Hagen. . Alle 10.000 Hagener Berufsschüler sind aufgerufen, an einer großen Typisierungsaktion im Cuno-Berufskolleg I teilzunehmen. Noch bis Freitag läuft die Aktion. Es geht darum, mittels einer Speichelprobe die eigenen Stammzellen testen zu lassen - und so eventuell als Stammzellenspender für Leukämiepatienten infrage zu kommen.

Mika Schnabel hat Blutkrebs. Mit seinen 17 Jahren steht der junge Neuenrader bereits zum zweiten Mal am Scheideweg seines Lebens. Denn die Diagnose Leukämie war ihm vor drei Jahren schon einmal gestellt worden. Damals konnte eine Chemotherapie die Krankheit stoppen. Jetzt kann ihn nur noch eine Stammzellentransplantation retten.

Um seinem kleinen Bruder zu helfen, hat Andres Schnabel gemeinsam mit den fünf Hagener Berufskollegs und der DKMS (Deutsche Knochenmark-Spenderdatei) eine große Hilfsaktion auf die Beine gestellt: Der Schüler des Cuno-Berufskollegs I hat alle 10.000 Hagener Berufsschüler dazu aufgerufen, ihre Stammzellen typisieren zu lassen. Die erste gute Nachricht vorweg: Mika Schnabel hat bereits einen Stammzellenspender gefunden, schon vor zwei Wochen, schon vor der großen Aktion. Seine Überlebenschancen liegen nun immerhin bei 40 bis 80 Prozent.

700 Euro durch Kuchenverkauf

Und trotzdem läuft die große Typisierungsaktion am Cuno-Berufskolleg I seit gestern – bis einschließlich Freitag. Denn es geht nicht nur um Mika Schnabel, sondern um alle Leukämiekranken auf der ganzen Welt, die von der Arbeit der DKMS profitieren. Und die potenziellen Helfer kamen gleich klassenweise. „Von den 10.000 Schülern hatten sich vor Beginn der Aktion schon 1000 angemeldet“, sagt Iris Luongo-Schnitzler, Klassenlehrerin von Andres Schnabel. Auch zwei nicht angemeldete Klassen waren dabei.

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Im Vorfeld hatte die Schülervertretung für die Typisierung ordentlich die Werbetrommel gerührt und Geld gesammelt. „Wir sind mit Mikas Bruder durch alle Klassen gegangen, haben etwas über die Krankheit erzählt und auf die Typisierung hingewiesen“, erklärt Domenic Ferreira (19). Schon vor den Osterferien hatten die Schülervertreter Kuchen verkauft und so 700 Euro für die Aktion eingenommen. Eine einzelne Typisierung nämlich kostet normalerweise 50 Euro und wird von keiner Krankenkasse bezahlt. Bei Schülern aber reicht eine freiwillige Spende aus.

Typisierung wichtig für die DKMS

Domenic Ferreira hat natürlich auch eine Speichelprobe abgegeben: „Es kann ja sein, dass man selbst ausgerechnet derjenige ist, der einem anderen Menschen das Leben retten kann, oder dass man sogar selbst an Leukämie erkrankt.“ Dann, führt er aus, wolle man ja schließlich auch, dass einem geholfen werde. „Gerade in Fälle wie bei Mika, der eine sehr seltene Blutgruppe hat, ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen in der Stammzellendatei stehen.“

„Für uns ist eine solche Aktion eine Goldgrube“, bestätigt Bagnu Yazici von der DKMS, „weil wir insbesondere junge, gesunde Menschen suchen, die auch einige Zeit in der Spenderdatei archiviert werden können.“ Denn nur wer zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kommt als Spender infrage. In der DKMS-Datei bleiben die Typisierten allerdings bis zum 61. Lebensjahr archiviert.

Sonja Kleinhempel (21), ebenfalls Cuno-Schülerin, ist sich auch der Konsequenzen bewusst, die eine solche Typisierung mit sich bringt. Denn kommt irgendwann der Anruf von der DKMS, gibt es zwar noch ein Zurück, aber keines mit gutem Gewissen. „Wenn es irgendwann so kommt, dass man jemandem mit einer Spende helfen kann, darf man natürlich keinen Rückzieher machen“, weiß sie.

Denn immerhin geht es um Menschenleben: Wer eine Stammzellenspende benötigt und keinen Spender findet, hat nämlich praktisch oft keine Überlebenschance.