mercedes völlig zerstört, 150.000 Euro Sachschaden, beschädigte Scheiben und Plastikabdeckungen am Nachbargebäude, zum Glück keine Verletzten und bis gestern Abend keine Hinweise auf den oder die Täter – das sind die nüchternen Fakten des Brandanschlags, der in der Nacht zu Dienstag gegen 2.20 Uhr viele Helfer aus dem Schlaf gerissen hat. Doch für Frank Flagge (53), Geschäftsführer des Hagener Krankenfahrdienst Flagge (HKF), steht seine Existenz auf der Kippe.
Beruflichen Neuanfang mit 50 Jahren gewagt
Er lebt schon seit seiner Kindheit in Helfe, hatte einst ein Verpackungsunternehmen. Mit 50 Jahren hat er noch einmal einen beruflichen Neuanfang gewagt, im Jahr 2011 mit seiner Frau den Krankentransportdienst gegründet und Anfang des Jahres auch seinen Sohn mit in das Unternehmen, das unterhalb des Helfer Einkaufszentrums seinen Sitz hat, aufgenommen. Verlegungen, Liegendtransporte, Arztfahrten, Dialysefahrten – das alles gehört zum Geschäftsfeld.
Sechs Krankentransportwagen sind abgebrannt
In der Nacht zu Dienstag dann der Schock. „Mein Bruder, der in der Nähe wohnt, hat mich angerufen. Ich müsse dringend in die Firma kommen, es brenne“, sagt Frank Flagge. Er wohnt zwei Straßen weiter, ist Minuten später vor Ort und kann doch nur noch die Wracks sehen. Denn trotz des schnellen Eingreifens der Berufsfeuerwehr können sechs Krankentransportwagen samt Trage und Liege-Sitzen nicht mehr gerettet werden. Und auch nicht ein Mercedes, der für Sitzend-Transporte genutzt wurde. „Ich dachte erst, das ist ein böser Traum, aber es ist die Wirklichkeit“, seufzt der 53-Jährige.
Der Großteil seiner Flotte ist somit dahin, nur drei Fahrzeuge sind ihm geblieben. Das ist natürlich zu wenig, um die anstehenden Aufträge abzuarbeiten. „Ich habe noch in der Nacht ein befreundetes Unternehmen in Herdecke angerufen. Die haben alle Fahrten übernommen“, erzählt Flagge.
Spontane Hilfe aus Bayern
Und wie geht es nun weiter? „Heute Nacht habe ich erst gedacht: Ich mache das nicht mehr weiter. Aber jetzt ist der Kampfesgeist wieder geweckt.“ So schnell werde man aber gar kein Ersatzfahrzeuge bekommen, fürchtet der 52-Jährige. Immerhin: Am Nachmittag kann sein Bruder schon ein Ersatzfahrzeug aus Köln abholen. Und ein Krankentransportunternehmer aus Bayern ruft an. Er hat vom Anschlag gehört und bietet spontan Hilfe an.
Krankentransport-Gewerbe ist ein umkämpfter Markt
Doch der Wiederaufbau werde dauern, sagt Frank Flagge. Zwei von seinen zwölf Mitarbeitern werde er kündigen müssen. „Aber ich habe heute schon Gespräche geführt, damit sie bei anderen Unternehmen unterkommen können.“
Brandanschlag in Hagen
Hat er denn einen Verdacht, wer für den Anschlag verantwortlich sein könnte? „Nein“, sagt Frank Flagge. Allerdings sei es nicht der erste Vorfall. „Vor einem halben Jahr sind alle Reifen zerstochen und die Fahrzeuge zerkratzt worden.“ Das Krankentransportgewerbe ist ein durchaus umkämpfter Markt. Doch Flagge winkt ab: „Die Menschen werden immer älter, der Bedarf größer. Auf dem Markt ist für uns alle genug Platz.“
Überwachungskamera filmt Person
Der oder die Täter müssen mit großer Energie vorgegangen sein, um die Autos einzeln in Brand zu stecken. Die Spezialisten der Kriminalpolizei haben gestern mit ihren Ermittlungen begonnen. Ein Brandsachverständiger war bis zum späten Nachmittag im Einsatz – Ergebnisse zum genaueren Tatablauf gibt es aber noch nicht. Die Hoffnungen ruhen nun auf einer Überwachungskamera. Auf den Aufzeichnungen soll eine Person zu erkennen sein. Die Ermittler prüfen nun, ob das Material auch für eine Öffentlichkeitsfahndung verwertbar ist.
Die Polizei fragt die Bürger , wer verdächtige Beobachtungen im Bereich der Helfer Straße gemacht hat. Hinweise: 02331/9862066.