Hagen. . Verdi und NGG beklagen die Zunahme an Mini-Jobs in Hagen und fordern einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde.

Immer mehr Menschen in Hagen brauchen einen Zweit-Job: Mehr als 5550 Berufstätige waren im vergangenen Jahr auf einen Mini-Job als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat.

122 Prozent mehr Mini-Jobber

Demnach ist die Zahl der derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Mini-Job als Nebenjob haben, in den letzten Jahren in Hagen drastisch gestiegen: „Blickt man zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von rund 122 Prozent gegeben“, sagt Studienleiter Matthias Günther vom Pestel-Institut. 2012 hätten sich fast acht Prozent der Beschäftigten in Hagen mit einem 400-Euro-Job nebenher etwas dazuverdient.

„Wir haben das Phänomen der Multi-Jobber. Das sind Menschen, die mit dem Geld, das sie in ihrem Hauptjob verdienen, nicht mehr auskommen. Deshalb müssen sie auf einen oder mehrere Nebenjobs ausweichen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Aus der puren Lust an einer 55- oder 60-Stunden-Woche macht das jedenfalls keiner“, sagt die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Südwestfalen, Regina Sparfeld-Möbus.

Sie macht für das „Multi-Jobben“ vor allem Niedriglöhne verantwortlich. „Auf der einen Seite werden Stundenlöhne bezahlt, die im Keller sind. Auf der anderen Seite steigen die Lebenshaltungskosten. Beispiel Wohnen: Hier dreht sich die Preisspirale nach oben. Da sind Niedrigverdiener gezwungen, nach Feierabend und am Wochenende zur Zweit-Arbeit zu gehen.“

Mindestlohn 8,50 Euro pro Stunde

Abhilfe könne nur ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn schaffen, darin sind sich Verdi und NGG einig. „8,50 Euro pro Stunde – das ist der Mindestpreis, den Arbeit bei uns hat. Wer heute für weniger Geld arbeiten muss, hat keine Chance, von dem, was er verdient, auch leben zu können“, sagt der Geschäftsführer der NGG-Region Südwestfalen, Helge Adolphs.

Er macht deutlich, dass selbst ein Mindestlohn von 8,50 Euro am Ende gerade für ein Leben reiche, das „haarscharf über dem Hartz-IV-Niveau“ liege. Die generelle Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde könne daher nur ein Einstieg sein. „Alles darunter bedeutet erhebliche Abstriche beim Lebensstandard. Und auch ‚Ebbe bei der Rente’ – Altersarmut ist so programmiert.“ Auch ein 8,50-Euro-Mindestlohn müsse daher rasch angehoben werden. Adolphs appelliert an Beschäftigte, die zu einem Niedriglohn arbeiten, beim „Dumpinglohnmelder“ unter www.dumpinglohnmelder.de darauf hinzuweisen, um so an der „Deutschland-Billiglohn-Landkarte“ mitzuschreiben.