Schwelm. .
„Der Stadtverband ist in der glücklichen Lage, beide Kandidaten kennen zu lernen“, sagte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Matthias Kampschulte. Die beiden Kandidaten, die die heimischen Christdemokraten im Bundestag vertreten wollen, hieß er herzlich willkommen: Cemile Giousouf und Werner Reinhardt stellten sich vor - und sie stellten sich auch den Fragen der Ortsunion.
Cemile Giousouf, 34 Jahre alt, in Deutschland geboren und aufgewachsen als Tochter von Eltern aus einer griechischen Region nahe der türkischen Grenze. Zur Politik kam sie durch Freunde im deutsch-türkischen Forum der CDU, Integrationspolitik ist folgerichtig eines ihrer Hauptthemen. Seit 2009 ist sie in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte aktiv, im vergangenen Jahr wurde sie in den CDU-Landesvorstand gewählt und sie ist stellv. Vorsitzende des deutsch-türkischen Forums. „Wir müssen uns breiter aufstellen und neue Wege beschreiten“, setzt sie sich dafür ein, neue Wählergruppen zu erschließen und mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Hier, im hoch verschuldeten Hagen und auch in Schwelm gelte es, die Finanzen am Stück zu halten: „Wenn das Land gute Gesetze verabschiedet, muss es sich auch darum kümmern, dass die Kommunen nicht darunter leiden.“ Ob U-3-Betreuung oder Inklusion, es müsse das Konnexitätsprinzip gelten,“es kann nicht sein, dass die Kosten bei den Kommunen hängen bleiben.“
Ein weiterer Schwerpunkt liege im demografischen Wandel, der auch in Schwelm spürbar sei. „Wir müssen es schaffen, dass mehr Kinder zur Welt kommen“, sei das nur mit flexiblen Arbeitszeitmodellen möglich und einer gewissen Sicherheit, den Job nach der Elternzeit auch weiter machen zu können. Ähnlich flexibel müsse auch der Übergang vom Beruf ins Rentenalter gestaltet werden, um die Potenziale der älteren Menschen zu nutzen.
Werner Reinhardt, 62 Jahre alt, in Altenhagen geboren, „dem schönsten Stadtteil Hagens“, wie er sagt, der mit einem Migrantenanteil von 33 % erheblich zur Integration beitrage. Für eine intensive Sprachförderung bereits im Vorschulalter plädierte er aber nicht nur mit Blick auf die ausländischen Mitbürger: Auch ein Viertel der Kinder ohne Migrationshintergrund könne sich nicht richtig ausdrücken. Hier könne das Bildungs- und Teilhabepaket eine Hilfe sein.
Er könne nicht auf eine solch steile politische Karriere verweisen, sagte er, wegen seiner Tätigkeit als Anwalt habe er sein Engagement bislang auf die Arbeit vor Ort beschränkt. 2009 habe er ein Direktmandat in den Rat der Stadt Hagen errungen, sei dort im Sozial- und im Schulausschuss sowie im Integrationsrat aktiv.
Reinhardt sprach sich für bezahlbaren Krankenversicherungsschutz aus und gegen die Entwicklung, dass vor allem in ländlichen Gebieten immer weniger Ärzte praktizierten und gleichzeitig junge Menschen über sechs Jahre auf einen Studienplatz warten müssten, weil sie kein Einser-Abitur hätten. In Punkto Wirtschaftspolitik erklärte er, für 2014 müsse man sich dafür einsetzen, dass für das städtebaulich übergreifende Wirtschaftsförderungs-„Projekt B7“ auch EU-Fördermittel in den Ennepe-Ruhr-Kreis fließen.
Zur Frage nach ihrem muslimischen Hintergrund in einer christlichen Partei erklärte Celine Giousouf, das sei kein Widerspruch: Sie sei gerade wegen des „C“ der CDU beigetreten, Religion sei ihr wichtig und sie sehe mehr Vereinendes als Trennendes. So habe sie auch zusammen mit einem befreundeten evangelischen Pfarrer in Aachen das Projekt „interreligiöser Dialog“ gegründet. „Es ist schade, dass Religion immer mehr an Bedeutung verliert.“