Haspe. Auf dem Weg zum demenzgerechten Hospital ist das Ev. Krankenhaus Haspe einen entscheidenden Schritt weiter: Der Förderverein des Krankenhauses finanzierte ein Desorientierten-Schutzsystem für rund 13.000 Euro.

„Der Bewegungsdrang ist bei Menschen mit Demenz oft ausgeprägt“, erklärt Pflegedienstleiter Christoph Fedder. „Es beruhigt diese Patienten, wenn sie diesen Drang ausleben können. Mit dem neuen Ortungssystem ist das jetzt möglich.“ Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass Patienten mit Demenz wesentlich ruhiger sind und sich schneller an die neue Situation gewöhnen, wenn sie in einem gewissen Rahmen herumlaufen können, soweit sie sich selbst oder andere nicht gefährden.

Unter Umständen müssen Patienten nach richterlicher Anordnung fixiert und sediert werden, um sich selbst nicht zu verletzen. „Das wollen wir mit dem neuen Schutzsystem möglichst oft vermeiden“, betont der Pflegedienstleiter.

Schon im Zentralen Aufnahmebereich des Krankenhauses wird eine vorhandene Demenz festgestellt und dokumentiert. Wird aufgrund des klinischen Gesamteindrucks eine Weglauftendenz ermittelt, erhält der Patient bei der Übergabe auf die Station ein WLAN-Armband zur Ortung.

Amtsgericht muss WLAN-Armband genehmigen

Vorher wird natürlich die schriftliche Einwilligung zur Überwachung eingeholt und ein ärztliches Attest zur Notwendigkeit der Maßnahme ausgestellt. Mit diesem Attest stellt das Krankenhaus einen formalen Antrag an das Amtsgericht Hagen auf eine Erlaubnis zum Einsatz des Systems.

Denn das Ortungssystem gilt als sogenannte ‚Freiheitsentziehende Maßnahme’ – wenn auch als die mildeste Form. Durch die Programmierung ist festgelegt, in welchen Bereichen sich der Patient bewegen darf und in welchen Bereichen – zum Beispiel außerhalb seiner Station – der Alarm ausgelöst wird. Verlässt er den geschützten Bereich, erscheinen ein Signal sowie der Aufenthaltsort des Patienten auf dem Diensthandy und dem Computer der Station.

Herausforderung für das evangelische Krankenhaus Haspe

Die Demenz im Krankenhaus ist die Herausforderung der Zukunft. Ab 2020 wird jeder fünfte Krankenhauspatient unter einer Demenz leiden. Und die Demenz kommt nicht allein: Sie geht einher mit Sturz und Schenkelhalsbrüchen, Herzinfarkt oder akuter Infektion. „Dies ist eine große Herausforderung, der wir uns stellen“, so Fedder. Das Ortungssystem ist ein Baustein des Konzepts zum Umgang mit Demenzkranken im Krankenhaus, an dem das Team stetig arbeitet.

Die Einbeziehung von pflegenden Angehörigen, spezielle Fortbildungen und besondere Hilfsmittel sind ebenfalls Teil des Konzeptes. „Im Verbund der Evangelischen Stiftung Volmarstein haben wir auch im Bereich Altenhilfe ein großes Fachwissen im Umgang mit dementen Menschen, auf das wir zurückgreifen und das wir nutzen werden“, betont Frank Bessler, Medizinischer Bereichsleiter und Geschäftsführer am Mops.