Haspe. .

Seine erste Trommel hat Heiner Häger heute noch. 60 Jahre ist es nun her, dass er dem Spielleuteverein Westerbauer beigetreten ist. Inzwischen steht der Verein kurz vor dem Ende, weil es keinen Nachwuchs mehr gibt. „Damals“, sagt der 71-Jährige, „gab es kein Fernsehen und das ganze Tingeltangel drumrum.“ Gern erinnert er sich an die Anfangsjahre zurück: „Man kam in der Welt herum und hatte ein schönes Hobby.“

Nachwuchsmangel

Wie vielen jungen Menschen Häger im Laufe der Jahrzehnte das Trommeln beigebracht hat, weiß er nicht mehr. „Ich tu’s aber nicht mehr“, sagt er. In seiner Stimme klingt ein wenig Verbitterung mit. „Die jungen Leute kommen mal für zwei Jahre, und wenn sie es dann einigermaßen können, lernen sie ein Mädchen kennen und sind wieder weg.“ Die insgesamt 45 Stücke, die die Spielleute im Repertoire haben, lernen die Wenigsten: „Die meisten Leute bleiben nicht lange genug.“ 50 Mitglieder zählt der Spielmannszug heute noch, 15 davon sind aktiv, viele Mitglieder sind ca. 80 Jahre alt.

Damals hat Heiner Häger die Spielleute bewundert, wie sie durch die Straßen zogen. Er und viele seiner Schulkameraden traten jung in den Verein ein. „Viele von ihnen sind weggezogen, andere schon verstorben“, nennt Häger Gründe für den Mitgliederrückgang. „Und inzwischen ist es ja so, dass jemand schon lange dabei ist, wenn er einem Verein nur fünf Jahre angehört.“ Die Jugend habe es aber auch nicht leicht, ist sich der Senior bewusst. „Schon die Schule ist ein Problem, die Kinder haben keine Zeit mehr.“

Um die Geschicke des Vereins bemüht

Viele Jahre haben sich Heiner Häger und seine Frau Heidi (65) sehr um die Geschicke des Vereins bemüht. „Seit mehr als 20 Jahren haben wir ein Häuschen in Holland, das wir nie richtig nutzen konnten, weil wir immer Rücksicht auf den Verein genommen haben“, erzählt Heiner Häger, „während alle anderen Urlaub machten, wann sie wollten.“ In diesem Jahr sei es das erste Mal, dass sie über Christi Himmelfahrt nicht zu Hause waren. Sonst nämlich fand in Haspe immer das große Musikfest statt, das nun ausgefallen ist.

Es war einer der Höhepunkte im Kalender von Heiner Häger. „Die Stadt und die Gema halten aber immer mehr die Hände auf“, erklärt der Rentner, „das ist nicht mehr bezahlbar.“ Auch die Sicherheitsauflagen seien seit dem Loveparade-Unglück 2010 in Duisburg immer ex­tremer geworden. Doch ans Aufhören mit der Musik denkt der Hasper nicht.

Auch in der Schalmeiengruppe aktiv

Auch in der 1976 ins Leben gerufenen Schalmeiengruppe mischt er mit, denn der Spielleuteverein hat keine Flötisten mehr. „Bei der Schalmeiengruppe haben wir jetzt einen jüngeren Vorstand und spielen Sachen wie Michael Jackson und so.“ Häger lacht: „Das brauch’ ich aber auch nicht unbedingt.“

Die einzige Möglichkeit, den Spielleuteverein am Leben zu halten, sieht Häger in einer Fusion der Vereine aus Gevelsberg, Hagen und Haspe. „Dann vielleicht hätte man eine Chance, noch zehn Jahre weiterzumachen.“ Es ist eine Sache, die an ihm zehrt. „Man probt und probt und kommt einfach nicht weiter.“ Vorbei sind die Zeiten, in denen die Spielleute regelmäßig nach England, Belgien und Holland reisten, um zu spielen. „Stressig war das zwar“, meint Häger, „aber auch schön.“

Noch heute ist Heiner Häger in vielen Vereinen aktiv, etwa bei den Schützen oder den Ennepeströtern. Und wenn er mal nicht eingespannt ist, besucht er gern in Bremen die „Musikshow der Nationen“. „Man muss sich für so etwas schon interessieren“, weiß Häger, „und meine Frau macht das alles mit.“ Die Musik nämlich ist eine gemeinsame Leidenschaft der beiden.