Hagen/Breckerfeld. . So was, im Mai! Es schneite bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. In Breckerfeld ebenso wie auf den Hagener Höhen. Was subjektiv am Donnerstagmorgen für blankes Entsetzen sorgte, relativieren Hobby-Meteorologen wie Manfred Kundt von der Sternwarte Hagen.
Es war so gegen 10.30 Uhr, als Marie aus dem Fenster blickte. Und sie staunte nicht schlecht. Weiße Flocken hatten sich im Garten ihrer Großeltern Annette und Norbert Lohoff niedergelassen. Und das an einem Mittwoch, 23. Mai. So etwas hatte sie in zwölf Lebensjahren noch nicht gesehen. Sie zückte ihren Fotoapparat und mailte uns ein Bild.
Es schneite bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. In Breckerfeld ebenso wie auf den Hagener Höhen. Was subjektiv gestern Morgen für blankes Entsetzen sorgte, relativieren Hobby-Meteorologen wie Manfred Kundt von der Sternwarte Hagen: „Zwar ist der Mai 2013 mit seiner bisherigen Durchschnittstemperatur von 8,7 Grad der kälteste seit 1967 (8,3 Grad) – aber noch ist der Monat ja nicht zu Ende. Es besteht also Hoffnung.“ An der Messstation selbst hat es am Donnerstag nicht geschneit. Sie liegt 285 Meter über Normalnull.
Es wird wärmer
Ähnlich sieht das auch der Breckerfelder Wetterexperte Manfred Hünerbein: „Schnee Ende Mai ist schon ein außergewöhnliches Ereignis. Aber solche meteorologischen Besonderheiten kommen vor“, sagt er. Nach dem harten Winter sei die Wassertemperatur noch gering. Und die wiederum habe Einfluss auf Hoch- und Tiefdruckgebiete.
Manfred Hünerbein beruhigt: „Nur weil der Mai kalt war, heißt das nicht, dass es mit dem Sommer nichts wird. Ab Mitte nächster Woche ändert sich das Wetter.“ Was in diesem Fall wohl heißt: Es wird wärmer (kälter geht ja kaum).
Gute Nachrichten kommen vom Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB): „Der Winter kann kommen“, sagt Detlef Liedtke. „Wir haben insgesamt noch 2400 Tonnen Salz auf Lager.“ Rausgefahren sei am Donnerstag allerdings kein Räumfahrzeug des HEB: „Die Lkw der Subunternehmer, die auf den Höhen Winterdienst leisten, sind aber noch ausgerüstet.“
Muss man Winterreifen aufziehen lassen? „Bei angepasster Fahrweise und gesundem Menschenverstand kann ein solcher Ausnahmezustand wie jetzt wohl überbrückt werden“, sagt Polizeioberrat Michael Hoffmann, Leiter der Abteilung Verkehr im Polizeipräsidium, „zumal so ein Wetter Ende Mai niemand vorhersehen kann.“
Auch im Sommer gilt Winterreifenpflicht
Formal sieht die Sache anders aus. „Im Gesetz gibt es keine zeitliche Eingrenzung, was die Winterreifenpflicht angeht“, so Hoffmann weiter, „es ist lediglich von Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis oder Reifglätte die Rede.“ Das heißt: Wenn im Mai Schnee auf der Straße liegt, kann derjenige, der auf Sommerreifen unterwegs ist, Probleme bekommen.
Maries Großvater, der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Breckerfeld, musste am Donnerstag allerdings zu keinem Glatteisunfall ausrücken. Aber er kann sich zumindest an Schnee im Mai erinnern. „Das war vor 30 Jahren, am Tag der Arbeit“, so Lohoff, „da sitzen wir von der Feuerwehr traditionell beim Spießbraten zusammen. Vorne loderten die warmen Flammen und hinter uns herrschte dichtes Schneetreiben.“