Hagen-Halden. Überraschende Wende im Streit um einen Reiserücktritt: Der Hagener Horst Winter konnte nach einer Beinamputation seinen Urlaub auf Lanzarote nicht antreten - doch die Versicherung wollte nicht zahlen. Sie argumentierte, der Rentner hätte mit der OP rechnen müssen. Jetzt lenkte die „Zurich Insurance“ jedoch ein.
Für Gerda (69) und Horst Winter (64) aus dem Lennetal war der Montag ein Freudentag: Die Reiseversicherung „Zurich Insurance“ hat eingelenkt und will jetzt zahlen.
Konzern wollte nicht haften
Unser Portal hatte exklusiv berichtet: Obwohl Rentner Horst Winter überraschend das rechte Bein amputiert werden musste und deshalb ein längst gebuchter Lanzarote-Urlaub nicht angetreten werden konnte, weigerte sich der führende Schweizer Versicherungskonzern zu haften. Die unglaubliche Begründung: Bereits zwei Jahre zuvor hätte sich Horst Winter einer Bypassoperation am linken Bein unterziehen müssen, deshalb hätte er damit rechnen können, dass rechte Bein zu verlieren, die Amputation „voraussehen müssen“ und „eine derartige Reise gar nicht erst buchen dürfen“.
„Völliger Quatsch“, ärgert sich der Werkstoffprüfer im Ruhestand, „ich war längst wieder komplett beschwerdefrei.“ Der behandelnde Krankenhaus-Arzt bestätigte das. Er attestierte: „Einer Reise stand zum Buchungszeitpunkt nichts im Wege.“
„Fokus auf menschliche Seite“
Für die „Zurich Insurance“ (60.000 Mitarbeiter, in 170 Ländern vertreten) trotzdem kein Grund, für den Schaden, der durch den abgesagten Urlaub entstanden ist, aufzukommen. Die Reiserücktrittsversicherer wimmelten die Erstattung von 2891,96 Euro hartnäckig ab. Sie hatten nicht mit der noch hartnäckigeren Hagener Anwältin Christiane Schramm (53) gerechnet. Die Expertin für Versicherungsrecht reichte Klage ein und war nach unserer Berichterstattung eine gefragte Interviewpartnerin für Zeitschriften und in vier Fernsehsendungen
Am Montag teilte die Versicherung überraschend mit, sie habe sich „entschlossen, den Fokus auf die menschliche Seite des Sachverhaltes zu legen und den Schaden in voller Höhe zu regulieren“.
Für Horst Winter, der seit zehn Monaten im Krankenhaus liegt und seitdem 23-mal operiert wurde, ein Leuchten am Horizont. Ehefrau Gerda: „Jetzt hoffen wir, dass wir seinen 65. Geburtstag im Oktober auf Lanzarote feiern können.“